1000 - Das Schwert des Salomo
andere würde sich ergeben. Ich wollte auch etwas trinken, mich durchwärmen und vielleicht später wieder zurückkehren.
Ein Geräusch riß mich aus meinen Gedanken. Es klang beileibe nicht fremd, ich hätte es womöglich auch überhört, aber in dieser Umgebung schreckte es mich schon auf, weil ich einfach nicht damit gerechnet hatte.
Zudem hatte ich es in meinem Rücken gehört. Bevor ich mich umdrehte, dachte ich noch einmal daran, daß dort die Tür des Seiteneingangs lag, aber auch der Beichtstuhl, und ich erinnerte mich, daß er sich meiner Ansicht nach sogar als Versteck eignete.
Langsam drehte ich mich um. Dabei atmete ich tief ein, denn ich wußte, daß die Warterei jetzt ein Ende hatte. Es tat sich etwas, die Dinge würden vorangehen. Ich schaute auf den Beichtstuhl. Drinnen gab es eine Mitteltür. Sie war aufgestoßen worden und hatte das Geräusch verursacht. Und nun wurde sie langsam wieder zugedrückt.
Viel war von ihm nicht zu sehen, denn der größte Teil des Körpers war unter einer dunklen Kutte verborgen. Das Gesicht war nur zu ahnen, denn der Mann hatte die Kapuze bis in die Stirn gezogen.
Die Mitteltür des Beichtstuhls blieb offen, und der Mönch blieb davor stehen.
Obwohl die Spannung in mir wuchs, war mir zugleich ein Stein vom Herzen gefallen. Ich wußte jetzt, daß mein Freund, der Abbé, nicht gelogen hatte und ich tatsächlich erwartet wurde.
Der Mann in der Kutte bewegte sich. Seine Gestalt war dunkler als die Umgebung und hatte sich der ebenfalls dunklen Farbe des Beichtstuhls angeglichen.
Der Mönch hob seinen rechten Arm etwas an. Dabei rutschte der Kuttenärmel zurück, und aus der Öffnung hervor rutschte eine bleiche Männerhand mit ringlosen Fingern.
Die Hand winkte mir zu.
Ich verstand das Zeichen.
Mit etwas weichen Knien und innerlich sehr gespannt ging ich auf die rechte Seite des Beichtstuhls zu…
***
Die beiden Männer in dem Opel Frontera waren einige Male um die Kathedrale herumgefahren. Während sich der Mann hinter dem Steuer auf das Fahren konzentrierte, schaute sich der andere die Umgebung an. Und das sehr genau. Er durchmaß sie wie ein Analytiker, der nach geringsten Spuren suchte, die ihm verdächtig vorkamen.
Bisher war alles glattgegangen, und keiner der Männer hatte das Gefühl, in eine Falle zu fahren.
Der Mann hinter dem Lenkrad hieß Armand. Er war vierzig und hatte in seinem Leben sicherlich ebenso viele Menschen erschossen, wie er Jahre zählte. Wenn nicht noch mehr, denn als Söldner hörte man irgendwann auf zu zählen. Sein Gesicht glich einem Faltenteppich. Zudem war es durch Pocken entstellt. Reste einer Allergie, die er sich in Südamerika geholt hatte.
Wie auch der Beifahrer trug Armand schwarze Kleidung. Nur daß er noch eine Mütze auf sein schütteres Haar gedrückt hatte. Sie war gestrickt und hätte auch einem Skifahrer gestanden.
Der zweite Mann hieß Ducru. Kein Söldner, aber trotzdem ein Killer. Einer, der international arbeitete, bei den Geheimdiensten ebenso bekannt war wie bei der Mord AG und immer dann beauftragt wurde, wenn es galt, heikle Aktionen durchzuziehen. Ducru hatte blondes Haar. Er trug es sehr kurz, und er war zehn Jahre jünger als Armand. Wenn er seine tödlichen Aufträge durchführte, geschah dies meist lautlos, denn er war der Killer, der sich gern auf einen Schalldämpfer verließ. Allerdings hatte er es auch gelernt, mit den Händen zu töten, denn darin war er ebenfalls ausgebildet. Sein Gesicht war wirklich in zwei Hälften unterteilt. In die untere, die weiche, schon fast feminine, und die obere mit der breiten Stirn und der kantigen Nase.
»Nichts«, sagte Armand. »Oder hast du etwas Verdächtiges gesehen?«
»Nein, abgesehen von dem Renault Megane.«
Der Fahrer hob die Schultern. »Ein geparkter Wagen, in dem niemand saß.«
»Stimmt.«
»Macht er dich trotzdem nervös?«
Ducru hob die Schultern, bevor er trocken lachte. »Was heißt nervös. In unserem Job ist man wie ein Tier, das erst seine Umgebung abschnürfein muß, bevor es sich an die Beute heranwagt.«
»Ich sehe den Job als leicht an.«
»Warum?«
»Hast du schon mal einen Mönch umgebracht? Kannst du dir vorstellen, daß sich ein Mönch wehrt? Daß er ausgebildet ist wie wir? Ich nicht, Ducru, deshalb sehe ich der Zukunft auch verdammt gelassen entgegen.«
»Ich bin da nicht so optimistisch.«
»Warum nicht?«
»Denk an die Shaolin-Mönche. An die Kung-Fu-Männer. Die können auch kämpfen.«
»Aber nicht hier, Ducru. Und
Weitere Kostenlose Bücher