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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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»Schmutzarbeit«, oder aber er findet jemanden, der das ihm zusätzlich zum Grundeinkommen gezahlte Salär attraktiv genug findet, um dafür einen ganzen Monat bei ihm zu »malochen«. Das werden vielleicht nicht mehr allzu viele sein.
    Bei einer Lesung in einer Grundschule wurde Götz Werner einmal von einem Kind gefragt: »Sag mal, seit wann arbeitest du denn eigentlich?« Auf die Gegenfrage, was denn Arbeit überhaupt sei, waren sich die Kinder schnell einig: »Arbeit ist, was gut bezahlt wird.« Götz Werner hakte nach: »Und wie ist das, wenn Mama oder Papa was für euch tun? Oder wenn euch die Oma bei den Hausaufgaben hilft? Ist das keine Arbeit?« Da gerieten die Kinder ins Grübeln. Ein Mädchen erklärte: »Mama macht das alles für uns, obwohl sie das nicht gerne macht.« Und ein Junge ergänzte rasch: »Ja, ja, aber die Mama macht das, weil sie uns liebt!«
    In den Antworten und Ansichten der Kinder spiegeln sich unsere gesellschaftlichen Werte, nach denen wir bestimmte Arbeiten weder bezahlen noch überhaupt als Arbeit anerkennen: »Sag mal, arbeitest du noch, oder bist du jetzt nur noch zu Hause bei den Kindern?«, ist eine der abwertenden Fragen, die aufzeigt, wie der, der da spricht, über den Wert von Kinderbetreuung und Erziehung denkt: Windeln wechseln, Brei kochen, bei den Hausaufgaben helfen – das ist keine Arbeit, das ist Liebe! Frauen und Männer, die in Elternzeit gehen: reine Liebhaberei!? Wäsche waschen, bügeln, nähen: leichte Tätigkeiten? Das alles wird erst als Arbeit anerkannt, wenn daraus eine bezahlte Dienstleistung wird, eine Reinigung, eine Heißmangel oder Änderungsschneiderei.
    Genau mit dieser Diskrepanz der Arbeitsbegriffe spielt die Vorwerk-Werbe-Kampagne zur »Familien-Managerin«, die vielen im Gedächtnis geblieben sein dürfte: Auf einer Party wird eine Frau gefragt, was sie denn arbeite, und während sie kurz über ihre Antwort nachdenkt, sieht man in schnellen Schnitten das übliche Chaos einer Kleinfamilie – Geschirrstapel in der Küche, Wäscheberge im Keller, ein Kind, das Hilfe bei den Hausaufgaben braucht, eines, das sich das Knie aufgeschlagen hat, ein bellender Hund und so weiter – bis die Frau endlich antwortet: »Ich führe ein sehr erfolgreiches kleines Familienunternehmen.« Der Werbespot hat viel Resonanz hervorgerufen, weil er die mangelnde Wertschätzung von Müttern so schön sichtbar macht und elegant in eine selbstbewusste Grundhaltung der Familien-Managerin überführt.
    Das Grundeinkommen erhöht die
Freiheit, »Nein« zu sagen
    Auftrag- und Arbeitgeber müssten also durchaus damit rechnen, dass FreiberuflerInnen und Angestellte selbstbewusster werden, wenn sie wissen, dass eine Kündigung oder der Verlust eines Auftrags sie nicht an den Rand der Existenz führen. Das Grundeinkommen würde die Freiheit vergrößern, gerade zu sinnentleerter und schlechtbezahlter Arbeit »Nein« zu sagen.
    Ganz sicher würden viele Unternehmen ihre Strategien gewaltig überdenken müssen, wenn davon auszugehen wäre, dass Menschen nicht mehr um jeden Preis ihren entwürdigenden Arbeitsplatz behalten müssten, weil die Angst zu verelenden wegfiele. Es würde zur Herausforderung, Arbeitplätze zu schaffen, in denen Menschen auch dann noch arbeiten wollen, wenn sie nicht mehr um jeden Preis müssen. Dabei würde es vermutlich nicht nur um Bezahlung gehen, sondern um Faktoren wie Betriebsklima, Kinderbetreuung, Weiterbildungsprogramme oder intelligente Arbeitszeitmodelle.
    Wir können uns jede Menge Unternehmen vorstellen, die um Arbeitskräfte bangen müssten; etwa Subsubunternehmen, die derzeit allein Billigstarbeitskräfte beschäftigen – Callcenter, Reinigungsunternehmen, Gastronomie- und Baubetriebe. Sie würden besser bezahlen müssen oder untergehen, was man gesamtgesellschaftlich wohl kaum als großen Verlust verbuchen müsste. Unternehmen, die menschenwürdige Arbeit anbieten und dafür auch angemessen bezahlen, würden jedenfalls keinen Mangel an Arbeitskräften zu befürchten haben, wenn es sich nicht gerade um aussterbende Branchen handelt.
    Denn so viel sich auf allen Ebenen in der Gesellschaft auch verändern würde, wenn alle Menschen tausend Euro im Monat als Existenzgrundlage und für kulturelle Teilhabe hätten: Die allermeisten Menschen würden weiterhin arbeiten, aber eben möglicherweise in grundsätzlich anderen, neuen Formen und Zeitmengen. Denn wie wir wissen, arbeiten Menschen nicht nur des Geldes wegen. Geld ist nicht die einzige

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