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100 Prozent Anders

100 Prozent Anders

Titel: 100 Prozent Anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Anders
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Glücksgefühle und Enttäuschungen. Ich erachtete die zweite Karriere von Modern Talking als Geschenk und konnte die Zeit viel mehr genießen als beim ersten Mal.
    Es war interessant zu beobachten, wie – im Vergleich zur Modern-Talking-Zeit bis 1987 – bei Dieter und mir sich die Dinge ins Gegensätzliche verkehrt hatten. Damals war Nora meine ständige Begleiterin, was bei ihm ja immer auf Widerstand stieß. Jetzt war Naddel permanent an seiner Seite. In den Achtzigerjahren hielten Nora und ich uns einen Malteser als Schoßhund, jetzt besaß Dieter einen. Ich beherrschte damals die Boulevardpresse, er tat es heute. Dies empfand ich als sehr entspannend. Ich musste nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit auf der Titelseite der Bild-Zeitung sein. Ich hatte gelernt, dass es sich in der zweiten Reihe viel gelassener leben lässt.
    ***
    Ende der Neunzigerjahre war die Musikbranche noch nicht in der Krise, in der sie heute steckt. Die Schallplattenfirmen wollten sie vielleicht auch einfach noch nicht wahrhaben. Durch den Erfolg von Modern Talking hatten wir die Berechtigung, Bedingungen zu stellen, was Videodrehs, Reisen und Unterkünfte anging. Für uns wurden nur die besten Hotels und First-Class-Flüge gebucht, unsere Videos wurden an den verrücktesten Plätzen der Welt gedreht. Für die Single „You are Not Alone“ flogen wir nach Südafrika. Wir freuten uns, denn es war Mitte Januar, und in Deutschland herrschte dieses nasskalte Winterwetter, das ich verabscheute. Da freute man sich doch auf ein paar Tage Sommer auf der Südhalbkugel.
    Wir drehten in Kapstadt und Umgebung. Unser Videoproduzent fand heraus, dass es etwa eine Autostunde von Kapstadt entfernt einen „schwarzen See“ gab. Das Wasser dort war natürlich nicht wirklich schwarz, wie man vielleicht meinen könnte, aber das Gestein des Sees war schwarz, und somit hatte man das Gefühl, dass der ganze See mit tiefschwarzem Wasser gefüllt war.
    In den See wurde eine vier Mal vier Meter große Plattform gebaut, die mit schwarzem Kunststoff überzogen und ungefähr einen Zentimeter unter der Wasseroberfläche platziert wurde. Dieter und ich sollten auf der Oberfläche stehen und einen Bühnenauftritt absolvieren. So hatte der Zuschauer den Eindruck, als würden wir gleichsam auf dem Wasser schweben.
    Wir freuten uns während des Fluges schon auf Sonne, 33 Grad und auf Kapstadt, eine der schönsten Städte der Welt. Die Realität sah aber anders aus! Die Region hatte über Nacht einen Temperatursturz erlebt, und anstelle der erwarteten Wärme beim Dreh froren wir bei zwölf Grad. Wir wurden mit einem Boot die fünf Meter zu unserer Plattform im See gefahren und durften dort die nächsten drei Stunden mit Surfschuhen „auf dem See“ tanzen. Na toll! Als Profis, die wir nun mal waren, zogen wir die Nummer aber ohne groß zu murren durch.
    Am nächsten Tag war das Wetter wieder angenehmer, und ich sonnte mich auf der Terrasse unseres Hotels „Mount Nelson“.
    Ich werde immer wieder gefragt, weshalb denn die Reiseziele für die Videodrehs meist in entfernten Ländern liegen. Es gibt darauf eine ganz plausible Antwort: das Wetter! In den Herbst- oder Wintermonaten ist das Wetter in Deutschland unberechenbar. Die einzige Alternative sind im europäischen Raum die Kanarischen Inseln. Diese wiederum lassen aufgrund der Landschaft und Vegetation nur begrenzte Eindrücke und Motive zu. Natürlich gibt es auch im Herbst und Winter mal sonnige Tage, aber Videodrehs werden viele Wochen vorher geplant, und niemand kann Anfang Januar vorhersehen, ob in der zweiten Februarwoche in Deutschland am gewünschten Drehort die Sonne scheint. Abgesehen davon machen sich bei sommerlichen Melodien kahle Bäume im Hintergrund nicht wirklich gut.
    Verlassen kann man sich auf das Wetter aber trotzdem nicht, ganz egal, wo auf der Welt man sich aufhält. Ich hatte für meine Single „Tonight is the Night“ einen Dreh Ende März auf Ibiza. Normalerweise liegen die Temperaturen zu dieser Jahreszeit dort bei rund 20 Grad, dazu leicht bewölkter Himmel. An meinem Drehtermin regnete es jedoch bei 15 Grad und geschlossener Wolkendecke.
    Bis auf diesen Temperatursturz in Südafrika hatten wir mit Modern Talking aber immer Glück. Egal, ob wir in Hongkong, in der Wüste von Nevada oder in Miami drehten.
    Auf dem Rückflug von Südafrika nach Deutschland ging mit Dieter plötzlich wieder die „Medienfantasie“ durch. Wir hatten einen Nachtflug, nach dem Abendessen schlief ich ein. Ich

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