100 - Des Teufels Samurai
folgendermaßen: „Jeder, der durch diese sieben Torbögen geht, gerät in den magischen Bannkreis des Kabuki und wird in dieses Spiel mit einbezogen, ob er will oder nicht. Darauf möchte ich lieber verzichten, denn es könnte zu einem blutigen Schauspiel ausarten."
„Ich zerbreche mir den Kopf darüber, was ich mit all dem zu tun haben soll", sagte Dorian. „Sie wissen doch sicherlich mehr darüber, Yoshi. Warum klären Sie mich nicht auf?"
Sie erreichten den Pavillon, und Yoshi wich dem Haupteingang aus.
„Wir nehmen den bescheidenen Eingang", sagte er. „Das ist auf jeden Fall ungefährlicher."
Sie kamen zu einer Öffnung in der Wand, die so klein war, daß sie sie nicht aufrecht passieren konnten. Yoshi kniete nieder und rutschte auf den Knien ins Innere. Dorian tat es ihm gleich.
Sie gelangten in einen großen niedrigen Raum, der das gesamte Gebäude einzunehmen schien. Dorian entdeckte jedoch an der Rückseite eine verschlossene Tür und fragte: „Gibt es hinter dieser Tür noch einen zweiten Raum?"
„Jawohl", antwortete der kleine Japaner. „Aber halten Sie sich davon fern. Sie werden noch früh genug erfahren, welches furchtbare Geheimnis der Raum birgt."
„Welche Rolle spielen Sie eigentlich in diesem Spiel?" fragte Dorian. Diese Frage interessierte ihn nicht nur als Richard Steiner, sondern auch ganz allgemein. Es konnte kein Zufall sein, daß ausgerechnet Hideyoshi Hojo hier mit ihm zusammentraf - und daß er Richard Steiner erwartet hatte. „Was ich weiß, will ich Ihnen verraten. Und ich will Ihnen darüber hinaus meine Vermutungen anvertrauen", sagte Yoshi. „Doch trinken wir zuerst Tee. Wußten Sie, daß wir Japaner den Tee erst bei den Chinesen kennenlernten, die ihn mit Salz, Ingwer und Zwiebeln vermischt tranken?" „Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", sagte Dorian uninteressiert. „Mir fällt nur auf, daß Sie sich hier benehmen, als ob Sie zu Hause seien, obwohl dies ein Ort der Dämonen sein soll. Haben Sie auch die Vorbereitungen für die Teezeremonie getroffen?"
Yoshi schüttelte den Kopf.
„Ich habe das Teehaus zufällig entdeckt", sagte er, während er sich an die Zubereitung des Getränks machte. Dabei sprach er unbekümmert weiter.
„Es gibt einen Mythos, wonach der Tee dem indischen Mönch Bodhidharma zu verdanken ist. Es heißt, daß ihn bei seinen langen Meditationen der Schlaf störte. Um ihn zu verscheuchen, schnitt er sogar seine Lider ab und warf sie zu Boden. Dort schlugen sie Wurzeln und wurden zu Teepflanzen, deren Blätter einen Trank ergaben, der munter hält. Erst viel später lernte man den Tee wegen seines Aromas schätzen."
Yoshi arbeitete mit flinken Händen, und Dorian war überrascht, als er plötzlich dieses dampfende Getränk in eine Schale goß. Dorian nahm die Tasse und trank.
Im selben Augenblick erkannte er, daß der Tee etwas enthielt. Yoshi hatte irgend etwas in den Tee gemischt. Obwohl Dorian keine Wirkung verspürte, tat er so, als fühle er sich benommen.
„Legen Sie sich hin", riet Yoshi mit einlullender Stimme.
Dorian gehorchte und streckte sich auf dem Boden aus. Er wartete gespannt darauf, was der Japaner unternehmen würde.
„Richard? Sind Sie wach?" fragte Yoshi. Dorian antwortete nicht. Er spürte an seinem linken Lid einen Zug, und dann wurde es angehoben.
„Schläft…", murmelte der Japaner, während er Dorians Lid wieder schloß. Gleich darauf machte sich der Japaner an Dorians Oberkörper zu schaffen und legte die Brust frei.
Er hörte, das Yoshi erleichtert die Luft ausstieß und sagte: „Er ist es. Kein Zweifel, es ist wirklich Richard Steiner. Er trägt über dem Herzen Cocos Hexenmal."
Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Möglich, daß Coco diesem Steiner einst ein Hexenmal verpaßt hatte. Aber davon hatte Dorian nichts gewußt - und es daher bei seiner Verwandlung auch nicht übernommen. Wie kam er auf einmal dazu?
Er verstand überhaupt nichts mehr.
„Richard! Wachen Sie auf', rief Yoshi und schüttelte ihn.
Dorian tat, als komme er wieder zu sich.
„Was ist denn mit mir los?" fragte er benommen.
„Verzeihen Sie mir, daß ich Ihnen einen Schlummertrunk eingeflößt habe", sagte Yoshi entschuldigend. „Aber ich mußte mich erst davon überzeugen, daß Sie wirklich Richard Steiner sind. Jetzt habe ich mir Gewißheit verschafft und kann Ihnen einige Informationen geben."
„Ich weiß, daß Sie Coco Zamis von früher kennen, Richard", sagte Yoshi. „Aber haben Sie sie in letzter
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