101 London - Geheimtipps und Top-Ziele
mit gesunden, fettarmen Zutaten gekocht und serviert. Es gibt leckere Salate und Curries.
Essen wie ein Cockney – Jellied Eels im East End
Die Vorstellung davon, was eine »Delikatesse« darstellt, hat sich über die Jahrhunderte sicher geändert. Der Preis für bestimmte Nahrungsmittel ist nicht zuletzt abhängig davon, ob sie eher selten oder schwer zu bekommen sind. Noch bis in viktorianische Zeiten waren beispielsweise Austern und Hummer so gewöhnlich, dass sie in London in jeder Taverne serviert wurden. Wer Romane von Charles Dickens gelesen hat wird bemerkt haben, dass die Protagonisten fast jeden Tag ein Dutzend Austern verspeisen. Die Krustentiere wurden damals allerdings aus der Themsemündung gefischt, als der Fluss durch Industrieabwässer noch stark verschmutzt war. Auch Aale gehörten zum »Armenessen«, das in großen Mengen aus dem weit verzweigten Flussdelta der Themse in Essex und Kent gefischt wurde. Denn sie waren nahrhaft, kalorienreich und billig.
Während Austern und Hummer heute nur noch in teuren Restaurants zu finden sind, gilt der Aal weiterhin als ein Nahrungsmittel der Arbeiterklasse und ist vor allem in den ehemaligen Arbeitervierteln zu finden. Beim Jellied Eel, Aal in Gelee, werden die Aale gewürfelt und in Essig gekocht, wobei man Zitronensaft und Muskatnuss zum Würzen beigibt. Die Zubereitungsweise und der Geschmack sind einem Bismarckhering nicht unähnlich.
Wenn die Mischung abkühlt, setzt sich die Brühe, und die natürliche Gelatine des Aals führt zur Verdickung. Teilweise wird auch Gelatine zugegeben. Das Gericht kann warm oder kalt gegessen werden.
Die ersten Eel, Pie and Mash Houses entstanden im East End im 18. Jh. Hier wurden verschiedene Fleisch- und Fischpasteten, aber auch preiswerte Krustentiere wie Muscheln und Austern serviert, meist mit Kartoffelpüree. Dies waren sättigende und nahrhafte Mahlzeiten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gab es etwa 100 dieser Fischrestaurants in ganz London.
Hier gibt’s fast alles zum Thema Fisch. Wie wär’s mit Austern, Muscheln oder Rollmops?
Nach und nach wurden sie von den heutigen Fish and Chip Shops verdrängt, wo der Fisch paniert und frittiert und mit fettigen Pommes serviert wird. Die letzten noch verbliebenen traditionellen Fischrestaurant, wie M. Manze (aus dem Jahr 1902) in der Tower Bridge Road und G. Kelly in Bethnal Green, sind inzwischen zu Institutionen geworden. Manze stellt unter anderem auch »Cockney-Buffets« für Motto-Parties zusammen. Beide sind Familienbetriebe, die bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts bestehen.
Eine weitere Institution des East Ends ist Tubby Isaac’s, eine Imbissbude in der Nähe von Aldgate. Den Familienbetrieb gibt es bereits seit 1919. Er verkauft – neben bekannteren Meeresfrüchten wie beispielsweise Scampis – einheimische Seetiere, zu denen Herzmuscheln (cockles), Wellhornschnecken (whelks) und Sandschnecken (winkles) gehören, genauso wie Flusskrebse (Crayfish). Natürlich steht auch der Aal in Gelee auf der Speisekarte.
Dieser Imbissstand ist seit 1919 eine Institution
Wer sich nicht an den Aal wagen möchte, kann auf jeden Fall das »Fish Pie« probieren – Fisch und Lauch mit Sahnesoße im Blätterteig – ein Klassiker der britischen Küche. Hiervon gibt es auch eine Fleischvariante. Dazu gibt es Kartoffelpüree und »Liquor«, eine Soße, die entweder aus Fischbrühe oder vegetarischen Zutaten hergestellt wird.
INFO
Essen & Trinken: M. Manze 87 Tower Bridge Road Bermondsey, Tel.: 7407-2985, www.manze.co.uk . Geöffnet Mo 11–14, Di–Do 10.30–14, Fr 10–14.30, Sa 10–14.45 Uhr. U-Bahn London Bridge, Northern und Jubilee Line.
G. Kelly Pie & Mash 526 Roman Road, Tel.: 8980-3165, www.gkellypieandmash.co.uk . Geöffnet Mo 11–15, Di & Mi 10–15, Do 10–15.30, Fr 10–19, Sa 10–17.30 Uhr. U-Bahn Mile End, Central Line.
Tubby Isaac’s Jellied Eel Stall Aldgate High St und Ecke Goulston Street (nahe Petticoat Lane Market), Tel.: 07846-848813, www.tubbyisaacs.co.uk . Geöffnet Mo–Mi 10–20, Do–So 10–22 Uhr. U-Bahn Aldgate, Metropolitan und Circle Line.
Bummeln in Bermondsey
Bermondsey ist ein Stadtteil mit einer langen Historie. Er wird schon im »Doomsday Book« der normannischen Eroberer aus dem Jahr 1086 erwähnt. Damals stand hier eine St. Saviour gewidmete Abtei. Das Umland war Marschland und es wurde bald eine Straße gebaut, auf der Pilger von der London Bridge zur Abtei gelangen konnten. Nach dem großen Feuer entstand hier
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