100 Bauernregeln, die wirklich stimmen
Pflanzenarten vorsichtige Rückschlüsse auf ihre Entwicklung bis zur Erntereife zu.
Regel-Variation
»Wenn der Frühling Wärme bringt, bis weit in den Herbst die Grille singt.«
Die Aussage der Regel ist nicht von untergeordneter Bedeutung, deckt sie doch die als Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst und Spätherbst bezeichneten phänologischen Jahreszeiten ab. Das heißt von der Margeriten- und Klatschmohnblüte bis zum Auflaufen des Winterweizens.
»Wie Urbanus das Wetter hat, so findet’s in der Lese statt.«
25. Mai – Urban I.
Die Bauernregel wirft einen Blick auf den Herbst, in die Zeit, wo an den Hängen der Weinberge die Trauben geerntet werden. Natürlich wünscht sich der Winzer freundliches Wetter bei der Weinlese. Die Witterung um Urbanus, der sich als Weinheiliger einen Namen gemacht hat und als Schutzpatron der Weinberge, Winzer und Küfer verehrt wird, kann Auskunft darüber geben.
Scheint die Sonne um Sankt Urban überdurchschnittlich viel vom Firmament, so kann man in sechs von zehn Fällen einen sonnigen Herbst erwarten. Dabei zeichnet sich in zwei von drei Jahren vor allem der September durch ein über der Norm gelegenes Sonnenscheinangebot aus. Liegt die Sonnenscheindauer um Sankt Urban unter den langjährigen Durchschnittswerten, folgt in zwei Drittel aller Fälle ein Herbst mit zu wenig Sonnenschein und trüben Witterungsabschnitten.
Urban, der als Helfer gegen Gewitter, Frost und Gicht angerufen wird, gilt als erster der beiden »kleinen Eisheiligen«, zu denen als zweiter Vertreter Philipp (26. Mai) gehört. Schon öfter konnten in den zurückliegenden Jahren Urban und Philipp ihren großen, sich laut Kalender in der Zeit vom 11. bis 15. Mai einstellenden Vorbildern den Rang ablaufen. Nicht umsonst heißt es: »Weht vom Nordpol an Urban der Wind übers Meer, macht er Reben und Mais das Leben sehr schwer«. Oder: »Trägt Urban nächtlichen Frost im Gepäck, sucht die Nachtigall sich ein warmes Versteck.« Nächtlicher Kälte können empfindliche Gartenkulturen wie Gurken und Tomaten rasch zum Opfer fallen. Außerordentlich empfindlich und schon bei null Grad gefährdet sind auch Markerbsen und Buschbohnen. Mais- und Kartoffelpflanzen können nur Temperaturen bis minus ein Grad und Ackerbohnen und Linsen bis minus zwei Grad schadlos überstehen. Sonnenblumen und Sommerwicken verkraften bis minus drei Grad und Gelbe Lupinen, Lein und Mohn bis minus vier Grad.
Regel-Variationen
»Wenn Urban kein schön Wetter hält, das Weinfass in die Pfütze fällt.«
»Wenn der Winzer Urban und Philipp (26.05.) sonnig sieht, der Regen vor Traubenreife und Weinlese flieht.«
»Sankt Urban hell und rein, segnet die Fässer ein.«
»Wenn zu Urban Schönwetterwolken über’m Weinberg stehen, wird der Winzer zur Weinlese kaum Regenwolken sehen.«
»Wie’s Wetter am Sankt Urbanstag, so der Herbst wohl werden mag.«
Ein alter Brauch an Urbans Festtag besteht darin, seine Figur bei Sonnenschein mit Wein zu übergießen, während sich diese bei Regenwetter eine Dusche mit Wasser gefallen lassen muss.
Über das Leben von Urban ist nicht viel bekannt. Mit Sicherheit weiß man nur, dass er von 222 bis 230 Papst war und im Jahr 230 starb. Er wird in der Kunst mit Buch, Schwert und Weintraube oder Weinstock dargestellt. Eine Legende erzählt von einem Bischof namens Urban von Langres, der im 5. Jahrhundert lebte und sich vor seinen Verfolgern hinter einem Weinstock verbarg. Auch er wird deshalb in der christlichen Ikonographie mit Traube oder ganzem Rebstock in der Hand abgebildet und gilt daher ebenfalls als Schutzpatron der Winzer. Da sein Namensfest schon auf den 2. April fällt und das Ergrünen der Rebstöcke zu diesem Zeitpunkt noch nicht wahrgenommen werden kann, liegt die Vermutung nahe, dass dessen Schutzpatronsfunktion auf Papst Urban I. übertragen wurde.
»Regen am Medardustag verdirbt den ganzen Heuertrag.«
8. Juni – Medardus
Als ein bedeutender Lostag im Jahresverlauf gilt Sankt Medardus. Rechnet man genau nach, wird man feststellen, dass der Medardustag exakt auf den hundertsten Tag nach dem alten römischen Jahresanfang am 1. März fällt. Mitunter wird gesagt, dass Medardus das Tor zum Sommer aufstößt. Meist aber liegt sein Tag vor der sogenannten Schafskälte, die sich in neun von zehn Jahren ungefähr um den 11. Juni einzustellen pflegt. Ihren Namen verdankt sie der Tatsache, dass die um diese Zeit frisch geschorenen Schafe, ihrer wärmenden Wolle
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