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1.000 Euro für jeden

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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auf
einen Maßnahmenkatalog, um die weltweite Armut bis 2015 zu halbieren. Wie
bekannt, sind wir von diesem Ziel weit entfernt. Gegenwärtig hungern mehr
Menschen auf der Welt denn je, die Welthungerhilfe geht von knapp einer
Milliarde aus. Zwischen 40 bis 70 Mrd. US-Dollar pro Jahr wären nötig, um die
Kinder- und Müttersterblichkeit drastisch zu reduzieren, allen Kindern einen
Schulbesuch zu ermöglichen, die Wasserversorgung zu verbessern und die
Ausbreitung von Aids zu stoppen. Zum Vergleich: Die weltweiten Rüstungsausgaben
lagen 2003 bei 879 Mrd. US-Dollar.
    Während
Deutschland einst Idee und Handlungsansätze seines Sozialstaatsmodells
exportiert hat, bedarf es heute, wie wir schon anklingen ließen, eher des
Imports von Ideen und Modellen nach Deutschland. Denn während wir hier, trotz
lebendiger öffentlicher Diskussion, noch kein einziges praktisches Beispiel von
Grundeinkommen haben, gibt es in anderen Ländern ermutigende Versuche von Regierungen,
sich mit dem Gedanken von Grundeinkommen auseinander und ihn in praktische
politische Schritte zu übersetzen.
    Vorläufer eines
Grundeinkommens in Bangladesh und Sambia
    Die
Vereinten Nationen hatten zur Jahrtausendwende Mikrofinanzierung als ein
wichtiges Instrument zur Erreichung der Millenniumsziele (Halbierung der
weltweiten Armut bis 2015) ausgemacht und deswegen das Jahr 2005 zum Jahr der
Mikrokredite ausgerufen. Bei Mikrokrediten geht es nicht wie bei anderen
Darlehensformen darum, durch verzinste Rückzahlung Profit zu erwirtschaften,
sondern darum, Menschen das Startkapital für eine Existenzsicherung zu geben.
Diejenigen, die Kredite brauchen, haben in der Regel nichts als ihre
Arbeitskraft und eine Idee zu bieten, ohne jede Vermögenssicherheit. Sie gelten
deshalb als nicht kreditwürdig, Banken ist ein Investment in sie zu riskant.
Mikrokredite sichern nun genau solche Risiken ab, indem sie zum Beispiel
mehrere Kreditnehmer zu einer Genossenschaft zusammenführen, in der diese sich
wechselseitig unterstützen können und dafür ein gewisses Maß an sozialer
Kontrolle aufbauen: Wer nicht pünktlich seine Raten bezahlt, verliert vor den
anderen Genossenschaftsmitgliedern sein Gesicht.
    Der
Wirtschaftswissenschaftler Muhammad Yunus, einer der Initiatoren der
Mikrofinanzidee, gründete 1983 in Bangladesh die Grameen Bank, die Menschen
ohne Einkommenssicherheit Kleinkredite ermöglicht. Er entwickelte ein System,
in dem sich die Kreditnehmer – zu 97 Prozent Frauen – aufgrund
persönlicher Bindungen zur Rückzahlung verpflichtet fühlten. Voraussetzung für
die Kredite war, dass sich in den Dörfern kleine Gruppen zusammenschlossen, die
von Bankangestellten geschult wurden und füreinander bürgten. Und sie wurden
Miteigentümerinnen der Bank – diese befindet sich heute zu 94 Prozent
im Besitz der über sieben Millionen meist weiblichen Kreditnehmer. Im Ergebnis
erreichte die Bank eine Rückzahlquote von 98 Prozent. Dieses Ergebnis
erreicht keine andere Bank der Welt. 2006 erhielt die Organisation, der Yunus
angehört, für diese Praxis der Geldvergabe den Friedensnobelpreis. Die
Grundlage ihres Handelns, das Vertrauen, hatte spürbar zur Verringerung der
Armut geführt, weil es Eigeninitiative, Berufstätigkeit und Gemeinsinn erhöhte.
    Die
immensen Erfolge der »Social Cash Transfers« genannten Kredite stellen nicht
nur die Methoden herkömmlicher Entwicklungspolitik in Frage, sondern auch die
Methoden der Geldvergabe an Personen ohne Einkommenssicherheit hierzulande, ob
von Arbeitsagenturen oder Geldinstituten. Staatliches Hartz IV und die
Kreditvergabe von Banken werden von einer Misstrauenskultur beherrscht.
Demgegenüber basieren Mikrokredite wie Grundeinkommen auf einer
Vertrauenskultur.
    Die
Erfahrungen der Grameen Bank motivierten die Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ) in einem lichten Moment, in Sambia 2005 ein
Sozialhilfe-Projekt zu starten, das auf dem Grundprinzip der Direktzahlung
basiert und damit die Idee des Empowerments in die Tat umsetzt. In der ärmsten
Region des Landes, in der Provinz Kalomo, die schwer von Aids gezeichnet ist,
werden Familien finanziert, in denen es keine Eltern und erwachsene Geschwister
mehr gibt. In der Regel heißt das: Großeltern mit Kindern, deren unmittelbare
Angehörige dem tödlichen HIV-Virus zum Opfer gefallen sind. Das Geld wurde ohne
jede weitere Bedingung ausgezahlt. Mit solchem Erfolg, dass die Zahlungen
zumindest unter der letzten Regierung aufs ganze Land ausgeweitet

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