Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
100 Stunden Todesangst

100 Stunden Todesangst

Titel: 100 Stunden Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Hand unter die gummischwarze Hundenase.
    „Such
verloren, mein schlauer Hund! Such verloren, Nicki! Such!“
    „Es riecht
genau so übel wie Herrchens Hand“, mischte Locke sich ein. „Such verloren,
Nicki!“

17. Niemand zu
Hause
     
    Sascha
hatte eine schlimme Nacht hinter sich — mit Schmerzen, leichtem Fieber, Übel-
und Mattigkeit.
    Aber er war
robust wie ein Ackergaul, und eine Blutvergiftung schien sich nicht anzubahnen.
    Jetzt, am
Samstagmorgen, ging es ihm etwas besser. Er trank von dem Tee, den Oma ihm
brachte, und aß auch ein paar Happen.
    Mehr Anlaß
zur Sorge bot Eugenie.
    Die
Aufregung war zuviel für sie.
    Ihr
schwaches Herz schlug Purzelbäume, aber nicht vor Freude, der Puls flatterte,
und ihre Beine waren so schwach, daß sie an diesem Morgen im Bett blieb.
    Oma
versorgte sie mit bewährten Hausmitteln, und von den Herztropfen nahm Eugenie
gleich doppelt soviel.
    „Wenn die
uns nun umbringen“, flüsterte sie, als Oma bei ihr auf der Bettkante saß.
    „Mach dir
keine Sorgen, Eugenie. Das werden sie nicht tun. Warum sollten sie?“
    „Aber der
große Kerl hat doch gesagt, daß wir seine Geiseln sind. Und wenn es hart auf
hart geht, dann...“
    „Der droht
nur, Eugenie. Außerdem wird man sie hier nicht entdecken. Du weißt ja, daß ich
sehr zurückgezogen lebe. Nun gut, ein Nachbar könnte an die Tür kommen. Oder
der Briefträger. Oder der eine oder andere aus dem Ort. Aber wir sind ja nicht
da.“
    Das hatte
Hartwig vorhin als Parole ( Leitspruch ) ausgegeben. Türen und Vorhänge
mußten geschlossen bleiben. Niemand durfte sich am Fenster sehen lassen.
    Für jeden,
der sich Omas Häuschen näherte, sollte der Eindruck entstehen, daß hier total
tote Hose sei.
    „Und deine
Leute?“ fragte Eugenie.
    „Da erwarte
ich im Moment niemanden. Gunter und auch Helga rufen zwar regelmäßig an. Ja,
sie kümmern sich in rührender Weise um mich — und nicht nur pflichtschuldig,
sondern echt gern. Aber vorläufig wird niemand vorbeikommen.“
    „Nein?“
    „Nein. Sie
wissen doch, daß du hier bist. Und da wollen sie uns nicht gleich überfallen.
Wir haben vereinbart, daß ich anrufe und sie alle zum Abendessen oder Kaffee
herbitte. Das gilt auch für die Kinder.“
    Eugenie
seufzte und schob das Kopfkissen höher. „Hoffentlich verschwinden sie bald,
diese Verbrecher.“
    „Ich
fürchte, so schnell werden wir sie nicht los. Dieser Hartwig hat vorhin
Nachrichten gehört — als ich in der Küche war. Ich konnte nicht alles
verstehen. Aber es scheint, daß die Polizei hier in der Gegend eine Großrazzia
macht.“
    „Ob dann
die Polizisten von Haus zu Haus gehen?“
    „Bestimmt
nicht. Da gäbe es ja kein Ende.“ Oma aß einen der Weihnachtskekse, die sie
bereits gebacken hatte. „Weißt du, wieviel die Banditen bei ihrem gestrigen
Raub erbeutet haben? Rätst du nie, Eugenie. Über eine Million.“
    „Soviel?
Ist das Geld in dem Koffer?“
    „Ich
glaube. Hartwig hat ihn drüben“, sie deutete zur Wand, hinter der das
Gästezimmer war, „unters Bett geschoben.“ Eugenie preßte eine Hand aufs Herz.
    „Daß ich so
schwächlich bin, Elisabeth — weißt du, manchmal ärgert mich das. Hätte ich doch
Sport getrieben, als ich jung war! Aber dafür habe ich mich gar nicht
interessiert.“
    „Ich bin
viel gewandert“, erwiderte Oma. „Vor allem mit meinem Mann. War das herrlich!
Wandern würde ich auch heute noch gern. Aber das Knie macht nicht mit.“
     
    *
     
    Nicki wußte
genau, was von ihm erwartet wurde.
    Den
schweren Schädel gesenkt, streifte er mit der Nase fast den Schnee. Den
buschigen Schwanz streckte er waagerecht. Alle Muskeln schienen gespannt zu
sein.
    Tom führte
ihn am Bordstein entlang.
    Auf der
Fahrbahn hatte in aller Frühe der Schneepflug für Ordnung gesorgt.
    Dort war
nur noch blankes Eis, und nichts blieb verborgen. Jeder Zigarettenstummel fiel
auf.
    Der
Schneepflug hatte Matsch und harschige Klumpen über den Bordstein auf den
Gehweg geschoben.
    Dort war
ein wadenhoher Wall entstanden, der sich bis zur Kreuzung hinzog.
    „Unter dem
Abraum“, meinte Tom, „könnte das Geldkuvert liegen — falls es nicht inzwischen
gefunden wurde.“
    Locke
nickte. Sie begleitete ihn zu Fuß, hatte ihr Mofa neben seinem Roller geparkt.
    Wegen der
Diebe, die auch in den Dörfern die heile Welt untergraben, trugen die beiden
ihre Sturzhelme mit sich.
    Nicki
schnüffelte und stemmte sich in die Leine.
    An der
Bushaltestelle, wo zur Zeit niemand wartete, scharrte er im

Weitere Kostenlose Bücher