10 - Operation Rainbow
schlecht für deine Gesundheit«, murmelte Clark, der die Szene auf dem Bildschirm verfolgte. Der Plan war fix und fertig. Conolly hatte Zündschnüre an die Fenster gelegt, um einen Zugang zu sprengen und gleichzeitig die Terroristen abzulenken. Vega, Tomlinson und Bates von Team-1 würden gleichzeit ig Leuchtgranaten werfen und den Raum stürmen, um die Kerle durch gezielte Schüsse auszuschalten. Der einzige Nachteil war wie jedesmal, daß einer von ihnen, als letzte bewußte Tat gewissermaßen, noch die Geiseln niederschießen oder sie zufällig treffen konnte, was nicht weniger tödlich wäre. Nach Clarks Eindruck hatte Bellow gute Arbeit geleistet. Wenn diese Subjekte noch einen Funken Verstand besaßen, würden sie wissen, daß es für sie besser wäre, aufzugeben. Aber John war klar, daß er selbst nie in die Lage gekommen war, sich überlegen zu müssen, ob er den Rest seines Lebens im Knast zubringen wollte, und das war gewiß keine angenehme Vorstellung. Jetzt stand ihm ein Übermaß militärisch geschulter Kräfte zur Verfügung. Die vorhin eingetroffenen SAS-Typen hatten sich seinem taktischen Kommando unterstellt, obwohl auch ihr eigener Oberst gekommen war, der nun als Zaungast das Geschehen vom Eingangsbereich des Krankenhauses aus verfolgte.
***
»Es war ein harter Tag für uns alle, Tim, nicht wahr?« erkundigte sich der Psychologe.
»Könnte besser gelaufen sein«, gab Timothy O'Neil zu.
»Sie wissen ja, wie er enden wird, oder?« lockte Bellow, als hätte er einen besonders schmackhaften Köder, um eine Bachforelle einzufangen. Würde der andere anbeißen?
»Ja, Doktor, ich weiß.« Timothy zögerte. »Ich habe heute noch keinen einzigen Schuß abgefeuert. Ich habe niemanden getötet. Jimmy schon«, setzte er hinzu und wies auf die Leiche am Boden, »aber von uns hier sonst keiner.«
Volltreffer! dachte Bellow. »Das wird sich auszahlen, Tim. Um die Wahrheit zu sagen, es zählt viel. Sie wissen ja, daß der Krieg bald vorbei ist. In Kürze wird man sich einigen, und wenn der Frieden kommt, wird es für die meisten Kämpfer eine Amnestie geben. Es gibt also noch Hoffnung. Für Sie und für euch anderen auch«, wandte sich Paul an die übrigen drei, die aufmerksam zugehört hatten... und inzwischen ebenso unschlüssig waren wie ihr Anführer. Sie wußten inzwischen alle, daß sie verloren hatten. Umringt von Feinden, ihr Anführer verhaftet - so blieben ihnen nur noch Tod oder Gefangenschaft als letzte Alternativen. Auf eine Flucht durften sie nicht mehr hoffen. Und der Versuch, die Geiseln in einen Bus zu schaffen, würde nur eine andere und noch gräßlichere Variante ihres Todes herbeiführen.
»Tim?«
»Ja?« Er stieß eine Rauchwolke aus und blickte auf.
»Wenn Sie Ihre Waffe hier auf dem Boden ablegen, verspreche ich Ihnen, daß Ihnen nichts zustoßen wird.«
»Um dann ins Gefängnis zu gehen?« Enttäuschung und Wut klangen aus der Gegenfrage.
»Aus dem Gefängnis kommt man eines Tages wieder heraus, Timothy. Wenn aber geschossen wird, gibt es kein Zurück mehr. Herrgott nochmal, ich bin Arzt«, erinnerte Bellow den Jungen. »Ich kann es nicht ertragen, wenn Menschen sterben müssen.«
Timothy O'Neil blickte sich nach seinen Genossen um. Alle hatten die Augen niedergeschlagen. Selbst die Barry-Brüder ließen keinen Trotz mehr erkennen.
»Leute, wenn ihr heute keinen verletzt habt, dann werdet ihr, so Gott will, zwar in den Knast wandern, aber irgendwann wieder herauskommen, sobald die Amnestie gewährt ist«, ermunterte Bellow die anderen. »Im anderen Fall sterbt ihr einen sinnlosen Tod. Ihr würdet auf keinen Fall für das Vaterland sterben. Denn man verehrt keinen als Helden, der unschuldige Zivilpersonen abgeknallt hat«, mahnte er. Immer wiederholen, dachte Bellow. Einprägen, bis es sitzt. »Soldaten töten einander im Krieg. Aber sie bringen keine unschuldigen Zivilisten um. Entweder ihr sterbt für nichts und wieder nichts - oder ihr könnt leben und eines Tages wieder frei sein. Die Entscheidung liegt ganz bei euch, Leute. Ihr habt die Gewehre. Aber bis zum Bus würdet ihr es nicht schaffen. Sie würden euch niemals entkommen lassen. Ja, ihr habt hier sechs Personen, die ihr töten könnt. Aber wohin brächte euch das, wenn nicht geradewegs in die Hölle? Mach Schluß damit, Timothy«, drängte er.
Die Entscheidung fiel Tim O'Neil nicht leicht. Die Vorstellung, mit gewöhnlichen Kriminellen hinter Knastmauern zu sitzen, seine Angehörigen nur noch zu sehen, wenn
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