101 - Gangster in London
sagen!« stöhnte der Mann.
»Wollen abwarten. Vielleicht hab' ich die Kugel in Knoblauchsaft gekocht...«
Stunts' Züge verzerrten sich vor Entsetzen.
Der Arzt kam und erklärte, daß man den Verwundeten jetzt allein lassen müsse.
»Was haben Sie da vorhin von Knoblauchsaft geredet?« fragte Terry, als sie aus dem Hospital traten.
»Ich wollte ihn damit ein bißchen aufmuntern. Die Kerle haben nämlich den Aberglauben, daß man mit Knoblauch Geschosse vergiften könne.«
Der Inhalt des Flugzeuges war zum Scotland Yard gebracht worden, und die Bombe wurde bereits von Sachverständigen untersucht. Was Stunts in den Taschen gehabt hatte, lag auf einem Tisch in Wemburys Büro. Darunter befanden sich ein Paß, von einem südamerikanischen Staat auf den Namen Thomas Filipo ausgestellt, und eine Fahrkarte von Paris nach Cadiz. Ferner hatte man einen Lederkoffer gefunden, der im Innern des Flugzeugs festgeschnallt war. Er enthielt einen Anzug, Wäsche und dergleichen, außerdem eine Brieftasche mit sechstausend Francs, dreitausend Pesetas und Reiseschecks im Wert von zweitausend Pfund. Den Heimatflugplatz der Maschine konnte man nicht feststellen; die Nummer war übermalt. Man gab sie dem Luftamt an, aber auch dort konnte man nichts weiter herausfinden. Der angebliche Besitzer hieß Jones.
»Wir können keine Anklage wegen Mordversuchs erheben«, sagte Terry, nachdem er sich mit Wembury beraten hatte. »Denn es läßt sich nicht beweisen, daß er die Absicht hatte, das Haus zu bombardieren. Höchstens könnten wir ihn zur Rechenschaft ziehen, weil er eine Bombe bei sich führte. Wir fanden auch zwei Revolver; das wäre eine weitere Gesetzesübertretung. Aber Wembury glaubt, daß es kaum Wert hat, ihn vor Gericht zu stellen.«
»Das Interessante an der Sache ist, daß die Blauen den Bombenangriff planten«, meinte Jiggs. »Heute abend werden sie keinen weiteren Versuch mehr machen, gegen Drood vorzugehen. Kerky wird schon gehört haben, daß wir das Flugzeug herunterholten, und er wird sich ruhig verhalten. Stunts ist der erste seiner Leute, der in unsre Hände fiel. Übrigens würden Sie gut daran tun, ein halbes Dutzend Polizeibeamte zum Spital zu schicken, die Stunts bewachen.« »Ich habe mit Wembury darüber gesprochen; aber wenn er keine Anklage gegen den Mann erheben kann, darf er ihn auch nicht bewachen lassen.«
»Kerky wird abwarten, was Sie unternehmen. Wenn er vermutet, daß Stunts vor Gericht gestellt wird, holt er ihn aus dem Krankenhaus, bevor Sie nur mit den Augen zwinkern können.«
23
Den ganzen Abend hatte die Polizei erfolglos nach dem Wagen gesucht, von dem aus Kerky Smith beschossen worden war. Die schöne Limousine von Kerky war von Kugeln durchlöchert, der Chauffeur war tot.
Inzwischen hatte das Innenministerium einen Ausschuß zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit gebildet. Man überlegte dort, ob man Mr. Smith ausweisen und an Bord des ersten Schiffes bringen sollte, das nach den Staaten fuhr.
Auch Jiggs wurde um seinen Rat gefragt. Aber er sprach sich entschieden gegen einen derartigen Schritt aus. »Kerky ist darauf vorbereitet, England zu verlassen, und wenn Sie ihn ausweisen, geht er nach Paris. Daran können Sie ihn nicht hindern. Nein, lassen Sie ihn nur in London! Er wird schon zu gegebener Zeit verschwinden. Und glauben Sie mir: In der nächsten Woche haben wir Ruhe! Die Blauen und die Grünen müssen zunächst ihre eigenen Streitigkeiten austragen. Und wenn sie sich nicht einigen können, kratzen sie sich gegenseitig die Augen aus.«
Jiggs hatte seine Erfahrungen mit den Methoden der Gangster, und die folgenden Ereignisse gaben ihm recht.
Am Morgen nach dem Angriff auf Kerkys Auto fand ein Polizist in der Seven-Sisters-Road, einer belebten Verkehrsstraße, im Vorgarten eines besseren Hauses einen Mann, der drei Schußwunden hatte und schon seit einiger Zeit tot war. Der Polizeiarzt wurde gerufen und erklärte, daß der Mann an einer anderen Stelle ermordet und später in den Garten geschleppt worden war. Beinahe gleichzeitig hörten drei Arbeiter, die an einem der Abzugskanäle im Norden der Stadt beschäftigt waren, zwei schwere Plumpse im Wasser. Sie gingen dem Schall nach und fanden im Kanal zwei Tote. Als sie in die Höhe sahen, bemerkten sie gerade noch, wie oben der Deckel auf den Einstiegschacht geschoben wurde. Die beiden waren mit Gummiknüppeln niedergeschlagen und dann durch den Kopf geschossen worden. Man fand keine Papiere in ihren Taschen, aber als man die
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