100 Prozent Anders
einem Auftritt von mir und unzähligen hübschen Russinnen drumherum. Der Dreh ging über den ganzen Tag und war relativ einfach. An meine Grenzen kam ich aber am folgenden Tag. Es war ein Shooting der Superlative. „Stay with Me“ wurde im Moskauer „Hyatt“ und dem dazugehörenden Tower gedreht. Der Dreh erstreckte sich über 26 (!) Stunden. Ich stand morgens gegen halb fünf Uhr auf und war um sechs Uhr am Set. Da das Video von den James-Bond-Filmen inspiriert war, musste ich einige Action-Szenen bewältigen. Da vieles in der Filmnachbearbeitung eingefügt werden sollte, war es ganz wichtig, dass ich immer ziemlich genau meine Position einhielt. Ansonsten hätten die mit Computer eingefügten Bilder nicht mehr gepasst. Zwischendurch dachte ich, die Crew kollabiert, so anstrengend waren die Dreharbeiten.
Meinen Gesangspart hatte ich erst 24 Stunden später, morgens zwischen vier und fünf Uhr. Ich kam in die Suite, wo gedreht werden sollte, und sah nur schlafende Aufnahmeleiter, Beleuchter, Tonassistenten. Ich musste so lachen! Wäre jetzt ein Pressefotograf in diese Szenerie geplatzt, hätte er garantiert gedacht, die wären alle besoffen oder mit Drogen vollgepumpt. Ich war todmüde, funktionierte aber auf den Punkt. Disziplin ist eine meiner Grundregeln! Das junge Mädel, das man mir an die Seite gestellt hatte, ein Model, heulte schon ab zwei Uhr nachts, da sie komplett übermüdet war. Der Dreh dauerte dann noch bis um acht Uhr morgens. Danach fuhr ich schnell ins Hotel, packte meinen Koffer, genehmigte mir eine Dusche und ließ mich in ein TV-Studio fahren, wo eine Talk-Show mit mir aufgezeichnet werden sollte.
Als ich am Nachmittag endlich in meiner Lufthansa-Maschine auf dem Weg nach Frankfurt saß, war ich völlig fertig und total erschöpft, aber auch sehr glücklich. Das Video wurde wirklich der Knaller. Ein aufwendiges Pop-Video mit vielen Effekten und sicherlich eines der teuersten Videos, die ich je gedreht habe.
Das Album „Strong“ wurde im Februar 2010 in Russland veröffentlicht und war lange auch nur dort erhältlich. Auf Anhieb verkaufte ich 500 000 Alben und wurde mit Platin ausgezeichnet.
Durch den Erfolg von „Strong“ stieg ich als Solokünstler in den Olymp der russischen Popwelt auf. Nach Lady Gaga war ich der erfolgreichste internationale Künstler in Russland. Ich wollte aber auch wieder in Deutschland ein Album veröffentlichen. Mein Management sprach mit verschiedenen Plattenfirmen in Deutschland und Universal zeigte Interesse. Sie wollten aber, was normal ist, zuerst einige Demo-Songs von mir hören.
Fast zeitgleich schloss ich übrigens auch einen Werbedeal mit der Kosmetikmarke Oriflame ab, deren Testimonial ich im Jahr 2010 war. Es gab sogar einen eigenen Thomas-Anders-Duft – „Dolce Vita“ …
***
Im Frühjahr 2010 traf ich zufälligerweise in der Lounge der Lufthansa in Frankfurt Uwe Fahrenkrog-Petersen. Uwe war Gründungsmitglied der NDW-Band Nena und schrieb und produzierte ihre größten Hits. Legendär ist natürlich der Song „99 Luftballons“, mit dem die Band Nummer 2 der amerikanischen Billboard-Charts wurde. Es folgte Hit auf Hit! Uwe produzierte auch das Comeback-Hit-Album „Nena feat. Nena“, das sich Anfang des neuen Jahrtausends millionenfach verkaufte. Danach arbeitete er mit Justin Timberlake und Wyclef Jean, schrieb Filmmusiken und etablierte sich als feste Größe im internationalen Musikbusiness. Wir kamen ins Gespräch, und ich fragte ihn: „Hey, Uwe, hast du eigentlich Zeit und Lust, ein paar Songs für mein neues Soloalbum zu schreiben?“ „Na klar“, sagte er, „ich bin jetzt auf dem Weg nach L. A. und in ein paar Wochen wieder in Berlin. Wir können uns doch dann treffen.“
Die Sache war gebongt!
Einige Wochen später waren wir schon im Studio und probierten ein paar Songs aus. Unsere Zusammenarbeit war mehr als gut, sie war großartig! Uwe hatte sich in der Zwischenzeit in Los Angeles Gedanken gemacht und mir die Songs quasi auf den Leib geschrieben. Wir stellten die Lieder der Plattenfirma vor, und alle waren begeistert. Uwe sollte nun das komplette Album produzieren. Ende September 2010 ging’s los. Wir trafen uns alle drei, vier Wochen in Berlin-Mitte im Studio und arbeiteten am neuen Werk. Es war eine total entspannte und lockere Atmosphäre.
Anfang 2011 erfolgte dann der schicksalhafte Ausspruch. Ich glaube, es war unser Tontechniker Simon. Er meinte nur: „Oh, mein Gott, wenn man euch so sieht, der eine schreibt und
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