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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Geschichte weiter:
    Nachdem sich der Eigentümer der Waren getrollt hatte, liefen die anderen Händler ihm nach, erkundigten sich, wie er es angestellt hatte, und er gab ihnen Auskunft. So zahlte nun einer nach dem anderen zwei Dinar und nahm dafür seine Ware zurück, solange, bis keiner mehr übrig war. Der Alte aber zählte im Laden des jungen Kaufmanns das Geld. Es waren viertausend Dinar. Er fasste die Münzen zusammen, schloss die Lagerschränke und den Laden ab und ging mit dem Trauerzug davon. Dabei weinte er laut, und die anderen taten es ihm gleich, wobei sie den Kampfer und die übrigen Essenzen für die Einbalsamierung des Leichnams mit sich trugen. Doch als sie sich dem Hause näherten , hörten sie von dorther freudiges Geschrei und Jubeltriller. Der Alte hatte nämlich dem jungen Mann folgende Anweisung gegeben: «Sobald ich mit den Leuten auf das Haus zukomme, befiehl den Mädchen, Freudentriller anzustimmen und auf mich zuzueilen mit den Worten: ‹Unser Herr lebt wieder! Es war wohl nur ein Anfall oder eine Kolik.›»
    «W as ist denn hier los?», fragte also der Alte, und jeder einzelne der Beteiligten sagtegenau das, was ihnen der Alte zuvor eingeschärft hatte. Da war die Freude groß bei dem Alten, und er wandte sich an die Ältesten des Marktes, die für den jungen Mann gebürgt hatten, dankte ihnen, und alle gingen ihrer Wege.
    Nun trat der Alte zu dem jungen Mann ins Haus. «W as sagst du nun, mein Sohn?», sprach er ihn an und berichtete ihm alles, was er getan hatte.
    «Das hast du wunderbar gemacht, mein lieber Onkel!», lobte der junge Mann, und der Alte gab ihm die Anweisung : «Du musst jetzt einen ganzen Monat lang zu Hause bleiben und darfst niemanden zu dir hereinlassen.»
    Das tat er. Und als die Frist verstrichen war, riet er dem jungen Mann, die Stadt zu verlassen und auf eine große Reise zu gehen. Sein Vater hatte ihm aber folgenden Rat gegeben: ‹W enn du mit einer Gruppe von Reisegefährten unterwegs bist, so halte dich immer zehn Meilen vor der Gruppe.›»
    Der junge Mann versorgte sich also mit allem Notwendigen für die Reise, verabschiedete sich von dem Alten und von seiner Familie und machte sich auf den Weg. Er durchquerte das Land in seiner Weite und Breite, bis er eines Tages, seinen Reisegefährten voraus, mitten durch die Wüste ritt. Plötzlich hörte er eine Stimme seinen Namen rufen. «He, Abdallah!», rief die Stimme. «Abdallah Ibn Muhammad von Kairouan!»
    Er schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam, und erblickte einen großen Steinblock, der am Wegesrand emporragte. Er näherte sich, und was sah er da? Ein Mädchen war hinter dem Steinblock hervorgetreten, die hatte überhaupt nichts am Leib, womit sie sich bedecken konnte. «W er bist du, Mädchen?», sprach er sie an .
    «Soundso heiße ich und bin die Tochter von dem und dem», entgegnete sie und nannte als Elternnamen den eines Kaufmanns, den der junge Mann kannte und der ein Freund seines Vaters gewesen war.
    «W as sehe ich dich in diesem Zustand?», erkundigte er sich .
    «Eine Räuberbande hat uns überfallen», klagte sie. «Die ganze Karawane ist geflohen. Auch ich bin weggerannt, aber mich haben die Räuber eingeholt und mir die Kleider vom Leib gerissen. Schließlich habe ich mich an diesen Ort hier geflüchtet,unddasteheichnunvordirundsucheGottesSchutzunddendeinen!»
    Da legte der junge Mann ihr eines seiner Gewänder um, setzte sie hinter sich aufs Pferd und ritt mit ihr weiter bis zum nächsten Rastplatz. Dort ließ er sie absteigen und schlug ein kleines Zelt aus Kamelhaar für sie auf. Es war kaum ein Stündchen vergangen, bis die Reisegesellschaft aufgeschlossen hatte. Auch sie stiegen ab und ließen sich nieder. Der junge Mann gab einem der Reisegefährten einige Silbermünzen und trug ihm auf, einen Schafbock zu kaufen. Den schlachtete er, bereitete davon eine Mahlzeit und verteilte das Essen an die ganze Reisegesellschaft. Dann nahm er eine Portion Fleisch, legte sie mit Brot auf einen Teller, ging damit zu dem Mädchen und brachte ihr den Teller. Dabei blickte er ihr ins Gesicht , und sie gefiel ihm und drang ihm mitten ins Herz. «Sobald es Nacht ist, nehme ich sie mir», sprach er zu sich selbst. Und als die Nacht hereingebrochen war und alle schliefen, schlich er sich leise zu dem Mädchen. Vorsichtig lüftete er die Zipfel der Zeltplane – und fand dahinter keine Spur von ihr. Darüber wunderte er sich. «Ich möchte wohl wissen, was hinter dieser Sache steckt», dachte

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