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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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hingebungsvoll. Erst danach konnte sich
Tom ein Bussi abholen.
    „Du siehst
aus“, sagte er, „als wäre jetzt Sonntag früh.“
    „Was soll
das nun wieder heißen?“
    „Daß du
frisch und resch und ausgeruht wirkst, als hättest du von Freitag nacht bis
Sonntag früh geschlafen — und nicht nur lächerliche paar Stunden.“
    „Tja, das
liegt eben an meinem Yoga. Ist gesünder als dein Karate. Dir grinst nämlich das
Sandmännchen noch über die Schulter.“
    „Ich bin
kein bißchen müde.“
    „Dann ist
es wohl der kleine Mann aus deinem Ohr, der gerade einen Fluchtversuch macht.“
    „Hahah! Was
ist nun? Holst du dein Knatterstühlchen, oder soll ich dich auch an die Leine
nehmen?“
    „Grrrrhhh...“,
fletschte sie ihn mit ihrem Prachtgebiß an.
    Nicki fand
das toll und wedelte heftig.
    Locke holte
ihr Mofa aus der Garage.
    Sie hatte
sich in Stepprock und Steppjacke gehüllt, trug Handschuhe und hohe Stiefel. Auf
der dunklen Mähne saß ein Strickmützchen — klein genug, um unter den Sturzhelm
zu passen.
    „Stadtauswärts“,
sagte Locke, „haben die Idioten vom Winterdienst Salz auf die Straßen gestreut.
Das macht die Hundepfoten kaputt, und gegen Glätte hilft es auch nicht besser
als Splitt. Gut, Engelbert, daß du den Korb mithast.“
    „Dann nehme
ich ihn gleich auf den Sozius ( Beifahrersitz ).“
    Aber Nicki
wollte noch nicht.
    Wozu,
schien er zu denken, wo ich doch nicht müde bin.
    Immerhin —
bei der dritten Aufforderung sprang er in den Korb.
    Sitzend war
er gleich groß mit Tom. Vertraulich legte er ihm das Maul auf die Schulter.
    Sie fuhren
los, mit mäßigem Tempo.
    Tom mußte
höllisch aufpassen, um das Gleichgewicht zu bewahren, obwohl Nicki völlig ruhig
saß.
    Sie nahmen
einen kleinen Umweg in Kauf, fuhren über eine wenig benutzte Landstraße,
stießen vor Birkenrode auf eine Polizeikontrolle, wurden aber nicht angehalten.
    „Die trauen
sich nicht“, lachte Locke, als sie den Weg fortsetzten. „Sicherlich wegen
Nicki.“
    „Das
natürlich auch. Er hat schon geknurrt. Außerdem sieht man aber auf den ersten
Blick, daß wir keinen Autobahn-Banditen transportieren. Weißt du, wie die Sache
steht?“
    „Beim
Haarebürsten habe ich Nachrichten gehört. Bis jetzt wurde keiner gefaßt. Seit
dem Morgengrauen sei hier ein Hubschrauber rumgeschwebt. Ohne Erfolg. Sie haben
auch einen
    Suchhund
eingesetzt, aber der hat die Spur verloren. Sie endet, hieß es, auf einem
Jauchefeld vor Birkenrode. Ein Bauer hatte dieser Tage das Feld gedüngt. Mit
Jauche. Schnee fiel drauf. Offenbar hat diese Duftnote den Polizeihund
verwirrt. Vielleicht ist er auf Rauschgift spezialisiert. Unser Tiger, wette
ich, hätte die Spur nicht verloren. Bin gespannt, ob er dein Geldkuvert
findet.“
    Als sie in
die Dorfstraße einbogen, wurden sie von einem Polizeiwagen überholt.
    Das war
schon der vierte, den sie sahen.
    „Steht dein
Hunde-Sozius eigentlich im Einklang mit der Straßenverkehrsordnung?“ fragte
Locke.
    „Keine
Ahnung. Vermutlich nicht. Aber da lasse ich’s auf eine Diskussion ankommen.“
    Erhielt.
    Sofort
sprang Nicki aus dem Korb, unaufgefordert. Wieder reckte und streckte er sich,
daß die gewaltigen Muskeln unter dem Fell spielten.
    „Dort
vorn“, sagte Tom, „habe ich bemerkt, daß Lilienhahns Geldumschlag weg ist. Von
dort bis zu ihm sind’s ungefähr... na ja, an die 800 Meter. Ich bin schön auf
der rechten Seite gefahren, ohne Schlenker und Abwege.“
    Die
Dorfstraße war breit. Es handelte sich um den neueren Teil von Birkenrode.
    Die Häuser
zu beiden Seiten waren erst während der letzten 20 Jahre entstanden. In
nördlicher Richtung schloß sich der alte Teil an: mit Bauernhäusern, die 300
Jahre zählten — und mehr.
    „Wir müssen
bis zur Kreuzung“, sagte Tom. „Dann links um die Ecke. Lilienhahn wohnt in
Richtung Schwimmbad. Meinen Roller lasse ich hier. Sonst müßte ich den ganzen
Hinweg auf der linken Seite fahren. Du kannst ja in Sichtweite miteiern.“
    „Miteiern!
Red nicht so verächtlich von meinem Mofa!“
    „Wer meint
dein Mofa, Liebste? Ich spreche von deinen Füßen.“
    Sie hatte
den Helm abgenommen und wischte die Mähne nach hinten.
    „Wart nur
ab, Engelbert! Du kriegst es noch. Und sollte ich das Geld finden, beanspruche
ich Finderlohn. Den zahlst du dann aus eigener Tasche.“
    Tom
grinste. Er stellte seinen Roller auf den Mini-Parkplatz einer Drogerie — unter
das Schild NUR FÜR KUNDEN.
    Nicki hing
längst an der Leine.
    Tom hielt
ihm seine

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