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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Grenzen vorzurücken. In Moskau waren manche besorgt (oder wurden dafür bezahlt, sich Sorgen zu machen), daß dahinter eine antirussische Strategie stecken könnte. Kirilenko wußte genau, wie unsinnig das war, Popov ebenso, aber auch er wurde für entsprechende Informationen gut bezahlt und als neuer rezident erledigte er pflichtschuldigst seinen Auftrag. »Und was machst du jetzt?«
    »Das darf ich ich dir auch nicht sagen.« Was hätte er sonst antworten sollen? Es ließ alles offen, aber auf dem Hintergrund ihrer früheren Beschäftigung deutete er damit an, daß er noch immer mitmischte. Als was, brauchte Kirilenko nicht zu wissen, obwohl ihm mit Sicherheit bekannt war, daß Dmitrij Arkadejewitsch von der Organisation kaltgestellt worden war. Es hatte ihn überrascht. Popov genoß noch immer den Ruf eines erstklassigen Undercover-Agenten. »Ich lebe jetzt zwischen zwei Welten, Wanja. Ich arbeite für die Industrie, erledige aber auch Sonderaufträge«, ließ er durchblicken. Im Dienst einer Lüge war die Wahrheit oft die allerbeste Tarnung.
    »Du kreuzt doch nicht zufällig hier auf«, stellte Kirilenko fest.
    »Natürlich nicht. Ich wollte frühere Kollegen treffen.« Der Pub lag viel zu nahe an der Botschaft in Palace Green, Kensington, um als konspirativer Treffpunkt zu dienen, aber für informelle Gespräche in lockerer Atmosphäre eignete er sich ausgezeichnet. Außerdem hielt Kirilenko seinen Status als rezident vollkommen geheim. Um so mehr, wenn er hier erschien. Kein echter Undercover-Agent würde diesen Ort wählen, das wußte jeder. »Ich brauche deine Hilfe in einer bestimmten Angelegenheit.«
    »Und die wäre?« Der Geheimdienstler nahm einen Schluck Bier.
    »Wie komme ich an die Akte eines CIA-Beamten, den wir vermutlich kennen.«
    »Name?«
    »John Clark.«
    »Warum?«
    »Er ist jetzt, wie ich glaube, der Leiter einer >schwarzen< Operation mit Stützpunkt hier in England. Im Gegenzug biete ich dir jede Information darüber, was ich über ihn weiß. Das Dossier ließe sich vielleicht ergänzen. Meine Informationen sind, glaube ich, nicht ohne Interesse«, schloß Popov gnädig. In diesem Kontext war das keine geringfügige Offerte.
    »John Clark«, wiederholte Kirilenko. »Mal sehen, was ich für dich tun kann. Du hast meine Nummer?«
    Popov ließ unauffällig ein kleines Blatt über die Theke gleiten. »Unter der bin ich zu erreichen. Hast du eine Visitenkarte?«
    »Aber sicher.« Der Russe nahm das Blatt an sich, zog die Brieftasche heraus und überreichte ihm ein Kärtchen. l. P. Kirilenko stand darauf, Dritter Sekretär, Russische Botschaft, London.  0181-567-9008 , mit -9009 als Faxnummer. Popov steckte die Karte ein. »Dann woll'n wir mal wieder. Ich habe viel um die Ohren, Dmitrij. Hat mich gefreut, dich wiederzusehen!« Der rezident setzte sein Glas ab und verließ das Lokal.

    ***

    »Hast du das Bild?« erkundigte sich der >Five<-Mann bei seinem Kollegen, als sie ein paar Sekunden hinter ihrem Überwachungsziel auf die Straße traten.
    »Für die National Portrait Gallery reicht's nicht, aber...« Leider waren die Linsen versteckter Kameras zu klein, um ein wirklich gutes Foto zu schießen. Doch für die Identifizierung reichte es allemal, und er hatte elf Aufnahmen, die man im Computer aufhellen und nachbessern konnte. Das mußte reichen. Kirilenko hielt seine Tarnung wohl für perfekt. Daß Abteilung Five - einst auch MI-5 genannt, jetzt eigentlich offiziell Security Service - eigene Informanten in der russischen Botschaft unterhielt, konnte er nicht ahnen. Noch immer lief das Agentenspiel weltweit auf vollen Touren, ungeachtet der neuen Machtverhältnisse. Zwar hatten sie Kirilenko noch bei keiner kompromittierenden Tat erwischt, aber als rezident war er für geheimdienstliche Aktivitäten zuständig. Man blieb solchen Leuten ständig auf der Spur, wenn ihre Rolle bekannt wurde, und früher oder später hatte man etwas gegen sie in der Hand und schöpfte sie ab. Auch der Kerl, mit dem er sein Bier trank, behagte seinen Beobachtern nicht. Stammgast in der Kneipe war er nicht; die waren allgemein bekannt. Sie hatten jetzt ein paar Fotos von ihm, die man dem Archiv im neuen >Five<-Hauptquartier, Thames House, direkt am Ufer neben der Lambeth Bridge, einverleiben würde.
    Popov zahlte und verschwand, wandte sich nach links und lief am Kensington Palace vorbei, um an der Bahnstation ein Taxi zu nehmen. Wenn ihm Kirilenko bloß etwas Brauchbares lieferte! Er würde sich schon mit ein

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