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GK388 - Der Blutrichter

GK388 - Der Blutrichter

Titel: GK388 - Der Blutrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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David McKay setzte die Flasche ab. »Ah«, machte er und grinste. »Ein ausgezeichneter Tropfen.« Er schob die Pulle seinem Freund zu. »Nimm auch noch einen Schluck.«
    Das ließ sich Robert Flagg nicht zweimal sagen. Er setzte die Flasche an wie ein Trompeter sein Instrument und trank.
    Die beiden Männer befanden sich auf McKays Hausboot. Träge floß die graue Brühe der Themse an den Fenstern vorbei. Es war dämmerig geworden, und erste Nebel krochen über das Wasser.
    McKay war Fischer. Täglich hängte er sein Netz stundenlang ins Wasser. Aber in letzter Zeit zappelte immer seltener ein Fisch darin. Die Wasserqualität wurde immer schlechter, doch niemand schien sich dafür zuständig zu fühlen.
    »Wie lange ist es her, seit wir uns zum letztenmal gesehen haben?« fragte David McKay. »Fünf Jahre«, sagte Flagg.
    »Mindestens«, meinte McKay und zündete eine Petroleumlampe an. »Und dann laufen wir uns zufällig bei Harrods über den Weg. Du hast mir noch nicht erzählt, was für einen Job du jetzt hast.«
    »Ich bin in einer Bücherei untergekommen. Ziemlich langweilig. Du kennst mich. Ich lese nicht gern.«
    McKay und Flagg waren früher oft zusammen gewesen. Keiner der beiden hätte heute eigentlich sagen können, wieso sie sich getrennt hatten. Vielleicht war die Frau daran schuld gewesen, die Flagg damals kennengelernt hatte.
    McKay fragte, was aus ihr geworden war.
    Flagg hob die Schultern. »Wie’s eben so geht. Zuerst waren wir himmelhoch jauchzend, aber dann haben wir sehr schnell gemerkt, daß wir nicht zueinander paßten. Das Strohfeuer fiel in sich zusammen. Sex allein ist eben nicht alles.«
    »Da hast du recht. Hast du inzwischen geheiratet, eine Familie gegründet?«
    »Ich werde mich hüten.«
    »Wieso?« fragte McKay.
    Flagg runzelte die Stirn. »Ich eigne mich nicht zum Ehekrüppel. Außerdem bin ich schon zu alt, um noch eine Familie zu gründen.«
    »Quatsch, du bist doch erst achtundvierzig.«
    »Eben. Zu alt. Ich habe erkannt, daß ich der geborene Junggeselle bin. So wie du.«
    David McKay griff sich wieder die Flasche. Er konnte eine Menge von dem Zeug vertragen, ohne blau zu werden.
    »Habe ich dir eigentlich schon von der kleinen Sensation erzählt, die es in meinem Leben gegeben hat?« fragte er.
    Robert Flagg schüttelte den Kopf. McKay lächelte. Er schob dem Freund die Flasche zu, und während dieser den Whisky, in seinen Mund rinnen ließ, sagte der Fischer: »Es hat damals in allen Zeitungen gestanden.«
    Flagg hob die Brauen. »Jetzt weiß ich, was du meinst. Ich hab’s auch gelesen. Sogar Fotos haben sie von dir gebracht. Du warst der Held des Tages, und ich nahm mir vor, dich aufzusuchen. Aber dann hatte ich meinen Vorsatz wieder vergessen. Wie war das damals?«
    McKay lächelte. »Nun ja, die Zeitungen haben die Sache natürlich mächtig aufgebauscht. So toll, wie die schrieben, war die Geschichte gar nicht. Ein kleiner Junge turnte auf der Reling eines vorbeifahrenden Schiffes herum. Ich dachte noch, wenn der bloß nicht ins Wasser fällt, und – plumps, da lag er auch schon drin. Kein Mensch hatte das mitgekriegt. Ich riß mir nicht erst die Kleider vom Leib, sondern stürzte mich gleich in voller Montur in die Fluten. Der Junge konnte nicht schwimmen. Er soff sofort ab. Ich tauchte, suchte ihn, konnte ihn nicht finden, tauchte wieder. Fünfmal ging ich nach unten. Es war ein Wunder, daß ich ihn schließlich doch noch erwischte. Er war schon ohnmächtig. Ich zog ihn hoch, schwamm mit ihm an Land, machte Wiederbelebungsversuche, und als der Kleine die Augen aufschlug, wurde er erst auf dem Schiff vermißt. Ich verständigte die Polizei, und so kam die ganze Geschichte ins Rollen. Noch in derselben Stunde war ich von Journalisten umringt. Sie machten einen Supermann aus mir, der vor Edelmut nur so trieft. Der arme Mann, der unter Einsatz seines Lebens diesen Lausebengel rettete. Das berührte die Herzen. Bei den Zeitungen langten Spenden für mich ein. Ich brachte sie zur Bank. Noch heute lebe ich von dem Geld, denn das, was das Fischen abwirft, ist zum Leben zuwenig und zum Sterben zuviel.«
    »Warst du nicht auch beim Bürgermeister?« fragte Flagg.
    McKay grinste. »Klar. Das ließ sich der publicitygeile Bursche doch nicht entgehen. Ich wurde wie ein Wunderknabe herumgereicht, bekam bald genug von diesem Tamtam und war froh, wieder in der Versenkung verschwinden zu dürfen. Es ist scheußlich, so unverhofft ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Die

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