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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich also krank. Die Nacht verging, und als der nächste Morgen angebrochen war, begab sich der Alte auf den Markt und setzte sich in den erstbesten Laden. Die Kaufleute kannten ihn als aufrichtigen und rechtschaffenen Menschen, der oft bei dem jungen Mann im Laden saß, und so befragten sie ihn nach ihm.
    «Er ist krank», berichtete er ihnen. Dann ging er von Laden zu Laden, und jedes Mal wenn er nach dem jungen Mann gefragt wurde, gab er dieselbe Auskunft: «Er ist krank.» Damit hörte er nicht eher auf, als bis er das ganze Marktviertel abgeschritten hatte und kein Mensch mehr auf dem Markt zugegen war, der nicht die Nachricht von seiner Erkrankung erhalten hätte.
    Am Morgen des dritten Tages ging der Alte auf dem Markt der Tuchhändler herum. Die Leute fragten ihn nach dem jungen Mann, und er sagte zu ihnen: «Er ist sterbenskrank, und ich glaube nicht, dass er heute Abend noch Krankenbesuche empfangen kann.» Am vierten Abend bestellte der Alte zehn von den Ältesten der Stadt zu sich, nahm den Schlüssel des Ladens in die Hand und sagte: «Ihr lieben Leute! Gott sei euch gnädig. Wer dem Verstorbenen nahestand, der möge mitkommen zur Beerdigung des jungen, klugen Kaufmanns Abu Abdallah Muhammad Ibn Abdallah von Kairouan. Er ist gestorben! Gott, der Erhabene, sei ihm gnädig.»
    ~ Mein Gebieter, fuhr sie fort zu erzählen:
    ~ Da erhob sich ein Weinen und Klagen unter den Leuten, und sie betrauerten ihn und seinen Tod. Der Alte aber trat in den Laden des jungen Mannes, öffnete einen der Lagerschränke, nahm eine Stoffbahn heraus und schnitt davon ein Leichentuch ab. Dann gab er einige Silbermünzen heraus mit der Anweisung, man möge dafür Essenzen zum Einbalsamieren der Leiche kaufen und alles, dessen man sonst noch bedurfte, wie Watte und anderes mehr. Als die Händler, denen die Waren gehörten, das sahen, sprachen sie untereinander: «Lasst uns zu dem Alten gehen. Vielleicht ist unsere Ware ja bei ihm.» Und sie begaben sich zu ihm.
    «W ir schwören bei Gott», beklagten sie sich, «dass wir dem jungen Mann viele Waren geliefert hatten und er uns noch nichts davon bezahlt hat!»
    «Davon weiß ich nichts», gab der Alte zurück. «Der junge Mann hat ja niemals auf Kredit gekauft oder verkauft, sondern stets sein eigenes Kapital eingesetzt.»
    «Aber unser Geld und Gut liegt bei ihm fest!», beteuerten sie.
    Da rief der Alte alle Kaufleute der Kaisarîya zusammen, dazu ihre Familien, Groß und Klein, allen voran die Ältesten unter ihnen. «Ich frage euch bei Gott, dem Allmächtigen», sprach er zu ihnen. «Hat eures Wissens dieser junge Mann jemals etwas auf Kredit verkauft oder gekauft, seitdem er hier arbeitet?»
    Und die Leute antworteten: «Nein, er hat immer nur mit seinem eigenen Geld gehandelt. Das wissen wir ganz genau!»
    «Dies sind die Leute vom Markt», stellte der Alte fest. «Und ihr seht ja, sie haben es bezeugt.» Ratlos standen die Händler da und wussten nicht, was sie tun sollten.
    Nun befand sich unter ihnen ein erfahrener Händler, der schon so manche Schicksalsschläge überstanden hatte. Dieser Kaufmann trat auf den Alten zu und sprach ihm insgeheim ins Ohr, ohne dass ein anderer es hören konnte: «Aber mein Herr! Soll mein Eigentum auf diese Weise einfach so verloren sein? Zeige mir doch einen Weg und sag mir, was ich tun kann!»
    Und der Alte flüsterte zurück: «Hast du einen Dinar für den Arbeitslohn und einen zweiten Dinar?»
    «Ja», entgegnete jener und gab ihm zwei Goldmünzen.
    «Kennst du dein Siegel, das auf deinen Waren ist?», fragte er weiter.
    «Ja», war die Antwort.
    Da zeigte er ihm die ganze Ware, und der nahm heraus, was ihm gehörte, und trollte sich.
    «W ieso gibst du dem da seine Güter zurück?», ereiferten sich die anderen Händler.
    Und der Alte versetzte: «Der junge Mann hat mir, bevor er starb, die Vollmacht erteilt über alles, was er besaß.»
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, verschloss die Tür, versiegelte sie mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die dritte Nacht

    So spricht Faharâyis, der Philosoph:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mitdem Mädchen bis zu der Zeit, als Danisad rief: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die

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