100 Bauernregeln, die wirklich stimmen
nicht frisst.«
»Huscht im Weinmond
(Oktober)
die Haselmaus viel unter Bäumen, werden Schnee und Eis mit dem Kommen säumen.«
Bevor die Haselmaus, deren bevorzugter Lebensraum ein mit reichem Buschbestand durchsetzter Mischwald darstellt, sich in den Winterschlaf begibt, geht sie bis Ende Oktober, meist erst nach Einbruch der Dunkelheit, auf Nahrungssuche. Mithilfe von Samen, Beeren, Insekten, Schnecken und vor allem Haselnüssen frisst sie sich ein Bäuchlein an. Zu Beginn des Winterschlafs verwandelt sich das Tier, indem es seine Körpertemperatur reduziert, von einem »Warmblüter« zu einem »Kaltblüter«. Um die Lebensfunktionen aufrechtzuerhalten, ist dennoch Energie erforderlich. Diese holt sich die Haselmaus aus den sich vor dem Winterschlaf angefressenen Fettdepots .
Regel-Variation
»Sucht im Oktober die Haselmaus sich einen trockenen Futterplatz aus, dann verliert sich der Winter in mildem Wind, dass Hartung (Januar) und Hornung (Februar) sich zeigen lind.«
Um bei der Nahrungssuche, die sowohl in den Zweigen der Büsche als auch am Boden erfolgt, nicht nass zu werden, meidet sie durch Regen befeuchtete Bodenareale. Durch die Fähigkeit der Bäume, Niederschlagswasser im Blattwerk zurückzuhalten, das wie ein Schirm wirkt, ist sie vor Nässe geschützt. Nach Sonnenuntergang beginnt sie dann auf dem trockenen Boden unter den Bäumen ihre Nahrung zu suchen. Käfer und andere Insekten, die ihr als Futter dienen, ziehen sich nämlich ebenfalls vom Nassen ins Trockene zurück.
Erweist sich der Oktober sonnenscheinarm, kühl und regenreich oder fällt auf das noch an den Bäumen befindliche Laub sogar Schnee, was im Oktober freilich selten der Fall ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines milden und schneearmen Januars und Februars verhältnismäßig hoch. Bewegt sich das Oktobermittel der Lufttemperatur um wenigstens 1,5 Grad unter dem langjährigen Durchschnittswert, dann pflegt der folgende Januar in sechs bis sieben und der Februar in sieben bis acht von zehn Fällen zu mild auszufallen.
»Sind im Oktober viele Marienkäfer zu schau’n, solltest auf Frost du im Hochwinter bau’n.«
Dass ein häufiges Auftreten des als Sympathieträger geltenden Marienkäfers viel mit dem Wetter und der Witterung zu tun hat, ist allgemein bekannt. Vor allem, wenn eine ausufernde Blattlauspopulation den Käfern eine vorzügliche Nahrungsgrundlage bietet, fühlen sie sich sehr wohl und treten in großen Mengen auf.
Ist im Oktober die Flugintensität des Marienkäfers noch oder wieder hoch, hängt das einerseits mit dem Blattlausaufkommen, andererseits mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen sowie einem guten Sonnenscheinangebot zusammen. So pflegen bei warmer Herbstwitterung die Weibchen der Blattläuse zu schlüpfen. Das neugeborene Weibchen ist flügellos. Um seine 200 bis 300 Eier im Kronenbereich von Bäumen ablegen zu können, muss es den Baumstamm hinaufkriechen. Dort wartet hungrig der Marienkäfer, um Beute zu machen.
Der als Nützling bekannte Marienkäfer ernährt sich von etwa 50 Blattläusen pro Tag. In seiner Zeit als Larve vertilgt der Käfer ungefähr 3000 Blattläuse. Da ein marienkäferfreundlicher Oktober sich durch ein überdurchschnittliches Wärmeangebot und eine unter dem Soll liegende Niederschlagsmenge auszeichnet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein zu kalter Januar folgt und damit oben angeführte Bauernregel ins Schwarze trifft, verhältnismäßig groß (siehe auch Regel 39).
Regel-Variation
»Tummeln im Oktober sich zahlreiche Marienkäfer noch im Garten, sind harte Fröste und viel Schnee im Eismond (Januar) zu erwarten.«
»Wenn fremde Wasservögel nah’n, deutet das große Kälte an.«
Oft ist es im Kernbereich nordischer Hochdruckzonen im Februar so klirrend kalt, dass alle Gewässer zufrieren und somit die Wasservögel von ihrer Nahrungsgrundlage abgeschnitten sind. Sie begeben sich dann als futtersuchende »Kälteflüchtlinge« nach Süden in unsere Gefilde, noch bevor die eisige Luft auch uns erreicht und hierzulande für eine spätwinterliche Kältewelle sorgt.
Zu diesen Emigranten gehören unter anderem Pracht-, Stern-, Rothals-, Schwarzhals- und Eistaucher, Schell- und Spießenten, Gänse- und Zwergsäger sowie Singschwäne. Letztere werden von den Bewohnern Lapplands als »Boten des Schicksals« bezeichnet. Sie alle entfliehen der Kälte der skandinavisch-russischen Arktis. Im Gegensatz zu den arktischen Gewässern sind viele der hiesigen Gewässer eisfrei
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