10 - Operation Rainbow
will, muß er sich genau das angewöhnen. Laß ihm das bitte ausrichten, ja?«
»Mach ich, Gus«, versprach Murray. Dann wandten sie sich anderen Themen zu.
***
»Was, bitte, sollen wir tun?« fragte Stanley. »Ihnen die verdammten Knarren aus der Hand schießen? Das kommt doch nur im Fernsehkrimi vor, John!«
»Weber hat genau das getan, weißt du noch?«
»Ja, und es verstieß gegen unsere Grundsätze. Sollen wir unsere Leute jetzt dazu ermutigen?« gab Alistair zurück.
»Komm schon, Al. Wenn wir mehr Erkenntnisse sammeln wollen, müssen wir einige von ihnen lebend schnappen, oder?«
»Sagen wir, möglichst , was selten genug der Fall sein wird, John. Ziemlich selten.«
»Weiß ich doch«, gab Rainbow Six zu. »Aber wie können wir unsere Jungs dazu kriegen, wenigstens mal darüber nachzudenken?«
»Möglich ist es, aber mehr als in aller Schnelle von Fall zu Fall zu entscheiden, werden sie nicht tun.«
»Wir brauchen die Informationen«, beharrte Clark.
»Mag sein, aber Tote und Verletzte unter den Unseren nehmen wir nicht in Kauf dafür!«
»Irgendwann muß man auch mal Kompromisse machen«, gab Rainbow Six zu bedenken. »Wolltest nicht auch du mehr über die Motive der Leute erfahren?«
»Natürlich, aber...«
»Kein Aber. Wenn wir Informationen brauchen, müssen wir darüber nachdenken, wie wir drankommen«, drängte Clark.
»Aber wir sind keine Kriminalpolizei, John. Das gehört nicht zu unserem Aufgabenbereich.«
»Dann müssen wir den Aufgabenbereich ändern. Wenn es möglich ist, einen von ihnen lebend zu fassen, bemühen wir uns darum. Wenn nicht, können wir sie immer noch abknallen. Nimm bloß den Saukerl, den Homer in den Unterleib geschossen hat. Wir hätten ihn lebend haben können, Al. Unmittelbar hat er niemanden bedroht. Meinetwegen, er verdient es nicht besser, er stand bewaffnet im Freien, und wir sind aufs Töten trainiert. Johnston hat den Schuß übernommen und ihm ganz bewußt seinen eigenen Zuschnitt gegeben. Aber ebenso leicht hätte er ihm die Kniescheibe zerschmettern können. Dann hätten wir jetzt jemanden, mit dem wir sprechen können, vielleicht hätte er ausgepackt wie die meisten von denen! Und dann wüßten wir vielleicht manches, was uns ganz und gar nicht gefallen würde, wie?«
»Magst recht haben, John«, räumte Stanley ein. Mit Clark zu diskutieren war nicht leicht. Eigentlich war er mit dem Ruf eines CIA-Hardliners zu Rainbow gekommen, aber das war nicht die ganze Wahrheit, wie der Engländer jetzt merkte.
»Wir wissen einfach nicht genug, und wenn wir den Hintergrund nicht kennen, ist mir nicht wohl bei der Sache. Ich meine, Ding hat recht. Irgend jemand hat diese Kerle aufgehetzt. Wenn wir darüber mehr herausfinden, können wir den Anstifter vielleicht ausfindig machen und ihm die Polizei auf die Bude schicken, ein kleines Gespräch mit ihm führen. Dann hätten wir den einen oder anderen Anschlag vereitelt und gingen weniger Risiken ein.« Das eigentliche Ziel der Operation Rainbow war paradox: sich auf Einsätze vorbereiten, die im Idealfall überflüssig wurden. Als Feuerwehr zu dienen, ohne daß es im Dorf brennt.
»Einverstanden. Dann laß uns gleich morgen mit Peter und Domingo darüber sprechen, John. Die sollen es als erste wissen.«
»Dann bis morgen früh!« Clark erhob sich von seinem Schreibtisch. »Wie war's mit einem Bier im Kasino?«
***
»Dmitrij Arkadejewitsch - lange nicht mehr gesehen!« strahlte der Mann.
»Vier Jahre«, nickte Popov. Sie saßen in einem Londoner Pub, nicht weit von der russischen Botschaft entfernt. Er hatte den Zug genommen und gehofft, dort einen seiner alten Kollegen wiederzutre ffen, und tatsächlich war Iwan Petrowitsch Kirilenko noch immer hier beschäftigt. Iwan Petrowitsch war ein paar Jahre jünger als Popov und hatte einen kometenhaften Aufstieg hinter sich. Als fähiger Mann im Außendienst war er mit achtunddreißig Jahren zu m Oberst ernannt worden. Jetzt war er möglichweise...
»Bist du jetzt als rezident für London zuständig?«
»Darüber darf ich nicht sprechen, Dmitrij«, lächelte Kirilenko und nickte gleichzeitig. Er hatte es sehr rasch sehr weit gebracht im verkleinerten Geheimdienst der russischen Regierung und sammelte mit Sicherheit nach wie vor politische und andere Erkenntnisse, beziehungsweise ließ das von seinen Leuten erledigen. Rußland fürchtete die Erweiterung der NATO; das Schreckgespenst der alten Sowjetunion war drauf und dran, ostwärts bis an die russischen
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