100 Bauernregeln
Internet über das zu erwartende Wetter. Früher war er auf eine genaue Beobachtung der Natur angewiesen. Auch in der Tierwelt gibt es – neben dem berühmten Wetterfrosch – hilfreiche Wetterpropheten.
»Wenn die Amseln laut flöten nach langem Schweigen, wollen sie Sturm und Regen anzeigen.«
»Mit edeln Purpurröten und hellem Amselschlag, mit Rosen und mit Flöten stolziert der junge Tag.«, dichtete C. F. Meyer (1825–1898) in seinem Morgenlied. Tatsächlich erfreut der schmelzende Gesang eines Amselhahnes auf Antennen, Dach- oder Baumspitzen viele Menschen. Den wenigsten wird aber bekannt sein, dass die Amsel als Regenvogel gilt. Flötet sie im Frühjahr übertrieben laut, ist das ein untrügliches Zeichen für das Bevorstehen feuchten und milden Wetters. Ist im Sommer statt am Morgen und Abend der Amselgesang zu einer ungewöhnlichen Tageszeit besonders grell zu hören, tut man gut daran, Gewitter und länger anhaltendes Schlechtwetter ins Kalkül zu ziehen. Das Verhalten der meisten Singvogelarten richtet sich nicht nur nach der Tageslänge, sondern wird auch durch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Druckschwankungen geprägt. Eine entscheidende Rolle spielt auch das Sonnenlicht, dessen spektrale Zusammensetzung und Helligkeit sich vor markanten Wetterumschwüngen ändern. Auf derartige Änderungen reagiert die Amsel in ihrem Gesang. Mit ihren »Regenrufen« machen auch andere Vogelarten wie Pirol, Buchfink, Regenpfeifer und Krähe auf eine nahende Wetterverschlechterung aufmerksam. Es lohnt sich daher, auf die gefiederten Gesellen zu hören.
Regel-Variationen
»Wenn die Finken vor Sonnenaufgang singen, wird der Tag wohl Regen bringen.«
»Wenn die Pirole Spektakel machen, wird nicht mehr lang die Sonne lachen, dann ziehen bald dunkle Wolken auf, Gewitter folgt und Regen drauf.«
»Fliegen die Schwalben in den Höh‘n, kommt ein Wetter, das ist schön.«
Bei sonnigem Hochdruckwetter gelangen mit Thermikblasen die Futterinsekten der Schwalben in höhere Luftschichten. An Tagen mit wenig Sonnenschein oder gar bei trübem und regnerischem Wetter ist die Thermik nur schwach oder gar nicht ausgeprägt. Bei schönem Wetter folgen also die kleinen Flugkünstler ihrer Beute in luftige Höhen. Bei sich abzeichnender Wetterverschlechterung, also aufkommendem Regen und Wind, halten sich die Futterinsekten mangels Thermik in Bodennähe auf. Oft suchen Mücken und Fliegen dann die Blätter niedrig wachsender Pflanzen auf. Genau dort wird man auch unsere hungrigen Schwalben finden.
Regel-Variationen
»Wenn die Schwalben hoch am Himmel kreisen, sie weiter auf schönes Wetter hinweisen, doch fliegen sie am Boden tief, dann hängt der Wettersegen schief.«
»Wenn die Schwalben höher fliegen, werden wir schönes Wetter kriegen.«
»Wenn die Schwalben niedrig jagen, wird uns bald Schlechtwetter plagen.«
Auf Weideflächen sieht man die Schwalben, die als Zugvögel von April bis Oktober in Mitteleuropa weilen und zwei- bis dreimal pro Jahr vier bis sechs Eier bebrüten, oft knapp über dem Boden pfeilschnell zwischen weidenden Rindern hin und her fliegen, da die Kühe die sich versteckenden Insekten immer wieder beim Fressen aufscheuchen.
Frühe Kälteeinbrüche während des Rückfluges der Schwalben in ihre südlich gelegenen Winterquartiere können, wie Ende September 1931 im Raum Wien geschehen, für die Tiere in einer Katastrophe enden.
»Wenn die Mücke stechen tut, tut bald Gewitterfrische gut.«
Wer hat nicht schon bei drückender Schwüle über diese Plagegeister gestöhnt? Die stechfreudigen Blutsauger bereiten immer mehr Allergikern Probleme. Das Immunsystem vieler Menschen reagiert auf die im Mückenspeichel enthaltenen Eiweiße in unerwünschter Weise. Immerhin lassen sich Symptome wie Kopfschmerzen, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufprobleme nach Mückenstichen nicht ausschließen. Auch Nichtallergiker haben unter den juckenden Quaddeln zu leiden.
Treten Mücken, Fliegen und Bremsen besonders lästig in Erscheinung, dann weist deren Verhalten auf eine bevorstehende Wetterverschlechterung hin. So geraten in der schwülen Atmosphäre oft schon Stunden vor einem Gewitter die Menschen, aber auch viele Tiere ins Schwitzen. Durch die langsam aufkommende Luftbewegung verbreitet sich deren Schweißgeruch. Dieser wirkt wie ein Lockmittel auf die stechlustigen Insekten, die sich bei nahendem Schlechtwetter ohnehin in Bodennähe aufhalten. Unser Körpergeruch zieht praktisch die Mücken an.
Dass der eine
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