100 Bauernregeln
Trübung der Luft den Autofahrern das Leben schwer macht, ragen die Gipfel der Berge aus der »Nebelsuppe« heraus und erfreuen sich bei merklich höheren Temperaturen als in den Tallagen herrlichen Sonnenscheins und außergewöhnlicher Fernsichten.
Da diese Bauernregel Rückschlüsse auf die Schneeverhältnisse im Winter erlaubt, dürfte sie nicht nur für Bauern von besonderem Interesse sein, die einen frostigen und verschneiten Winter favorisieren. Auch Wintersportler und Schneefreaks dürfen sich nach einem nebligen Oktober auf die kommende Wintersaison freuen – zumindest mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent.
»Wenn an Martini Nebel sind, wird der Winter meist gelind.«
11. November – Martinstag
Es gibt nur wenige Tage im Jahresverlauf, um die sich so viele Bauernweisheiten und Sprüche ranken wie an Sankt Martin. Zu denen mit prognostischem Charakter zählt unter anderem oben angeführter Reim, der gar nicht so selten ins Schwarze trifft. Tragen nämlich die Tage um Martini ein Nebelgewand und zeigen sich damit von einer feucht-trüben Seite, so ist in sechs bis sieben von zehn Fällen ein insgesamt zu milder Winter zu erwarten.
Noch treffsicherer erweist sich die Regel, wenn man das Nebelverhalten in der Zeit vom 19. bis 23. November, also rund zehn Tage später, in Betracht zieht. Da offenbart sich der Zusammenhang mit den kommenden Wintertemperaturen noch deutlicher. Dominiert an diesen fünf Tagen nebliges Wetter, so wird sogar mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent der Winter zu mild ausfallen. Rückschlüsse von einem sonnigen Martinstag auf einen strengen Winter führen aus statistischer Sicht allerdings zu keinem befriedigenden Ergebnis.
Neben Sankt Georg (23. April) gehört Sankt Martin zu den vornehmsten Heiligen, da beide beritten dargestellt werden. Martin wurde um 316/317 in Pannonien, im heutigen Ungarn, geboren und lebte bis 397. In die Kirchengeschichte ist er als »Wundertäter von Tours« sowie als »Beschützer aller Bedrängten und Schrecken aller Gewalttätigen« eingegangen.
Regel-Variationen
»Ist Martini trüb und feucht, wird gewiss der Winter leicht.«
»Wenn sich die Sonne um Sankt Martin versteckt, wird kein richtiger Winter geweckt.«
»Schaut Martin trübe über Flur und Feld, kaum Schnee den Wintertag erhellt.« »Siehst du Martin im Nebel stehen, dann milde Winde im Januar wehen.« »Martinstag, trüb und lind, ist der Winter lieb’ Kind.«
»Verschläft die Sonne an Sankt Martin den Tag, ein milder Winter sich einstellen mag.«
»Versteckt sich Martin hinter Nebelschwaden, sind die Januarwolken meist mit Regen beladen.«
Der Überlieferung nach soll ein Offizier von edler Gesinnung namens Martin hoch zu Ross vor dem Stadttor von Amiens seinen Mantel zerschnitten und eine der beiden Hälften einem frierenden Bettler geschenkt haben. Als sich dieser Bettler nachts im Traum als Christus zu erkennen gab, hängte besagter Offizier seinen Soldatenberuf an den Nagel und wirkte fortan als Missionar und Einsiedler. Als man ihm anno 371 das Amt des Bischofs von Tours antrug, versteckte sich Martin, nicht gewillt, dieses Amt zu übernehmen, in einem Gänsestall. Das Geschnatter der Tiere verriet ihn jedoch. Alle Jahre wieder landen deshalb die Gänse am Sterbetag des heiligen Martin – als Strafe für ihren Verrat – als Martinsgans auf unseren Tellern.
Noch heute pflegt man in einigen Gegenden den Brauch, Martinsbrezeln zu backen und Martinsfeuer zu entfachen. In manchen Regionen des Tieflandes treibt man die auf der Weide befindlichen Tiere erst am Martinstag wieder in ihre Ställe. Nach vollbrachter Arbeit übergibt der Hirte dem Bauer eine bunt geschmückte Birken- oder Eschengerte mit der Bitte, diese bis zu dem Frühjahrstag aufzubewahren, an dem die Tiere erstmals wieder ins Freie getrieben werden. Die geschmückte Gerte soll symbolisch die Fruchtbarkeit der Tiere über die langen Winterwochen tragen.
Da der Winter nicht mehr fern ist, heißt es im Volksmund: »Mit den Federn der Martinsgans fällt der erste Schnee.«
»Wie Katharina das Wetter gestaltet, so der nächste Februar waltet.«
25. November – Katharina
Bezieht man diese Regel auf die Frage: »Trocken oder nass?«, dann trifft sie mit einer Zuverlässigkeit von ungefähr 70 Prozent zu. So folgt trockenem Wetter um den Katharinentag in acht von zehn Fällen ein niederschlagsarmer Hornung, wie der Februar in alten Schriften bezeichnet wird. Herrscht dagegen regnerisches Wetter um Sankt
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