100 Prozent Anders
ihrem Karriereende den Kontakt zu ihren Fans zu halten. Das Internet-Zeitalter war damals noch Zukunftsmusik, es lief alles über den Post-Weg. Mein Büro hatte die Adressen von einigen hundert Fans gespeichert. Wir schrieben also jeden einzelnen an und luden 1989 zum ersten Mal zu der offiziellen Thomas-Anders-Fanclub-Party nach Koblenz ein. Zudem veröffentlichten wir vierteljährlich eine Fanclub-Zeitung.
Die Idee schlug ein. Alle waren begeistert. Es war etwas ganz Neues, dass ein Künstler zu einer Party einlud, sich mit den Fans fotografieren ließ und einen ganzen Nachmittag mit ihnen verbrachte. Sie konnten mir Fragen stellen, ich sang zwischendurch ein paar Songs und erzählte von meinen kommenden Projekten. Nach dem ersten Fan-Treffen stand für mich fest, dass es eine Fortsetzung geben sollte. Als der Eiserne Vorhang fiel, kamen auch immer mehr Fans aus den osteuropäischen Ländern dazu, und dank der Globalisierung im Flugbereich reisten die Fans im Laufe der Jahre aus der ganzen Welt nach Koblenz. Von Los Angeles bis Rio, von Taiwan bis Südafrika kamen Anhänger. Es ist unglaublich, welche Strapazen, Kosten und Mühen die Fans auf sich nehmen, um die guten, alten Lieder von Modern Talking zu hören.
Als Modern Talking 1998 sein Comeback feierte, war die Euphorie unserer Anhänger unbeschreiblich. Alle warteten gespannt auf das Fanclub-Treffen, um Dieter und mich gemeinsam auf der Bühne zu erleben. Allerdings bestand unser Duo ja eben nur zu 50 Prozent aus mir, die zweite Hälfte hieß nun mal Dieter Bohlen. Mal ehrlich, verwundert es Sie, dass Dieter sich natürlich nie zu einem Treffen mit unseren Fans herabgelassen hat? Er hatte einfach keine Lust auf die Menschen, die viel Geld für unsere Platten ausgaben. Außerdem hatte sich in seinem Kopf die Wahnvorstellung breitgemacht, dass Guido und ich womöglich ein Vermögen mit den Fan-Treffen verdienten und er eventuell keine Kontrolle über die Einnahmen haben könnte. Völlig grundlos unterstellte er uns, dass wir ihn hintergehen würden, und blieb der Veranstaltung einfach fern.
Und was tat ich? Ich versuchte die enttäuschten Fans zu beruhigen und entschuldigte ihn mit den Worten: „Dieter wäre heute total gerne bei euch. Aber er hat wahnsinnig viel zu tun.“ Oder: „Er arbeitet noch mit Hochdruck am neuen Album.“ Oder: „Er wollte kommen, aber es kam ihm in der Familie etwas dazwischen.“
Jahr für Jahr das gleiche Drama. Dieter kam zu keinem einzigen Fanclub-Treffen.
Irgendwann hatten die Fans akzeptiert, oder vielleicht auch kapiert, dass Dieter wohl niemals erscheinen würde. Heute glaube ich, dass viele sogar froh darüber waren, dass er nicht kam.
Das Fanclub-Treffen, oder besser gesagt unsere Fanclub-Party, gibt es bis heute. Immer an einem Samstag in den ersten Wochen des neuen Jahres findet dieser Event in Koblenz statt. Für viele Fans ist es ein „Pflichttermin“ geworden, den sie dick in ihrem Kalender anstreichen.
Mittlerweile beschränkt sich die Party auch nicht mehr nur auf einen Nachmittag, sondern erstreckt sich über einen ganzen Tag mit News, Fotos, Gesprächen und Verlosungen. Am Abend gibt es dann jeweils das große Thomas-Anders-Konzert.
2009 feierten wir das 20jährige Jubiläum mit einer großen Show in der Rhein-Mosel-Halle. Über 1 400 Gäste sahen meine Show, die ich von einem professionellen Kamerateam aufzeichnen ließ und dann als Live-DVD veröffentlichte.
Diese Fan-Tage wären für mich ohne die Hilfe von meiner Frau Claudia und unserer Assistentin Steffi Schwarze nicht in die Tat umzusetzen. Ein enormer Arbeitsaufwand ist nötig, um diese jährlichen Events zu realisieren, angefangen bei der Anwerbung der zahlreichen ehrenamtlichen Helfer und Helfershelfer über die Hallenbuchung und die Verpflichtung der Musiker bis hin zum Merchandising, der Einrichtung der PA-Soundanlage und des Lichts sowie der Organisation des Caterings.
Die Fans aber danken mir die Mühe und unterstützen mich, wo es nur geht. Meine geliebten „Hardcore-Fans“ lassen sich eben durch nichts beirren. Ich danke euch unendlich dafür!!!
Heutzutage gehen natürlich keine schriftlichen Einladungen mehr per Post raus. Nein, alles läuft über das Internet. Ein Kommunikationsmittel, das uns die Arbeit doch sehr erleichtert. Aber auch die Fans untereinander sind gut vernetzt und führen ihre eigenen Fan-Seiten, auf denen sie sich gegenseitig einladen. Zu vielen dieser Menschen pflege ich eine herzliche Verbindung.
Daneben gibt
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