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1.000 Euro für jeden

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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halten ihre Häuser, die Gärten drum herum sowie
das Dorf insgesamt in einem tadellosen Zustand. Es ist schwer vorstellbar, wie
armselig das Dorf vor zwei Jahren ausgesehen haben muss, als seine Bewohner nur
mit dem nackten Überleben beschäftigt waren – alle erwähnen diesen krassen
Unterschied.
    Bei den
Männern sind die Veränderungen durch das BIG weniger sichtbar. Es gibt den
Kesselflicker, den Ziegelmacher und den Schuhmacher, die jetzt mehr Aufträge
haben, aber sie verströmen nicht im selben Maße Aufbruchstimmung, Freiheit und
Würde wie die Frauen. Es scheint wie bei den Mikrokrediten zu sein, Frauen
machen mehr daraus. Nur anders als bei den Mikrokrediten erhöht das BIG die
Kaufkraft aller, vor allem der Frauen, die auch die Gelder der Kinder
verwalten, was ihren Familien zugute kommt.
    Wenige
Männer finden draußen regelmäßige Arbeit, weite Fußmärsche von den Familien
entfernt. Viele hatten zu Zeiten bitterer Armut ihre Frauen und Kinder im Dorf
zurückgelassen. Und seit es das BIG gibt, müssen diese ihre Männer nicht mehr
ausfindig machen, damit die ihnen Geld zum Leben oder für andere Dienste geben.
Die Restfamilie erlebt diese Zustände wie eine Befreiung.
    »Die
Ergebnisse haben unsere kühnsten Hoffnungen übertroffen und haben die Skeptiker
in ihren wesentlichen Kritikpunkten widerlegt«, so Herbert Jauch. Er ist heute
optimistisch, was die Wiederaufnahme des Projekts betrifft: »Die Regierung mag
noch skeptisch sein, aber wir haben uns noch zwei Jahre gegeben, dann wollen
wir das durchhaben.«
    Bertha
Hamases, unser Guide, macht sich dennoch Sorgen, was die Zukunft bringt. Man
würde die große Unsicherheit aufziehen spüren, jetzt wo es nur das
Übergangsgeld gebe, das eben schon nicht mehr ganz ausreiche, all die
Errungenschaften zu verteidigen. Zudem sei immer noch niemand von der Regierung
vorbeigekommen, um sie nach ihren Erfahrungen zu befragen.
    Nun ist
die SWAPO gefordert. Im November 2009 hat sie sich mit einer komfortablen
Zwei-Drittel-Mehrheit zur Siegerin der Wahlen erklärt. Vor der Wahl wollte sie
sich nicht zum BIG äußern. Nach der Wahl auch nicht. Die Regierung wird es aber
nicht leicht haben, die Verbesserung des Lebens durch das BIG in Otjivero zu
ignorieren. Der Bischof und die BIG-Koalition lassen keinen Zweifel an ihrer
Kampfbereitschaft. Und das Komitee im Dorf ist willens, durch das ganze Land
und den gesamten Kontinent zu reisen und für das BIG zu werben.
    Das
Modellprojekt wurde durch eine Untersuchung begleitet, die sich auf Interviews
mit BewohnerInnen, mit Menschen an exponierten Positionen wie der Schulleiterin
sowie auf Krankenstatistiken und Polizeiberichte stützte. Die Ergebnisse sind
überaus beeindruckend:
    • Es
gibt keinen einzigen Fall von Unterernährung – zuvor mussten monatlich
drei bis vier Kinder ins Krankenhaus eingeliefert werden. Generell sind die
Voraussetzungen für Gesundheit enorm verbessert, auch für AIDS-Behandlungen,
denn seit die Menschen besser ernährt sind, vertragen sie auch die starken
Medikamente.
    •
90 Prozent der Kinder gehen in die Schule, und 90 Prozent der Eltern,
die BIG bekommen, bezahlen das Schulgeld.
    • Lagen
vor Projektbeginn 76 Prozent aller Haushalte unter der Armutsgrenze, sind
es jetzt noch 36 Prozent.
    • Es
gibt Ansätze zu Kooperationen wie gemeinschaftlichen Ziegenkauf.
    • Die
ökonomische und sexuelle Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern ist deutlich
gesunken.
    •
Diebstahl und Beschaffungskriminalität nahmen ab, ein Anstieg von Alkoholismus
ist nicht feststellbar. Da hat das Komitee ein bisschen nachgeholfen – am
Tage der Auszahlung bleiben die Bars geschlossen.
    Die Studie,
mitfinanziert von der Friedrich-Ebert-Stiftung, kommt zu dem Schluss, dass »auf
den Erfahrungen von Otjivero-Omitara basierend, man auf der sicheren Seite
argumentieren kann, dass das BIG Armut und Arbeitslosigkeit reduzieren,
ökonomische Aktivitäten und Produktivität steigern, Bildung und Gesundheit für
die meisten Namibier verbessern wird«. In ihr wird zudem die Finanzierbarkeit
eines Grundeinkommens für alle in Namibia aufgezeigt. Ganz nebenbei würde
Namibia dadurch die Millenniumsziele erreichen, denen es sich verpflichtet hat.
    Das BIG
ist weder in Namibia noch anderswo ein Allheilmittel, und es ersetzt keine
Arbeitsplätze, keine unkorrupte Regierung, keine funktionierende Bildung und
keine Stromversorgung. Aber es hat Ideen freigesetzt, zur »Befreiung des
Geistes« geführt, wie Bischof

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