100 Dinge, die Sie einmal im Leben gegessen haben sollten
der Fisch gedeiht auch in Aquakultur – nur pflanzt er sich dort in der Regel nicht fort. Erste Zuchterfolge bei den Larven gab es schon. Andererseits weiß man über die komplexen Lebenszyklen des Aals und die Fortpflanzung in der Ferne nicht wesentlich mehr als im Jahr 1922. Neben Überfischung stehen Parasiten, Bakterien, Veränderungen in Wassertemperatur und Klima oder Veränderungen in der Nahrungskette als Ursachen für den Rückgang der Glasaale in der Diskussion. Im Rahmen des europäischen Projektes »Eeliad« bemühen sich der zeit Forscher aus sechs Ländern darum, dem Aal seine Geheimnisse zu entreißen, um ihn – falls überhaupt noch möglich – zu retten: Wo genau in der Saragassosee paaren sich die Aale? In welcher Wassertiefe und bei welcher Temperatur? »Eeliad« vertraut u. a. auf Satellitenortung der Fische.
Die hohen Preise von Glasaalen ziehen zudem Food-Fälscher an: In Spanien existieren Pseudo-Glasaale, die einfach aus gepresstem Surimi bestehen, einer entaromatisierten Pampe aus zu grätenreichen oder für den Verzehr ungeeigneten Fischen. Sie werden grau bemalt und sogar mit einem schwarzen Auge versehen, damit ahnungslose »Feinschmecker« diese Fälschung für echte Angulas halten. Ich jedenfalls esse lieber eine gute Bachforelle als ein mieses Angula-Substitut.
Granatapfel
Diese Frucht kannte ich, lange bevor ich sie zum ersten Mal real gesehen habe. Sie spielt eine große Rolle als religiöses Symbol und als Zeichen der Fruchtbarkeit. Deshalb ist sie auf vielen Gemälden zu sehen. Granada trägt die Frucht im Stadtwappen. Außerdem wurde sie zum Färben von Textilien, zum Beispiel der Wolle von Perserteppichen, verwendet. In meiner Kindheit bezeichnete man ein starkes Rot als »granatenrot«, in meinen Ohren klang das jedenfalls so, und ich wunderte mich immer, wieso man eine so schöne Farbe von einer Waffe ableitet. Später wurde mir klar, dass mich die falsche Phonetik fehlgeleitet hat.
Mehr weiß ich über diesen seltsamen Apfel – der sicher keiner ist, stimmt’s? – nicht. Ich hab noch nie Granatapfelkerne gegessen – dafür den Saft des weichen Gelees, der sie umgibt, ganz bestimmt schon in diversen Cocktails getrunken, zum Beispiel im »Tequila Sunrise«. Gre nadine, der Granatapfelsirup, ist angeblich ein Lieblingskind von Barkee pern, weil man mit ihm so schöne Roteffekte im Glas erzeugen kann.
Diese Frucht sieht wirklich fantastisch aus: Im milchweißen Inneren schimmern Hunderte halbtransparente, blitzrote Granatapfelsamen. Ihr Farbstoff ist so intensiv, dass sie Teppichen dieses tiefe Rot geben können. Und auch die Waffe namens Granate kommt wohl vom Faktum, dass diese runde Frucht in der Hand regelrecht zerplatzen kann, wenn sie sehr reif ist.
Nur um Missverständnisse auszuschließen: Gegessen werden die kleinen roten Samenkerne, nicht der Granatapfel als ganzer. Momentan finden wir in Europa häufig die ursprünglich spanische Sorte »Gordo de Jativa« mit einem Durchschnittsgewicht von 325 Gramm, relativ feiner Haut und etwas säuerlichem Saft. Falls Sie Granatäpfel kaufen, bevorzugen Sie große, schwere Früchte mit matt schimmernder Haut ohne braune Stellen. Ihre Außenfarbe ist tiefdunkelrot bis braun. Und klopft man auf die Frucht, sollte sie, falls sie wirklich reif ist, einen fast metallischen Ton von sich geben.
In ihren Ursprungsländern »massiert« man die Frucht mit Daumen und Fingern vor dem Öffnen, dabei zerplatzen die Kerne, der Saft kann danach direkt aus der Frucht getrunken werden – eine natürliche Alternative zum Softdrink aus der Dose und zudem mit hohem Gehalt an Vitamin C. Zur Dekoration etwas farbloser Gerichte ist der Granatapfel wie geschaffen, egal, ob zu Reis, zur Lammschulter, zur Ente, zu Mascarpone oder Gambas.
Niemand hat den Abkömmling des Punica granatum, eines Mitglieds der Familie der Weiderichgewächse, so gut erforscht wie Gregory Moiseyevich Levin, der in 40 Jahren Arbeit in den Kopet Dag Bergen Turkmenistans ganze 1117 Varianten des Granatapfels aus 27 Ländern sammelte. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion blieb die staatliche Finanzierung des Projektes aus – die turkmenische Regierung ließ Levins Garten Eden planieren. Lange bevor er 2002 nach Israel auswanderte, beschrieb er in seinen Memoiren seine Zeit als »Indiana Jones des Granatapfels«, als er selbst wild wachsende Arten zusammentrug, sich dabei vor Schlangen hüten musste und sogar Höhlen erkundete. Und natürlich legt ein Mann mit solch
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