1000 Places to See Before You Die
Herrscherfamilien der Gegend (heute im Nordosten Rumäniens) arbeiteten, ganze Gebäude als Leinwände: Sie bemalten einige Klöster von oben bis unten, oft innen und außen, mit bunten Fresken. Ihr Bestreben war es, das Kriegsglück ihrer Patrone festzuhalten und dem Volk, das großenteils nicht lesen konnte, Geschichten der Erlösung- und der Verdammnis zu erzählen. Zurück blieb ein einzigartiges und erstaunlich robustes kulturelles Geschenk an das heutige Rumänien.
Die bemalten Klöster sind über die südliche Bukowina verteilt, eine urwüchsige Region im Vorgebirge der Karpaten, 72 km westlich der Stadt Suceava. Die starken Farben und Details der Außenmalereien sind sehr gut erhalten, und das, obwohl sie 500 Jahre lang dem Wetter, Vandalismus und den Launen verschiedener Herrscher ausgesetzt waren. Sie gelten als brillante Beispiele für byzantinische Ästhetik, vermischt mit lokaler Volkskunst, Mythologie und geschichtlichen Bezügen – eine Bibel für die einfachen Leute und spätmittelalterliche Werbeplakate für das orthodoxe Christentum in einer Zeit, als dieser Teil Europas von türkischen Invasoren bedroht wurde.
Das vielleicht faszinierendste Beispiel ist das Kloster Voroneţ aus dem 15. Jh., in Rumänien als „Sixtinische Kapelle des Ostens“ bekannt. Seine einmalige himmelblaue Farbe, besonders widerstandsfähig und auch „Voroneţ-Blau“ genannt, wurde aus Lapislazuli hergestellt. In der Nähe liegen die bemalten Klöster Humor, Moldoviţa und Suceviţa, alle bewohnt von wenigen Nonnen, die ihren Glauben inbrünstig am Leben erhalten – hier in diesem abgelegenen und rau-schönen Außenposten, wo das Leben den Veränderungen der letzten Jahrhunderte widerstanden hat.
Die Außenwände des Suceviţa-Klosters zeigen biblische Szenen – in Farben, die trotz jahrhundertelanger Beanspruchung immer noch leuchten.
W O : Suceava liegt 434 km nördl. von Bukarest. I NFO : www.romaniatourism.com/painted-monasteries.html . U NTERKUNFT : Das neue Gerald’s Hotel liegt in der Marktstadt Radauti. Tel. +40/330-1+-650; www.geraldshotel.com .
Preise:
ab € 81. W IE : Das amerikanische Unternehmen Mir bietet 16-tägige Touren an, die auch die Klöster mit einschließen. Tel. +1/206-624-7289; www.mircorp.com .
Preise:
ab € 4000. Startet in Bukarest.
Wann:
Mai und Sept. R EISEZEIT : Juni–Sept.: bestes Wetter und viele Feste in der Gegend.
Berge, sächsische Dörfer und die Geschichten der Untoten …
S ÜDTRANSSILVANIEN
Rumänien
W er auf der Suche nach Schauergeschichten ist, Wein liebt, gern fotografiert und sich als Reisender in einer fantastisch unverfälschten Ecke Europas verlieren möchte, der ist in Transsilvanien (auch: Siebenbürgen) richtig. Das „Land jenseits des Waldes“ ist eine der letzten großen Wildnislandschaften Europas, mitten in den Karpaten und voller uralter Städte, wuchtiger Kirchen, gotischer Burgen und Legenden über ein gewisses nachtaktives Wesen mit auffälligen Eckzähnen.
Obwohl sich auch hier das 21. Jh. ausbreitet – so sieht man Bauern mit Heugabel und Handy –, halten sich in den südtranssilvanischen Dörfern noch die Traditionen. Auch die Städte atmen Vergangenes. Die ummauerten sächsischen Städte Braşov (Kronstadt), Sibiu (Hermannstadt) und Sighişoara (Schäßburg) bieten aber nicht nur mittelalterliche Gebäude und traditionelle Kultur, sondern auch Modernes wie eine lebhafte Restaurant- und Cafészene. Im nahen Bucegi- und Făgăraş-Gebirge lässt es sich prima wandern, mountainbiken und skifahren. Trotz immensen Touristenbusverkehrs sind auch geführte Touren zu den Burgen sehr vergnüglich, besonders zu Schloss Bran, das – fälschlicherweise – als Draculas Schloss bekannt ist.
Schloss Bran wurde im 14. Jh. von Sachsen erbaut.
Bram Stokers 1897 erschienener Roman
Dracula
war inspiriert von Vlad Drăculea, einem transsilvanischen Prinzen, der im 15. Jh. lebte und für seine blutige Angewohnheit bekannt war, seine Feinde zu pfählen. Man weiß, dass Vlad höchstens mal ein paar Nächte auf Schloss Bran verbrachte, aber das kann den stetigen Besuch der Dracula-Fans aus allen Teilen der Welt nicht aufhalten. Das hoch auf einem Felsen thronende Schloss sieht absolut wie ein Vampirschloss aus und lohnt einen Besuch.
Wer 1 oder 2 Nächte in den umliegenden Dörfern verbringt, bekommt einen Einblick in den traditionellen Lebensstil, den noch über 40 % der Rumänen pflegen. Es gibt Dutzende Möglichkeiten, z. B. die sorgfältig
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