101 - Der Seelensauger
auf der zweiten Hälfte des Plans befand.«
***
Sie verließen Farracs Schmiede, und Shibba war voller Tatendrang. Der Riese hatte ihnen den Weg zum Teufelswald beschrieben, und sie brachen sogleich dorthin auf - Loxagon, Shibba und Massodo.
Es war nicht weit. Wie eine Wand ragte der dichte grüne Wald vor ihnen auf. Loxagon und Massodo durften ihn nicht betreten. Nur der Dämonin Shibba würden sich die Bestien zeigen, die im Teufelswald lebten.
Das wilde, schwarzhaarige Mädchen zügelte sein Pferd und stieg ab. Mit ihrer Schönheit würde sie die Dämonen aus den Verstecken locken. Bei wenigstens einem von ihnen mußte es ihr gelingen.
Am breiten Metallgürtel, der ihre Mitte umschlang, hing ein Schwert. Sie wog ihren Speer in der Hand und sah sehr kriegerisch aus. Eine Höllenamazone, die zu allem entschlossen war.
»Geh!« sagte Loxagon und wies auf den verfilzten Wald. »Und komm wohlbehalten wieder!«
»Ich bringe dir das Dämonenherz, Loxagon«, versprach sie und streifte Massodo dabei, mit einem triumphierenden Blick.
Der bucklige Schwarzblütler wußte, daß sie ihn nicht mochte, aber das störte ihn nicht. Shibba konnte ihm nicht gefährlich werden. Sie würde es nicht wagen, etwas gegen ihn zu unternehmen, solange sein Rat für Loxagon so wertvoll war.
Sie war ein ehrgeiziges Mädchen und hätte Loxagon gern beeinflußt; das wußte Massodo, doch solange er an Loxagons Seite stand, würde Shibbas Meinung nicht zählen.
Die wilde Dämonin wandte sich dem Wald zu. Sie bewegte sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze. Leichtfüßig lief sie über den unebenen Boden und verschwand bald hinter hohen, lappigen Blättern.
Loxagon sprang vom Pferd. Massodo stieg ebenfalls ab. Sie setzten sich auf den Boden und warteten.
»Das Höllenschwert wird mich so mächtig machen, wie es noch kein Dämon vor mir war«, sagte Loxagon. Plötzlich stutzte er und warf seinem Freund und Berater einen beunruhigten Blick zu. »Eigentlich kann jeder Dämon zu Farrac gehen und ihn auffordern, ein Höllenschwert für ihn zu schmieden.«
Massodo schüttelte den Kopf. »Nicht jeder. Farrac ist ein besonderer Schmied. Er arbeitet nicht für jeden. Nur Dämonen, die er achtet, können seine Dienste in Anspruch nehmen.«
»Aber es gibt mehr als einen Dämon, dem er diese Achtung entgegenbringt«, sagte Loxagon. »Wenn ich verhindern will, daß er irgendwann ein zweites Höllenschwert schmiedet, muß ich ihn töten, sobald er mit meiner Waffe fertig ist.«
***
Ich griff blitzschnell nach Tucker Peckinpahs Arm. Er war verrückt gewesen, mir zu vertrauen. Ich hatte ihn und Roxane gut getäuscht. Jetzt packte ich den Industriellen, drehte ihm den Arm um und riß ihn an mich.
Erschrocken und schmerzlich schrie er auf. Ich gab ihm einen derben Stoß, der ihn auf Roxane zubeförderte, denn von ihr, und nur von ihr drohte mir Gefahr.
Peckinpah prallte gegen die weiße Hexe. Ich sprang zurück, erreichte die Tür, hetzte hinaus und schleuderte die Tür hinter mir zu. Dann rannte ich mit langen Sätzen den Flur entlang und keuchte die Treppe hinunter.
Ich ärgerte mich maßlos über dieses Fiasko. Ich hatte die Sache zu leicht genommen, und nun war ich gezwungen, davonzulaufen. Ein Glück, daß Guy La Cava mich nicht sah. Er hätte jeden Respekt vor mir verloren.
Ich stürmte durch die Halle und aus dem Haus. Dabei löste ich Alarm aus. Halogenscheinwerfer schalteten sich ein und schufen eine taghelle Nacht. Sie blendeten mich so sehr, daß ich kaum sah, wohin ich trat, und eine Sirene jammerte mir die Ohren voll. Gleichzeitig - das wußte ich - gab es im nahen Polizeirevier Alarm.
Ich mußte schnellstens verschwinden, denn in Kürze würde es hier von Bullen wimmeln.
Im Obergeschoß flog ein Fenster auf, und ich hörte Roxanes Stimme: »Tony!«
Es riß mich förmlich herum, und mein Blick suchte die verhaßte Hexe. Sie hatte die Hände gehoben, ihre Finger waren gespreizt. Mir war klar, was gleich passieren würde, und ich wollte schneller sein als sie.
Irgend etwas in mir (der Mensch Tony Ballard) wollte nicht auf sie schießen, aber Marbu setzte sich eiskalt darüber hinweg. Die schwarze Kraft zwang mich, den Colt Diamondback auf Roxane zu richten und abzudrücken.
Gleichzeitig schuf sie ein Blitznetz, das ihre Fingerspitzen verließ und auf mich zuraste.
Ich hatte schon oft erlebt, was Roxane mit diesen Blitznetzen angestellt hatte. Starke Dämonen vermochte sie damit zu vernichten. Und ich war noch nicht einmal ein
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