10 - Operation Rainbow
Communications-Hauptquartier in Cheltenham, der dem NSA befreundete Nachrichtendienst in England. Die Engländer wußten, welche Telefone in der russischen Botschaft zu wem gehörten - nicht mal die Nummern waren nach dem Ende der Sowjetunion ausgewechselt worden. Und diese hier gehörte zum Schreibtisch des rezident . Die Klangqualität war nicht gut genug, um einen Stimmabdruck zu nehmen, zumal die russische Version des STU-Systems die Signale schlechter digitalisierte als die amerikanische. Doch war das Programm einmal entschlüsselt, war alles gut verständlich. Das entschlüsselte Signal wurde über einen anderen Computer geleitet, der die russische Unterhaltung einigermaßen verläßlich ins Englische übersetzte. Da diesmal der Londoner rezident in Moskau angerufen hatte, wurde das Telefonat als erstes bearbeitet, geknackt, übersetzt und weniger als eine Stunde später ausgedruckt. Das fertige Protokoll wurde umgehend nach Cheltenham zurückgefaxt und in Fort Meade durch einen Nachrichtenoffizier verteilt, der Auszüge an jeweils am Inhalt interessierte Personen weitergab. In diesem besonderen Fall bekam es der CIA-Direktor gleich selbst auf den Tisch, und da es sich offensichtlich um die Identität eines Undercover-Agenten handelte, auch die stellvertretende Direktorin (operative Vorgänge), der sämtliche Außendienstler zugeordnet waren. Der Direktor selbst hatte viel zu tun, aber das machte nichts, denn die Letztgenannte war mit ihm verheiratet.
»Ed?« meldete sich die Stimme seiner Frau.
»Ja, Schatz?«
»Jemand versucht, John Clarks Identität drüben in England zu ermitteln.«
Ed Foley fragte erstaunt: »Wirklich? Und wer?«
»Ein Gespräch des Botschaftssekretärs in London mit seinem Verwaltungsoffizier in Moskau wurde von uns abgefangen. Das Protokoll müßte bei dir im Eingangskorb liegen, Eddie.«
»Verstehe.« Foley hob den Stapel heraus und durchblätterte ihn. »Hab's schon. Hm... Der Kerl, der die Information braucht, Dmitrij Arkadejewitsch Popov, ehemaliger Oberst im - ein Terrorismus-Agent, wie? Ich dachte, die wären alle kaltgestellt? ... Okay, wurden sie auch, er wenigstens.«
»Tja, Eddie. Ein Terrorismus-Agent interessiert sich für Rainbow Six. Hochinteressant, oder?«
»Würde ich auch sagen. Geben wir das an John weiter?«
»Worauf du dich verlassen kannst, Süßer«, gab seine Stellvertreterin zurück.
»Was wissen wir über Popov?«
»Hab den Namen im Computer eingegeben - Fehlanzeige«, gab die Frau zurück. »Ich werde eine neue Datei anlegen. Vielleicht haben die Engländer was.«
»Soll ich Basil einmal anrufen?« fragte der Direktor.
»Erst mal sehen, was ich herausfinde.«
»Aber sieh zu, daß du John alles rüberfaxt!«
»Sobald ich das Deckblatt fertig habe«, versprach Mary Pat Foley.
»Heute abend ist das Hockeyspiel.« Die Washington Capitals standen in der Tabellenliga auf der Kippe, aber noch stand das Entscheidungsmatch mit den Flyers bevor.
»Hab's nicht vergessen. Bis später, mein Liebling!«
***
»Könntest du mal in mein Büro kommen, Bill?« bat John seinen Abwehroffizier vierzig Minuten später über seinen Büroapparat.
»Bin schon unterwegs, John.« Kurz darauf trat er ein. »Was gibt's Neues?«
»Schau dir das mal an, Junge.« Clark reichte ihm vier Seiten des Protokolls.
»Heiliger Bimbam!« pfiff Bill Tawney, als er auf Blatt zwei angelangt war. »Popov, Dmitrij Arkadejewitsch. Der Name sagt mir nichts - ach ja, wie ich sehe, wissen sie auch in Langley nichts von ihm. Wer soll sie auch alle kennen? Wollen wir Century House darauf ansprechen?«
»Da wir unsere Aktennotizen sowieso mit ihnen austauschen, kann das nicht schaden. Es scheint, als hätte Ding genau richtig getippt. Wollen wir wetten, daß dies der Gesuchte ist? Wer ist dein bester Freund beim Sicherheitsdienst?«
»Cyril Holt«, erklärte Tawney wie aus der Pistole geschossen. »Der Vizedirektor. Ich kenne Cyril noch aus meiner Zeit in der Rugbymannschaft. Er war ein Jahr später als ich dazugestoßen. Außerordentlicher Mann.«
»Willst du, daß er sich darum kümmert?«
»Richtig geraten, John.«
»Dann laß uns ihn gleich anrufen. Wenn wir an die Öffentlichkeit gehen, möchte ich, daß wir's aus freien Stücken tun und nicht, weil es die Russen ausplaudern.«
»Also kennen die deinen Namen?«
»Mehr als das. Ich habe den Vorsitzenden Golowko kennengelernt. Er war es, der mich und Ding letztes Jahr nach Teheran geschleust hat. Ich hab schon eine Reihe
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