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100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hartwig nicht überleben,
endet dort die Spur. Zwischen ihnen und uns gibt es keine nachweisbare
Verbindung.“
    „Ich kann
nur an das Geld denken“, murmelte Olaf.

16. Nicki auf dem
Sozius
     
    Tom hatte
den Wecker auf 8.30 Uhr gestellt, war aber noch hundemüde, als ihn das
mißtönende Schrillen weckte.
    Gähnend hockte
er auf dem Bettrand.
    Hinter den
geblümten Gardinen flimmerte milchiges Morgenlicht.
    Im Haus war
es kirchenstill. Samstags praktizierte Helga nicht, und Mit-Ha, die
Haushälterin, kam am Wochenende nur auf Bestellung.
    Toms Tür
war angelehnt — wie immer. Denn draußen schlief Nicki auf einer großen
Hunde-Matratze. Und manchmal überkam ihn nachts der Wunsch, nach seinem
Herrchen zu sehen.
    Dann konnte
es passieren, daß Tom wach wurde, weil ihm ein warmer, weicher Waschlappen
übers Gesicht fuhr.
    Nickis Zunge,
versteht sich.
    Mit solchen
Gesten seiner Zuneigung ging er bei den Conradis und Rehms verschwenderisch um.
Fremden zeigte er seine gewaltigen Fangzähne, was in den meisten Fällen Panik
auslöste.
    Offenbar
hatte Nicki gehört, daß sein Herrchen erwog, den Tag zu beginnen.
    Die Tür
wurde aufgestoßen. Der mächtige Hund trottete herein, wedelte freundlich, war
aber selber noch müde.
    Er legte
den Kopf auf Toms muskulösen Schenkel, nahm ihn wieder weg, um wie ein Löwe zu
gähnen, streckte dann die Wirbelsäule nach unten durch, machte einen
Katzenbuckel und hatte damit seine Morgengymnastik beendet.
    Wumm!
Wieder sank der Hundeschädel auf Toms Schenkel.
    „Morgen,
Nicki! Keine Sorge! Ich weiß. Fünf Minuten kraulen — und dann deine
Vitamin-Drops.“
    Während er
kraulte, streifte sein Blick die schweren Eisen-Hanteln in der sportlichen Ecke
seines Zimmers.
    Aber er
entschied: Heute nicht! Sonst wurde die Zeit zu knapp.
    Als er
schließlich ins Bad taperte, zog sich Nicki wieder auf seine Matratze zurück.
    Während die
Kaffeemaschine brodelnde Zisch- und Schmatzlaute von sich gab, rief Tom bei
Locke an.
    Er hatte
Glück, weckte nämlich weder Gunter noch Mike, sondern sie.
    „Ja?“
gähnte sie in den Hörer. „Was, zum Teufel, ist los?“
    „Morgen,
Schatzi. Ich habe versprochen dich zu wecken.
    Zieh dir
ein wärmendes Leibchen an. Wir wollen nach Birkenrode.“
    „Ich frage
mich, Engelbert, weshalb ich dich begleiten soll, statt endlich mal
auszuschlafen. Du hast das Geld verschlampt.
    Daß dich
Nicki begleitet, ist viel genug.“
    „Bist du
meine Freundin — oder nicht? Soll ich allein durch die bittere Kälte rollern?
Außerdem hat mir Nicki gesagt, daß er seine Spürnase nur einsetzen wird, wenn
du dabei bist.“
    „Ich weiß,
daß er mich mehr liebt als dich. Wie mich überhaupt alle mehr lieben als dich.
Wann wirst du hier antanzen?“
    „Ich sitze
sozusagen schon auf dem Roller. Baden kannst du nicht mehr. Und vergiß dein
Yoga. Frühstücken können wir nachher bei Oma. Sie hat wieder Brot gebacken.
Dazu gibt es selbstgemachtes Pflaumenmus. Hoffentlich ißt Eugenie nicht alles
weg. Aber der Typ ist sie wohl nicht, sondern mehr auf Diät angewiesen. Also,
Schatzi, gleich bin ich da.“
    Er schrieb
eine kurze Mitteilung für Helga, legte den Zettel auf den Küchentisch und
gönnte sich eine große Tasse Kaffee mit Sahne.
    Als er zur
Leine griff, stand Nicki wie der Blitz auf allen vier Pfoten.
    „Erraten,
mein Tiger! Du kommst mit.“
    Nicki
sprang aus dem Stand in Schulterhöhe. Als er wieder landete, bebte der Boden.
    „Pst,
Nicki. Das Frauchen braucht Ruhe.“
    Sie verließen
das Haus.
    In der
Stadt regte sich an diesem Samstagmorgen nicht viel. Es schneite zwar nicht
mehr, aber der Himmel war grau. Und er hing so tief, daß es an den
Kirchturmspitzen zu Berührungen kam. Das Thermometer zeigte null Grad, und die
City roch nach Abgasen.
    Tom fuhr
langsam. Hinten auf seinem Roller, der immerhin eine Zulassung von 186 Kilo
erlaubte, war ein großer, stabiler Korb angebracht. In den konnte Nicki
springen, wenn er müde wurde; und er machte auch gern davon Gebrauch. Aber
jetzt trabte er an der Leine zu Toms rechter Seite.
    Trotz
wuchtiger Statur war Nicki ein ausgezeichneter Läufer. Das verdankte er seinem
Vater, einem Wolfshund. Die Mutter, eine Tiger-Boxerin, hatte ihm das gestromte
Fell vererbt.
    Locke hatte
die beiden durchs Fenster gesehen und trat gleich aus dem Haus.
    Sofort
jaulte Nicki vor Freude in den höchsten Tönen, und Locke wurde auf —
buchstäblich — umwerfende Weise begrüßt.
    Auch sie
mußte den Vierbeiner kraulen, lange und

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