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101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Iwanowski
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aufnehmen. Was sich möglicherweise ein wenig luftig anhört, ist gnadenlos bodenständigumgesetzt. Man erweitert seinen Horizont, indem man über den Tellerrand der eigenen Erkenntnis und sein bisher gesammeltes Wissen blickt. Besonders nachgefragt und deshalb auch besonders oft ausgestellt sind die avantgardistischen Exponate zur Klassischen Moderne.

    Hort der Kunst: Bucerius Kunst Forum
    Gerd Bucerius (1906–1995): liberaler Konservativer und Meinungsmacher
    Aus der CDU trat er 1962 aus, weil man ihn nach einem kritischen stern-Artikel (»Brennt in der Hölle wirklich ein Feuer?«) aus religiös übermotivierter Ecke heraus offen anfeindete. Schon während der Nazizeit polarisierte der spätere Medienkönner: Bucerius vertrat einen jüdischen Hamburger Reeder als Anwalt, beutete jedoch als stellvertretender Geschäftsführer und Syndikus der Diago-Werke zwischen 1943 und 1945 KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter aus. Im Laufe seines langen Lebens blieb der freigeistige Bewunderer von Konrad Adenauer und langjährige Abgeordnete des deutschen Bundestages vor allem als Verleger der ZEIT und Mitbegründer des boulevardesken Gruner + Jahr-Konzerns in Erinnerung. Dass dabei nicht alles reibungslos über die Bühne ging, versteht sich von selbst: Mit Marion Gräfin Dönhoff, langjähriger Chefredakteurin der Wochenzeitung, lieferte sich der spätere Ehrenbürger Hamburgs leidenschaftliche Meinungsgefechte, wie der »Briefwechsel aus fünf Jahrzehnten« offenlegt: »Ein wenig betrübt, Ihre Marion« (München 2003). Seine gemeinnützige GmbH (die ursprünglich nur der Zeitung helfen sollte) subfinanziert heute das schöne Kunstforum, das komplett ohne staatliche Förderung auskommt! Auch das ist definitiv ein Grund für einen (Kurz-) Besuch.
    Das Absurde: Die 2002 eröffnete Herrlichkeit, gesponsert von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, findet in einem ehemaligen Gebäude der Reichsbank statt (also in Räumen, die eher dem Monetären statt dem Artifiziellen gedient haben); der Marmor von Foyer und Treppenaufgang des stets verschlossenen Seiteneinganges an der Straße Alter Wall stammt aus der einstigen deutschen und selbstverständlich stets ausgebeuteten Kolonie Togo. Da die zwei Ausstellungskammern – Achtecke mit wunderschönen Mosaiksäulen und -decken! – mit ihren ca. 850 m 2 nicht übermäßig ausladend gebaut sind, ist man nach einem Besuch nicht ausgelaugt. Das Erlebnis hat etwas von einer sehr guten Galerie to go, einem Genuss für zwischendurch, der noch genügend Platz gelassen hat für das, was einen nebenan erwartet: das Rathaus (s. S. 26 ). (mk)
    INFO
    Hinkommen: U3 Rathaus
    Information: Bucerius Kunstforum, Rathausmarkt 2, Tel. 3609960, www.buceriuskunstforum.de . Tgl. 11–19 Uhr, Do bis 21 Uhr. Eintritt 8 €, erm. 5 €, Kinder und Jugendliche unter 18 J. frei. Montags kommt man für 5 € rein. Ein Audioguide kostet 2 € extra. Pro Ausstellung ist außerdem ein Familientag eingeplant (kostenfreier Eintritt).
    Essen & Trinken: Im Untergeschoss befindet sich das Season (siehe Öffnungszeiten, www.season-food.de , Tel. 97074074), ein Restaurant für Vegetarier und Veganer. Für 11,99 € kann man sich am Büffet sattessen.

25 Literatur in Hamburg: Spurensuche zwischen Alster und Elbe
    Viele Großverlage machen Hamburg zum wichtigen Medienstandort, hier wurde die erste Wirtschaftsbibliothek eröffnet, der Rowohlt Verlag hat in Reinbek bei Hamburg seinen Hauptsitz. Auch in vielen Gedichten wurde die Hansestadt verewigt. Trotzdem springt die Literatur nicht leicht ins Auge.Wenn man sich jedoch auf Spurensuche begibt, lässt sich einiges entdecken.
    In Altona, auf dem Friedhof der Christianskirche am Anfang der Elbchaussee (nahe dem Rathaus, s. S. 24 ), ist Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) neben seiner ersten Frau und großen Liebe Meta begraben. Goethe und Heine sahen in ihm ein großes Vorbild, als einer der berühmtesten deutschen Dichter wurde er schon zu Lebzeiten hoch geschätzt. Zu seiner Beerdigung 1803 kamen 25.000 Gäste. Später besuchte auch Heinrich Heine (1797–1856) sein Grab:
    »Als ich ging nach Ottensen hin
    Auf Klopstocks Grab gewesen ich bin.
    Viel schmucke und stattliche Menschen dort standen,
    Und den Leichenstein mit Blumen umwanden, (…)
    Die lächelten sich einander an
    Und glaubten Wunders was sie getan. –
    Ich aber stand beim heiligen Ort,
    Und stand so still und sprach kein Wort,
    Meine Seele war da unten tief
    Wo der heilige deutsche Sänger schlief

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