1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
sorgfältig hatte überprüfen lassen, war sie es, auf die seine Wahl gefallen war. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab er nicht auf, bis er sein Ziel erreichte.
Endlich wandte Samia sich ihm wieder zu. „Nein, das bin ich nicht!“ Verzweifelt suchte sie nach Möglichkeiten, ihn von sich abzubringen. „Zum Beispiel gehe ich nie aus.“
„Das ist ja wunderbar! Sie mögen ein anderes Bild von mir haben, aber ich bin alles andere als ein Partylöwe.“
Das sollte sie ihm abnehmen? Unmöglich, sich diesen Mann gemütlich am abendlichen Kaminfeuer vorzustellen! „Wollen Sie damit sagen, Sie fänden es gut, dass ich nicht unter Menschen gehe? Das glauben Sie doch selbst nicht. Wie könnte ich als Königin auf Ihren Partys auftreten, wenn die Letzte, auf der ich war, Ihre eigene gewesen sein dürfte? Sicher erscheinen Sie ständig auf Empfängen. Sie bewegen sich in höchsten Gesellschaftskreisen, während ich nicht wüsste, was ich dort tun oder sagen sollte.“
Samia verstummte, weil der Sultan sich entspannt auf die Schreibtischkante gesetzt hatte und auf eine Art lächelte, die sie hilflos machte.
„Natürlich wüssten Sie, was Sie tun und sagen sollten. Sie sind so erzogen worden, es sogar sehr genau zu wissen. Und falls Sie aus der Übung sein sollten, werden Sie es im Handumdrehen wieder lernen.“
Wie konnte sie ihn vom Gegenteil überzeugen? Aufgebracht fuhr Samia sich mit den Fingern durchs Haar, ohne zu bedenken, dass sie es zurückgebunden hatte. Das Band löste sich, doch das war ihr jetzt egal.
Nun blickte sie dem Sultan direkt in die Augen. „Sie wollen mich doch gar nicht heiraten. Ich hasse Partys. Wenn ich mit mehr als drei Menschen zusammenkomme, bin ich stumm wie ein Fisch. Außerdem bin ich weder weltgewandt noch elegant.“ Wie die Damen, an die Sie gewöhnt sind, hätte sie ihm am liebsten vorgehalten.
Fasziniert hatte Sadiq die Prinzessin beobachtet. Ihm wurde bewusst, wie ungewöhnlich, ja einzigartig sie war. Diese Frau war genau die Richtige.
„Hören Sie, Samia, Sie haben den größten Teil Ihres Lebens an einem Königshof verbracht und wurden buchstäblich auf diese Heirat vorbereitet. Wie können Sie also behaupten, nicht dafür geschaffen zu sein?“
Samia spürte, wie sich ihr Zopf immer weiter löste. Als der Sultan aufstand und langsam um sie herumging, wurde ihr so heiß, dass sie das Gefühl hatte, zerfließen zu müssen. Widerstrebend öffnete sie das enge Kostümjäckchen.
Höflich half er ihr, die Jacke abzulegen und hängte sie über die Rückenlehne des Besuchersessels. Zu verblüfft, um sich damit zu beschäftigen, fuhr Samia fort: „Sie brauchen eine Frau, die es gewöhnt ist, sich in eleganten Kreisen zu bewegen, während ich mich in Bibliotheken aufgehalten habe, solange ich zurückdenken kann.“
Die alte Bibliothek im Palast von Burquat war von jeher ihre Zuflucht vor ihrer tyrannischen Stiefmutter Alesha gewesen. Wieder begann Samia, unruhig auf und ab zu gehen, weil Sadiqs Art sie durcheinanderbrachte.
„Sie brauchen eine gleichwertige Partnerin, jemand, der Ihnen ebenbürtig ist.“ Einige Schritte von ihm entfernt blieb sie stehen und sah ihn beschwörend an. Sie musste ihm begreiflich machen, dass sie recht hatte. „Bis zu meinem zwölften Lebensjahr habe ich gestottert. Ich bin von Natur aus so schüchtern, dass ich als Teenager zur Verhaltenstherapeutin geschickt wurde, um dagegen anzugehen.“ Was weitere Spott- und Hämetiraden ihrer Stiefmutter zur Folge gehabt hatte: Sie sei zu nichts nütze, aus ihr würde nie etwas werden. Sie könne nie Königin von Burquat werden, da sie nicht einmal eine Unterhaltung führen könne, ohne zu erröten oder zu stottern.
Während Samia sprach, kam Sadiq näher und blieb mit verschränkten Armen vor ihr stehen. „Aber jetzt stottern Sie nicht mehr. Und ich wette, die Therapeutin hat Ihnen erklärt, das sei nur eine Phase, die Sie durchmachen, wie viele Teenager auch. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kinder stottern. Meist ist das auf ein Erlebnis in früher Jugend zurückzuführen.“
Erstaunt sah Samia ihn an. Konnte er Gedanken lesen? Sie erinnerte sich noch gut, wie verzweifelt sie als kleines Mädchen versucht hatte, ihre Stiefmutter auf sich aufmerksam zu machen, was sie nur stotternd geschafft hatte. Dem Sultan konnte es doch unmöglich ebenso ergangen sein! Dennoch hatte er wiederholt, was die Therapeutin ihr klarzumachen versucht hatte. Es ausgerechnet von ihm zu hören, war so
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