100 Bauernregeln
England kam und später dann auch in anderen europäischen Ländern als Bienenfutterpflanze kultiviert wurde. Es besteht die Gefahr, dass das Indische Springkraut die standorttypische Vegetation hierzulande mehr und mehr verdrängt.
Regel-Variation
»Bei Sonnenschein hat’s Springkraut viel Kraft, der Samen dann meterweite Sprünge schafft.«
»Betört der Linde Blütenduft, liegt Regenwetter in der Luft.«
Egal, ob es sich um Winterlinden, Silberlinden oder Sommerlinden handelt, bei schwülwarmem Wetter sondern die Blüten dieser 30 bis 40 Meter hoch werdenden Laubbäume besonders reichlich Nektar ab und die Blattläuse können somit verstärkt für Honigtau sorgen. Dadurch wirkt der Duft der Linden besonders betörend auf unsere Sinne. Aber die schwülwarme Luft deutet auf einen Wetterumschwung hin, der meist von Schauern und Gewittern eingeleitet wird. Auch die Bienen werden von dem starken, aber angenehmen Geruch der Lindenblüten magisch angezogen. Viel Sonnenschein, hohe Luftfeuchtigkeit und weit überdurchschnittliche Temperaturen sorgen dabei für einen sehr guten Honigertrag. Die Flugaktivität der Bienen hängt in erster Linie von der Temperatur und der Lichtintensität ab. Oft wird zur Lindenblütenzeit, im Juni und Juli, zwischen vier und sechs Uhr nachmittags die größte Flugaktivität der Bienen beobachtet.
Im Volksglauben galt die Linde als heiliger Baum und Wohnsitz der Göttin Freya, welche die Schutzherrin der weiblichen Gerechtigkeit verkörpert. Neben stärkerem Nektarfluss geben blühende Linden die Duftstoffe Farnesol, Geraniol und Eugenol ab. Diese steigen bei zunehmender Luftfeuchtigkeit ebenfalls intensiv sommerlich in die Nase. Verstärktem Geruch blühender Linden folgt tatsächlich meist eine Wetterverschlechterung. Insofern dürfen wir obiger Wetterregel durchaus vertrauen.
Regel-Variation
»Duften die Linden hinten im Garten, sind bald Regenwolken zu erwarten.«
»Gib gut auf den Storchschnabel acht im Garten, er sagt uns, welches Wetter wir erwarten.«
Bei einem flüchtigen Blick auf den Storchschnabel scheint dessen Bezeichnung zunächst unverständlich. Doch schaut man sich die Pflanze näher an, erklärt sich der Name aus der Gestalt des Fruchtstandes. Diese erinnert nämlich an den Kopf und Schnabel eines Storches oder Kranichs. Aus botanischer Sicht handelt es sich um eine Spaltfrucht. Diese spaltet sich bei Reife in fünf Fruchtfächer auf. Durch explosionsartiges Aufplatzen des austrocknenden Schnabels werden die Samen verbreitet. Dabei werden insbesondere beim Wald-Storchschnabel die Samen katapultartig bis zu einer Entfernung von drei Metern durch die Luft geschleudert.
Sowohl der Wiesen- als auch der Wald-Storchschnabel, aber auch andere, zum Teil kultivierte Storchschnabelarten stellen Pflanzen dar, die sich sehr gut als »natürliche Hygrometer« nutzen lassen. So drehen sich die Grannen an den Spitzen der hygroskopischen und länglichen Teilfrüchte bei Luftfeuchtigkeitszunahme im Uhrzeigersinn, bei abnehmender Luftfeuchte in entgegengesetzter Richtung. Das prädestiniert den Storchschnabel zu einem guten »Wetterpropheten«. Dieser Bauernregel kann man vertrauen, dürfte sie doch in den meisten Fällen gute Prognoseergebnisse liefern.
Regel-Variation
»Wenn des Storchschnabels Frucht sich wie der Uhrzeiger dreht, in der Nacht schlechtes Wetter vor uns steht; doch dreht sich die Frucht entgegengesetzt, kein Wölkchen den sternklaren Himmel verletzt.«
»Wenn der Fichte Zweigspitzen sich nach oben aufrichten, sich am Himmel gewiss die Wolken verdichten, bevor darauf Regen vom Himmel rinnt, der Pflanzen und Erde befeuchtet geschwind.«
Fichten verbrauchen sehr viel Wasser. Wird nach einer längeren Trockenheit die verfügbare Feuchte im Boden immer geringer, so geraten die Bäume unter Trockenstress. Meist kommen dann noch Hitze- und Strahlungsstress hinzu. Während der Mensch sich unter diesen Wetterbedingungen eine kühle Limonade, Eiskaffee oder kalten Tee schmecken lässt, muss sich die Fichte mit dem spärlichen Wasser, das ihr durch die Wurzeln zugeführt wird, begnügen. Daher verschließt sie ihre Stomata (Spaltöffnungen), um die Transpiration zu drosseln, das heißt, um so wenig Wasser wie möglich an die Atmosphäre abzugeben.
Wie ein kranker oder erschöpfter Mensch Kopf und Gliedmaßen hängen lässt, so zeigen bei der Fichte die Zweigspitzen aufgrund des stark angespannten internen Wasserhaushalts ebenfalls nach unten. Naht nun eine
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