1001 Nachtschichten
Todesliste transferiert – ohne eine beide Seiten zufriedenstellende, angemessene Ablösesumme!
Deshalb mache ich mir große Sorgen, dass ich heute in Ermangelung einer witzigen oder auch nur halbwegs interessanten Schlusspointe bei dem letzten Teil der Mordgeschichte unmissverständlich zu einem Liga-Wechsel genötigt werde – von Halle 4 zu Hartz IV!
»Und wie wurdest du nun gefoltert? Ich will Details hören«, fragt Meister Viehtreiber und stochert dabei sehr genüsslich mit meiner Personalkarte in seinen Vorderzähnen rum – diese schmierige Kündigung will ich jetzt erst recht nicht haben!
Der Sultan hat anscheinend richtig gut gespeist und wünscht sich jetzt eine spannende Unterhaltung. Ich mussdie Geschichte unbedingt noch einen Tag in die Länge ziehen!
»Es war wirklich schlimm! Ich habe mindestens ein Kilo abgenommen!«
»Mensch, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen! Was haben die mit dir angestellt?«
»Es ist brutal! Das können Sie sicher nicht ertragen!«
»Lass das mal meine Sorge sein!«
»Also gut, Sie haben es so gewollt! Die Schwerter Polizei hat mir das mieseste Essen vorgesetzt, das man sich vorstellen kann!«
»Mieses Essen soll Folter sein? Wenn das so ist, dann werde ich ja zu Hause seit Jahren aufs Übelste gefoltert!«
»Beschweren Sie sich doch bei Ämnesty Internäschenel, haben wir auch gemacht. Und auch bei dem Gefängniskoch. Daraufhin wurden wir nach zwei Tagen Urlaub auf Staatskosten gegen Kaution freigelassen. Besser gesagt – gegen Pfand! Wir mussten unseren Ford-Transit als Geisel im Gefängnishof lassen und durften Schwerte vorläufig nicht verlassen, allerdings wurde uns auch keine Ersatzunterkunft gestellt.
›Na toll, Hotelgeld bezahlen sie uns nicht, und im Knast und bei Klaus dürfen wir auch nicht mehr übernachten. Ich muss schon sagen, die Schwerter Polizei geht mit ihren einzigen wertvollen Kronzeugen nicht sehr respektvoll um. Die haben wohl noch nie was vom Zeugenschutzprogramm gehört! Hampfrey Bogart wurden in so einem Fall sogar mal eine ganze Gesichtsoperation und ein mehrwöchiger 5-Sterne -Aufenthalt auf Hawaii genehmigt, und wir bekommen hier nicht mal ein Zimmer in der Jugendherbergebezahlt und werden wie Freiwild zum Abschuss freigegeben‹, schwatzte ich unentwegt und schleppte meine Frau so unbemerkt in Richtung von Klaus’ Wohnung.
In dem Moment klingelte mein Händy:
›Hallo, Osman, hier ist Klaus, wie geht’s dir? Seid ihr wieder daheim in Bremen?‹, rief er wie immer gut gelaunt und braun gebrannt.
›Nein, wir sind immer noch in Schwerte. Wir können Schwerte irgendwie nicht verlassen und haben deshalb unseren Urlaub verlängert‹, antwortete ich wahrheitsgemäß.
›Na, hab ich’s dir nicht gesagt, dass Schwerte toll ist, zumindest wenn man aus Bremen kommt. Und ich kann dieses hübsche Städtchen Akçay nicht verlassen und überlege ebenfalls, meinen Urlaub hier um eine Woche zu verlängern.‹
›Osman, sag ihm doch endlich, dass seine Untermieterin umgebracht wurde!‹, funkte meine Frau dazwischen.
›Nein, ich will ihm seinen Urlaub nicht verderben!‹, flüsterte ich.
›Meinen Kurzurlaub verdirbst du aber, ohne mit der Wimper zu zucken. Du musst es ihm sagen!‹, schrie sie. Wie gesagt, ihr war es egal, ob Klaus alles mitkriegte – sie wollte es sogar.
›Okäy, Eminanim, wie du willst … Klaus, ich habe eine schlechte Nachricht für dich. Du kannst die Miete von Inge für diesen Monat in der Wasserpfeife rauchen‹, sagte ich.
›Warum, ist die Inge etwa wieder umgezogen?‹, stutzte er.
›Ja, vom Diesseits ins Jenseits. Und deine Wohnung diente als Rangierbahnhof!‹
›………‹ Aus der Türkei kam kein Ton.
›Siehst du, Eminanim, ich habe ihm die schlimme Nachricht knallhart gesagt‹, versicherte ich meiner Frau, verschwieg ihr aber, dass mein Zeigefinger vor fünfzehn Sekunden aus Versehen auf die rote Taste gekommen war.
›Osman, ich glaube, du hast wieder deinen ach so lustigen Händy-Trick vorgeführt! Du wirst von der Polizei eine Anklage wegen Behinderung der Justiz und Vertuschung in einem öffentlich relevanten Mordfall an den Hals kriegen und damit einen Mordsärger!‹, schimpfte sie wie ’n Rohrspatz.
›Mordsärger wegen Behinderung und Vertuschung in einem öffentlichen Mordfall? Spinnst du? Sind nicht alle Mordfälle öffentlich?‹, fragte ich und klingelte im Erdgeschoss bei Klaus’ Nachbarn.
Eine schlecht gelaunte Frau machte die Tür auf.
›Guten Tag, gnädige Dame,
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