1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
ihm ihr Jawort geben würde. Im Geist kaufte er ihr bereits eine neue Garderobe, um sie schleunigst aus den braven Kostümen herauszubekommen.
Irritiert runzelte er die Stirn. Er musste sich verhört haben.
„Ich sagte, ich möchte Sie nicht heiraten.“
Ihre Stimme klang rauchig und leise, aber entschlossen. Sadiqs Lächeln verschwand. Fast nonnenhaft saß die Prinzessin vor ihm, das Haar zurückgebunden, sie trug ein strenges Kostüm wie am Vortag, nur diesmal in einem dunkleren Blauton. Ihre bleichen Züge wiesen keinerlei Make-up auf, nicht einmal die bläulich grünen Augen hatte sie betont. Jetzt bemerkte er auch, dass ihre zierliche aristokratische Nase mit feinen Sommersprossen gesprenkelt war.
Sommersprossen. Wann waren Sommersprossen ihm je aufgefallen? Für die Damen, die er kannte, waren Sommersprossen etwa so abstoßend wie Akne. Etwas Unerklärliches entfaltete sich in Sadiq, er lehnte sich zurück und musste sich eingestehen, dass er überrascht war. Es war eine Ewigkeit her, seit jemand ihn abgewiesen hatte. Oder sich so wenig Mühe gegeben hatte, ihn zu beeindrucken.
Samia warf den Kopf zurück, und für eine Sekunde zeigte sich ihre angeborene königliche Würde. Sie mochte die unscheinbarste Prinzessin sein, die ihm je begegnet war, doch sie war königlicher Abstammung und konnte es nicht verleugnen.
Nun presste sie die Lippen zusammen. Seltsam, aber er fragte sich, wie es sein müsste, sie zu küssen. Würde die Prinzessin sie ihm weich und willig darbieten … seinen Kuss erwidern?
Der Sultan traute seinen Ohren nicht, das wusste sie. Schon deshalb hatte sie ihre Zurückweisung wiederholt. Sie bebte innerlich, nachdem sie sich die ganze Nacht hin und her gewälzt hatte und immer wieder zu der brutalen Erkenntnis gekommen war, dass ihr keine andere Wahl blieb, als sich zu fügen.
Doch beim Anblick von Sadiqs siegessicherer Miene war die Rebellin in ihr erwacht. Dies war ihre einzige Chance, der Heirat zu entkommen. Gewissensbisse durfte sie sich jetzt nicht leisten, sonst konnte sie sich nicht durchsetzen. Die Vorstellung, den Sultan zu heiraten, erschien ihr so bedrohlich, dass sie bereit war, alle Geschütze aufzufahren.
Sadiqs dunkle Stimme rief sie auf den Boden der Tatsachen zurück, und ihr Herz begann zu jagen. „Es ist ein Unterschied, ob Sie mich nicht heiraten – oder mich nicht heiraten wollen. In ersterem Fall gibt es nichts zu besprechen. In Letzterem einiges. Also, Samia, wo stehen wir?“
Sie versuchte, seinem durchdringenden Blick auszuweichen. Leicht vorgebeugt saß er da, die Ellenbogen auf den Schreibtisch gestützt und die Fingerspitzen aneinandergelegt.
Wie er ihren Namen ausgesprochen hatte! Wieder wurde es Samia heiß. Dabei war sie schon völlig aufgelöst, weil sie erneut mit dem Mann sprechen musste. Nicht einmal seine Drohung, gegebenenfalls ihre Schwester zu heiraten, konnte sie zu dieser Heirat bewegen.
Heute hatte der Sultan sie nicht warten lassen. Groß und dunkel wie ein Fürst der Finsternis hatte er am Fenster gestanden. Und jetzt gab er sich so locker, als wollten sie übers Wetter plaudern. Er trug nur ein Hemd, keine Krawatte. Der oberste Knopf war offen und gab seinen gebräunten Hals frei. Die Ärmel hatte er aufgekrempelt, sodass Samia seine gebräunten Unterarme sehen konnte, die ihn als Sportler auswiesen. Auf einmal fühlte sie sich seltsam rastlos.
Unvermittelt stand Samia auf. Sie musste auf Abstand gehen. Wenn der Sultan sie so ansah, konnte sie nicht still sitzen, sich erst recht nicht konzentrieren.
Instinktiv verschanzte sie sich hinter dem Besuchersessel. „Also … wir haben wohl doch … manches zu besprechen“, erklärte sie stockend.
Na toll! Jetzt brachte sie nicht einmal einen zusammenhängenden Satz zustande! Wie konnte sie sich auf eine Diskussion mit einem redegewandten Mann wie dem Sultan einlassen? Zögernd wagte Samia sich einige Schritte hinter dem Sessel hervor. Das steife Kostüm beengte sie. Noch nie hatte sie sich in ihren Sachen so gehemmt gefühlt wie in den letzten beiden Tagen. Sie wusste, dass sie kein Stilgefühl besaß; am wohlsten fühlte sie sich in unauffälliger Kleidung.
Immer noch wich sie Sadiqs Blick aus. „Hören Sie, ich, weiß, dass Sie eine Frau suchen, und auf dem Papier mag ich Ihnen als richtige Kandidatin erscheinen …“
Sanft unterbrach er sie. „Sie sind die Richtige.“ Er unterdrückte seine Gereiztheit. Die Prinzessin war seine einzige Kandidatin. Nachdem er auch andere Damen
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