100 Tage Sex
war zumindest der Plan.
Etwa einen Monat, nachdem Annie die Bombe hatte platzen lassen, erfuhr ich von der Adult Entertainment Expo (Messe für erotische Unterhaltung) und überredete die Redaktion der Post , mich dorthin zu schicken. Die Expo ist die jährliche Fachmesse der Pornoindustrie. Die ganze Branche unter einem Dach, argumentierte ich, davon könnte ich als Sexschreiber nur profitieren, zum Vorteil der Zeitung. Außerdem würde ich sicher ein paar gute Geschichten von der Messe mitbringen, die immer am ersten Januarwochenende in Las Vegas stattfindet. Annie und ich hatten gelobt, bis Mitte April jeden Tag miteinander zu schlafen, also würde sie mich begleiten müssen.
Wie bereits geschildert, gehört Pornografie nicht gerade zu Annies Steckenpferden. Wirf ihr ein Wollknäuel und Stricknadeln hin, und ratzfatz entsteht eine Mütze. Doch zeig ihr eine Pornoseite im Netz - was ich vor dem Marathon nie gemacht habe, ehrlich -, und es passiert nur eins: Sie gähnt. Ich hatte meine Zweifel, ob ihr die Pornomesse gefallen würde, aber ich wusste, dass Las Vegas sie interessierte.
»Weißt du was, Schatz?«, sagte ich abends im Bett, nachdem ich von meiner Redaktion grünes Licht bekommen hatte. »Sieht aus, als würden wir im Januar nach Las Vegas fahren. Ich muss dienstlich hin.«
»Super!«, rief Annie. »Um was geht es denn?«
»Eine große Messe«, antwortete ich. »Riesig sogar. Die Zeitung glaubt, ich könnte meinen Horizont ein bisschen erweitern. Und sie will ein paar Artikel. Du musst mitkommen, wegen des Marathons.«
»Und was für eine Messe genau ist es?«
Ich zögerte kurz. »Porno. Die Sexbranche. Trifft sich jeden Januar in Las Vegas zu einer Riesenveranstaltung. Und dieses Jahr sind wir dabei!«
Annie gab mir einen sanften Schubser. »Du machst wohl Witze!«, lachte sie.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wir gehen auf eine Pornomesse? Das sieht mir so gar nicht ähnlich!« Sie schubste mich noch mal. »Ich bin schon ganz gespannt!«
Ich hob eine Augenbraue.
»Allein Las Vegas«, sagte sie. »Das wird die totale Freakshow! Ich mag mir vielleicht nicht ansehen, womit die Leute der Branche ihr Brot verdienen, aber es sollte spannend sein, sich in ihrer Nähe rumzutreiben.«
Einige Tage später erhielt ich eine E-Mail von Annie mit der Betreffzeile »Ideensammlung«. Seit langem schrieben wir uns etwa ein Dutzend E-Mails am Tag, vornehmlich über Mahlzeiten, die Mädchen, Pläne fürs Wochenende, plus ein bisschen Klatsch und Tratsch. Jetzt aber ließ das Thema Sex unseren E-Mail-Austausch gewaltig anschwellen. Noch bevor ich die Nachricht anklickte, wusste ich, dass es um unser Erotikleben gehen würde. Mir schwante schon, dass Annie was Besonderes eingefallen war.
»Ich hab eine Superidee«, schrieb sie. »Anfang Januar fliegen wir ja nach Vegas. Findest du nicht, wir sollten am Ende des Monats ein gesünderes oder spirituelleres Gegengewicht setzen, zum Ausgleich? Und dann kam mir die Idee, dass wir vielleicht ein paar Kurztrips und Akzente über die Zeit des Marathons verteilen sollten, um die Sache spannend zu halten. Was denkst du?«
Ich dachte: Sie ist gewitzt, sie ist klug, und jetzt hat sie es geschafft, aus dem Sex-Marathon eine Reihe von Kurztrips zu machen. Ich konnte mir ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. Annie liebt kleine Ausflüge und hatte nun eine Möglichkeit gefunden, Sex und Urlaub miteinander zu verquicken.
»Großartige Idee!«, antwortete ich. »Lass uns Pläne schmieden.«
Am Abend desselben Tages saßen wir mit Schreibblöcken, Stiften und Laptops im Bett, bereit zum »Ideensammeln«.
»Während des Vegastrips kommen deine Eltern, um auf die Kinder aufzupassen, stimmt’s?«, fragte sie.
»Stimmt.«
»Prima. Und Silvester feiern wir mit meinen Eltern und meinem Bruder in Boulder.«
»Genau«, befand ich. »Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, unseren Sex-Marathon nicht während des Wochenendes zu beginnen, an dem deine Leute hier sind. Aber wir haben den Besuch vereinbart, bevor wir den Marathon beschlossen. Wir kriegen das schon hin.«
»Bestimmt«, meinte Annie. »Jetzt kommt was Neues: Heute Nachmittag bin ich mal im Internet rumgesurft und habe dort einen hinduistischen Meditationsort in den Bergen gefunden, einen Aschram.«
»Aschram. Tolles Wort. Hört sich nach Glatzen und orangefarbenen Kutten an«, frotzelte ich.
»Das Angebot klang vielversprechend. Meditation, vegetarisches Essen, Vorträge von Swamis.«
»Noch so ein tolles
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