100 Bauernregeln
fünf Fällen dafür, dass die vier Folgewochen ebenfalls zu warm ausfallen. Das spiegelt sich dann auch im Niederschlagsverhalten an Matthäus und im Verlauf der folgenden 28 Tage wider: Kann zu Matthäus, der als Schutzpatron der Buchhalter sowie der Finanz- und Zollbeamten verehrt wird, der Regenschirm zu Hause bleiben, so kann er in den kommenden vier Wochen weiterhin sein Dasein im Schrank fristen. Aber nur 0,1 Millimeter Regen am Matthäustag dürften so manchem Gartenfreund das Konzept verderben. Schließlich werden dann in drei von fünf Fällen die vier folgenden Herbstwochen nass ausfallen. Bei mehr als zehn Millimeter fallen die vier Folgewochen fast immer zu nass aus.
Eine Toppregel, über die sich Hobby-Meteorologen und Wetterfans freuen dürfen.
Regel-Variationen
»Wenn’s Wetter an Matthäus Freude dir macht, vier Wochen Frau Sonne vom Himmel noch lacht.«
»Wenn von Matthäus bis Remigius (01.10.) der Altweibersommer regiert, viel Sonnenschein oft auch den Oktober ziert.«
»Ist der September lind, wird der Winter ein Kind.«
Diese kurze Bauernregel für den Monat September, der uns den »Mai des Herbstes« beschert, erweist sich in 75 Prozent der Fälle als Volltreffer. So folgt einem überdurchschnittlich warmen September in sieben von zehn Fällen ein zu milder Februar und in jeweils sechs von zehn Fällen ein milder Dezember und Januar. Die Regel besagt aber nicht, dass zwangsläufig der ganze Winter zu warm ausfällt. Es können, müssen aber nicht alle drei Wintermonate durch zu hohe Temperaturen auffallen. Es ist durchaus denkbar, dass sogar zwei Monate leicht zu kalt sind und nur einer zu mild. Was zählt, ist letztendlich die Durchschnittstemperatur aller drei Wintermonate zusammen, also das Jahreszeitmittel.
In einem linden September hält sich das Temperaturniveau von Festland und Meer die Waage, was nur geringe Luftdruckgegensätze zur Folge hat. Druckunterschiede, die Wind als Ausgleichsströmung nach sich ziehen, fehlen somit. Daher stellt sich in fünf von sechs Fällen im Laufe der zweiten Monatshälfte ruhiges, störungsfreies Wetter ein. Für diese besonders im letzten Septemberdrittel auftretenden Hochdruckwetterlagen kennt der Volksmund eine Reihe sehr schöner Bezeichnungen wie: »Birgittensommer« in Schweden, »Wenzelsommer« in Böhmen, »Witwensömmerli« in der Schweiz und »Theresiensommer« in Frankreich. Im nordamerikanischen Raum spricht man vom »Indian Summer« und bei uns vom »Altweibersommer«. Ist dieser im September besonders gut ausgeprägt, gestaltet sich meist auch der ganze Monat zu warm.
Regel-Variationen
»Wenn der Herbstmond (September) mild ins Land geht, lauer Westwind den Winter über weht.«
»Scheiding (September) zu mild, schwachen Winters Bild.«
»Kommt der Michael heiter und schön, wird’s vier Wochen so weitergeh’n.«
29. September – Michael
Obwohl die Tage spürbar kürzer und die Nächte länger werden, ist die Zeit des Altweibersommers noch nicht zu Ende. Der Volksmund reimte: »Es holt herbei Sankt Michael die Lampe wieder und das Öl.« Darüber hinaus wusste der Landmann: »Um Michael brennt wieder das Kienspanlicht, es Helligkeit am Abend beim Spinnen verspricht.« Der vorletzte Tag des Herbstmondes (September), laut Bauernkalender auch Michaelistag genannt, ist den Erzengeln Gabriel, Michael und Raphael gewidmet. Der Michaelistag gilt als wichtiger Lostag im Bauernjahr. So pflegt man im alpenländischen Raum um Michaeli das Vieh von den Almen abzutreiben. Zuvor werden die Tiere »aufgekranzt«, das heißt prächtig geschmückt.
Ist es um Sankt Michael zu warm, so wird mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 65 Prozent auch der Oktober überdurchschnittlich temperiert sein. Erweist sich der September nicht nur zu warm, sondern auch sehr sonnig, so wird der Oktober sogar in neun von zehn Fällen mehr Wärme bescheren, als normalerweise zu erwarten ist. Dabei stellt sich im Norden Deutschlands häufiger starke Bewölkung ein, während über dem Süden, insbesondere über dem Alpenraum, Frau Sonne ihr Zepter schwingt. Hier macht sich die große Erhaltungsneigung des Altweibersommers bemerkbar, der fließend in den goldenen Oktober übergeht. Die stärkere Bewölkung im Norden dürfte auf sich abschwächende, verhungernde atlantische Frontensysteme zurückzuführen sein, die aufgrund der Wirkung des Azorenhochs bzw. eines von diesem ausgehenden Keiles nicht weiter vorankommen. Im Süden, wo der Hochdruckeinfluss noch stärker
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