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1001 Nachtschichten

1001 Nachtschichten

Titel: 1001 Nachtschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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ich nach Hause!
    »Na, Papa?«, fängt mich meine kleine Tochter Hatice bereits an der Wohnungstür ab.
    »Na, Hatice?«, frage ich gut gelaunt zurück, und meiner Frau fallen auch sichtbar tonnenweise Steine vom Herzen.
    »Na, Papa, was hast du mir versprochen?«, fragt der freche Dreikäsehoch.
    »Na, was denn? Englisch, Basketball oder Geige?«, tue ich neugierig.
    »Kino, Kino!«, kreischt sie, »du hast mir doch versprochen, dass wir heute ins Kino gehen!«
    »Waaas? Wann habe ich denn das schon wieder versprochen?«, frage ich ungläubig.
    »Doch, Ossi, das stimmt wirklich«, lacht Eminanim.
    »Wieso? Welche Wette habe ich denn gegen diesen Frechdachs verloren? Ich habe wirklich keine Ahnung«, stottere ich.
    »Doch, hast du«, steht meine Frau wie immer ihrerkleinen Tochter bei. »Ungestraft kann man den Kindern nie etwas versprechen, um sie ruhigzustellen!«
    »Papa, Papa, du brauchst dich nicht hinzusetzen, wir müssen doch gleich los«, hüpft Hatice völlig aufgekratzt im Wohnzimmer rum.
    »Hatice, dort darfst du aber nicht so rumbrüllen. Du musst im Kino ganz ruhig sein und niemanden stören, hörst du? Nicht umsonst heißt Kino mit richtigem Namen Lichtspiel
theater
. Du musst dort mucksmäuschenstill sein!«
    »Ossi, machst du dir etwa Sorgen, dass Hatice die Schauspieler auf der Leinwand stört?«, lacht meine Frau und torpediert brutal meine pädagogisch wertvollen Erziehungsmaßnahmen.
    »Papa, das weiß ich doch schon alles, los, komm endlich!«, ruft Hatice ungeduldig.
    »Du darfst in einem Lichtspieltheater auf keinen Fall wie zu Hause vor dem Fernseher hin und her laufen, nicht laut reden … eigentlich gar nicht reden«, setze ich meine Bemühungen unbeirrt fort, um aus meiner kleinen Tochter trotz ihrer zügellosen Mutter doch noch eine anständige Kinobesucherin zu machen.
    »Papa, wenn ich im Kino nicht mal Popkorn essen darf, dann bleibe ich lieber zu Hause und ziehe mir eine DVD rein«, ruft sie frech, ermuntert durch die ironischen Bemerkungen ihrer Mutter.
    »Doch, doch, Popkorn essen darfst du natürlich – aber wie gesagt, nicht so laut!«
    »Darf ich wenigstens kauen?«
    »Ja, kauen darfst du schon, aber dabei niemanden stören oder anspucken!«
    »Nun geht schon, damit ihr rechtzeitig zum Abendessen wieder da seid!«

    Kaum sind wir in diesem riesigen Gebäude angekommen, stelle ich fest, dass diese neuen, modernen Multiplexkinos extrem elternfeindlich sind. Zumindest wenn die Eltern zu allem Übel auch noch ihren Nachwuchs dabeihaben. Das ist so ähnlich wie mit diesen Bergen von Süßigkeiten direkt vor der Supermarktkasse.
    Hatice will nämlich plötzlich in alle Filme reingehen! Mit Vorliebe natürlich in die, die erst ab 18 freigegeben sind.
    Mit viel Mühe kann ich sie doch noch für einen Film begeistern, der ab 12 ist. In der Hoffnung, dass meine Tochter diese vier Jahre Altersunterschied schadlos überstehen wird.
    Mit der größten Popkorntüte bewaffnet, die es hier zu kaufen gibt, betreten wir den Saal und setzen uns ziemlich weit vorne ganz alleine hin, damit Hatice außer mir niemanden stören kann.
    Kurz bevor der Film anfängt, als schon der zwanzigste Werbespot läuft – einer, der eigentlich nur vor den Filmen ab 24 laufen dürfte (mit 24 meine ich nicht die Uhrzeit, sondern das Alter) –, kommen mehrere Jugendliche voll bepackt mit Bier und Popkorn laut polternd in den Saal und pflanzen sich zu meinem Unglück direkt in die Reihe vor uns.
    Solche Jugendliche sind der wahre Grund, weshalb ich fast nie ins Kino gehe oder, wenn doch, dann mitten im Film genervt rausstürme. Diese Mini-Rambos, die rum grölen und sich völlig respektlos benehmen und so tun, als gehörte ihnen der gesamte Kinokomplex, die aber nicht mal in der Lage sind, ihre Hosen richtig hochzuziehen!
    Ich bin sicher, dass sie mit ihrem Gebrüll sogar die Besucher im Kinosaal nebenan stören.
    Und der Kopf dieser Bande, der zu allem und jedem seine ach so kuulen Bemerkungen machen muss, sitzt direkt vor meiner Tochter, die mich völlig verwirrt anschaut.
    »Es läuft ja noch die Werbung, wenn der Film anfängt, sind die garantiert ruhig, du wirst sehen«, flüstere ich ihr zu, wobei in diesem Fall mehr Hoffnung als Überzeugung aus mir spricht.

    Der Hauptfilm läuft noch nicht mal fünf Minuten, da werden alle Besucher im Saal mit einem sehr lauten Knall von ihren Sitzen hochgeschreckt!
    Hatice hat nämlich ihre riesengroße Popkorntüte diesem respektlosen Burschen vor ihr dermaßen kraftvoll auf

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