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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kontrolliert, diesmal von einem wortkargen Beamten, der offensichtlich
fror. Jedenfalls rieb er sich dauernd die Hände und stampfte mit hohen Stiefeln
im Schneematsch herum.
    Als Lorenz
weiterfuhr, hatte er das abgesperrte Gebiet hinter sich.
    Keine
Bullen mehr, keine Belästigung, keine dummen Fragen.
    Noch etwa
zwei Kilometer auf einer völlig unbelebten Seitenstraße — dem sogenannten
Kiensel-Hof-Zubringer, einer Sackstraße — dann hoben sich dunkel die Gebäude
aus dem Schneetreiben ab: ein ehemaliges Bauernhaus, die Scheune, der Stall.
    Nur im Haus
brannte Licht, jedenfalls hinter zwei Fenstern. Die Straße endete hier.
    Vor dem
Hauseingang parkten ein VW und ein japanischer Jeep. Lorenz stellte seinen
Mercedes dazu.

    Der VW
gehörte Mick Bräh, der es nur zu gern übernommen hatte, Heinz Podbilska morgen
ins Jenseits zu befördern. Den Jeep hatte sich Olaf Haschke erst kürzlich
gekauft. Seit einem Jahr war er der Besitzer des Kiensel-Hofs. Für einen
geringen Preis hatte er das entlegene Gehöft übernommen, um hier — angeblich —
eine Töpferei zu betreiben.
    Das tat er
auch wirklich. Aber nur zur Tarnung. In Wahrheit lagerte hier die Bande ihre
Beute, und geraubte Fahrzeuge wurden in einer versteckten Werkstatt umfrisiert.
Sie befand sich im hinteren Teil des Stalls. Außerdem diente der Hof als Treffpunkt
der Bande. Zu ihr gehörten: Lorenz, Bräh, Podbilska, Sascha Fühmert, Hartwig
Nitten und natürlich Olaf Haschke, der Hausherr.
    Lorenz
hielt das nicht mehr für erforderlich — aus Gründen, die nur er und Bräh
kannten.
    „Hallo,
Chef!“
    Olaf hatte
die Tür geöffnet. Er war ein plattnasiger Typ von mittlerer Größe. In seinen
fischigen Augen lag kein Funken Wärme.
    „Hallo!“
    Lorenz trat
in den Wohnraum, wo Mick Bräh in einem Sessel hing und die Beine weit von sich
streckte.
    Er
bevorzugte entspannende Haltung. Am liebsten lag er.
    Sein
Gesicht wirkte bläulich. Das lag an den Bartschatten. Er hatte tiefliegende
Augen und borstendicke, schwarze Brauen.
    „Uns hat’s
von den Füßen gehauen, Chef“, sagte er ohne Einleitung. „Wir überlegen die
ganze Zeit, was wir tun können. Es ist zum Verrücktwerden. Die sind da draußen
— irgendwo, mit der Millionenbeute. Und wir hocken hier rum.“
    „Mich haben
sie zweimal kontrolliert“, sagte Lorenz.
    Bräh
nickte. „Mich auch. Bin vor zehn Minuten angekommen.“
    Lorenz
wandte sich an Olaf. „Hat keiner der beiden angerufen?“
    „Nein.
Nichts. Und ich war die ganze Zeit hier. Auch bevor die Nachricht durchs Radio
kam.“
    Lorenz
setzte sich und zog ein Lederetui aus der Brusttasche. Es enthielt seine
Zigarren.
    „Sascha ist
ein heller Kopf“, sagte er, während er eine Zigarre anpaffte, „und Hartwig
stark wie ein Bulle. Zusammen schaffen sie’s.“
    „Aber wie
denn?“ Olaf machte eine ärgerliche Geste. „Ohne Wagen. In Uniform. Mit dem
Geldkoffer. Und einer von beiden ist vielleicht schon verreckt.“
    „Unsinn!
Wenn die Verwundung so schwer wäre, hätte es nicht mehr zur Flucht gereicht.“
    „Vielleicht
sind sie ein paar hundert Meter weit gekommen, und jetzt ist der Ofen aus.“
Olaf stöhnte. Aber das Mitgefühl galt weniger seinen Komplicen. „Ich darf nicht
daran denken: 1,2 Millionen DM. So nah und doch so fern. Geteilt durch sechs —
das machte für jeden 200000!“
    Geteilt
durch fünf, dachte Lorenz. Den lieben Heinz gibt’s bald nicht mehr.
    „Wir müssen
abwarten“, sagte er. „Im Moment ist nichts anderes drin.“
    „Wir
könnten rund um Birkenrode und Otternbach die Straßen abfahren“, meinte Bräh.
    „Damit wir
den Bullen auffallen?“ Lorenz schüttelte den Köpf.
    „Was dann?“
fragte Olaf.
    „Abwarten!
Ich sagte es doch. Einer der beiden ist gesund. Wie man telefoniert, wird er
wohl noch wissen. Also kann hier jeden Moment das Telefon bimmeln. Dann
erfahren wir, wo sie stecken. Wir rollen hin und holen sie ab. Alles andere
wäre sinnlos.“
    „Und wenn
nicht nur einer getroffen wurde, sondern beide was abgekriegt haben“, unkte
Olaf. „Vielleicht liegen sie irgendwo bewußtlos im Schnee. Mit dem Geld.“
    „Dann haben
wir Pech gehabt“, knurrte Lorenz. „Dann werden sie nämlich per Zufall gefunden.
Das muß nicht unbedingt ein Bulle sein. Vielleicht widerfährt dieses Glück
einem Bauern, einem Wanderer, einem Jäger — garantiert jemandem, der 1,2
Millionen recht gut gebrauchen kann. Wir und die Bullen werden davon nie was
hören. Unser einziger Trost ist: Sollten Sascha und

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