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1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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sich auf die Bibel zu berufen, wenn sie zitieren: »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen«, denn »A text without a context ist just a pretext«, was auf Deutsch nur halb so schön klingt: »Ein Zitat ohne seinen Kontext ist bloß eine Ausrede.« Der Satz »Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen« stammt aus dem Neuen Testament, 2. Thessalonicherbrief, 3. Kapitel. Der Verfasser des Briefes, der Apostel Paulus, hatte erfahren, dass einige Mitglieder der jungen Christengemeinde jeglicher weltlichen Betätigung entsagten – aus Begeisterung für die neue Religion und in Erwartung eines baldigen Weltendes. Ihnen erschien alles Irdische nur noch vorläufig und unwichtig. Paulus wandte sich an die Entrückten, indem er ihre eigene Argumentation logisch fortsetzte und damit gleichzeitig ins Absurde wendete: Wer nichts mehr tun müsse, weil er ja eh ins Himmelreich kommt, der könne ja auch aufhören zu essen!
    Davon ausgehend, dass auch die in Heilserwartung erstarrten Anhänger der neuen Religion gern weiterleben wollten, forderte er sie auf, sich auch weiterhin um weltliche Dinge zu kümmern. Christen hätten durchaus die Aufgabe, sich in der hiesigen Welt zu engagieren, Verantwortung zu übernehmen und nicht allein auf ein glückseliges Jenseits zu warten.
    Wer nicht arbeitet, soll nicht essen – das war also keineswegs als Strafe gemeint, sondern mahnende Ironie. »Lasst Euch nicht verdrießen Gutes zu tun!«, fordert Paulus im selben Brief auf, der mit dem Appell endet: »Wenn aber jemand nicht gehorsam ist, dann weist ihn zurecht als einen Bruder.«
    Brüderliche Motive kann man dem ehemaligen SPD-Arbeitsminister Franz Müntefering gewiss nicht unterstellen, als er den Paulus-Satz im Mai 2006 in sein Gegenteil verkehrte: »Nur wer arbeitet, soll auch essen«, um so die Hartz-IV-Strategie der Regierung zu rechtfertigen.
    Wer macht den Dreck weg?
    Neben der notorischen Vermutung einiger, dass niemand mehr arbeiten würde, wenn er nicht müsste, taucht in Veranstaltungen regelmäßig eine Frage auf: Und wer soll dann eigentlich unseren Dreck wegmachen? Wer führt dann die ganzen ungeliebten Arbeiten aus?
    Dabei zielt diese beunruhigte Frage selten auf die katastrophal bezahlte Arbeit von Frauen in den anstrengenden Pflegeberufen oder in Großküchen und Wäschereien: Die Frage gilt primär dem Müllmann. Jener stolzen Berufsgruppe also, die angemessen bezahlt wird, selbstbewusst ist und gelegentlich mit Streiks auf ihre Notwendigkeit aufmerksam macht. DiesenVorwand gegen das Grundeinkommen kann man also schnell entkräften.
    Für die Aufgaben der miserabel bezahlten Pflegearbeiten von Frauen wie für die schon heute besser bezahlten Müllmannaufgaben gilt, was Götz Werner auf den Nenner bringt: Es gibt drei Möglichkeiten, mit ungeliebten Arbeiten umzugehen: sie besser bezahlen, sie selber machen, sie automatisieren. Letzteres ist bei der Müllabfuhr im ländlichen Raum schon weitgehend der Fall, da sitzt oftmals nur noch ein Fahrer auf dem Wagen, warm und trocken, der Rest wird von einem Greifarm erledigt.
    Wenn dieser Einwand aus dem Weg geräumt ist, werden wir auf unseren Veranstaltungen häufig mit dem zweitliebsten Argument der Skeptiker des Grundeinkommens konfrontiert.
    Besonders vehement hat dieses beispielsweise Fernsehmoderator Michel Friedman in einem Interview mit der Linken-Politikerin Katja Kipping vorgetragen: »Es gibt viele, viele Hunderttausende Jobs, wo die Leute arbeiten, weil sie müssen, nicht unbedingt, weil sie wollen. Ich rede nicht von Ihnen oder mir. Wenn die das in Zukunft nicht mehr müssen, wer soll dann die Schmutzarbeit in Deutschland machen? Nehmen Sie mal meine Sekretärin: 2500 netto, dafür malocht die bei mir einen ganzen Monat. Warum soll die noch zu mir ins Büro kommen? Was machen Sie, wenn die Leute sagen: ›Solche Jobs mache ich nicht mehr‹?«
    Wenn seine Sekretärin »die Schmutzarbeit« nur wegen der 2500 Euro aushält, die okay, aber so üppig nicht sind, dann wird sie das vermutlich nicht mehr allzu lange tun, sobald es ein Grundeinkommen gibt. Schließlich hätte sie die Freiheit, sich einen anderen Job zu suchen, der vielleicht mehr Spaß machtund ihr denselben Lebensstandard sichert, selbst wenn er schlechter bezahlt ist. Mit tausend Euro Grundeinkommen käme sie auch mit einem Arbeitslohn von 1500 Euro auf das jetzige Einkommensniveau. Entweder legt Herr Friedman sich also einen anderen Führungsstil zu und der Job fiele nicht in die Kategorie

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