101 - Schiffbrüchige des Universums
Dakoo sie unterscheiden. Mindestens eine Frau war dabei, denn der Wind spielte mit langem Schwarzhaar.
»Ist Mr. Black dabei?«, fragte Dakoo.
»Guck doch hin«, sagte Vince Rhineguard.
»Ich kenne Black nicht persönlich.«
Major Asshole verdrehte die Augen. »Wie oft willst du uns noch mit diesem Märchen langweilen!«
Dakoo antwortete nicht. Er kannte den Rebellenführer tatsächlich nicht. Suzanne kannte ihn. Sie hatte ihn beschrieben, hatte von ihm erzählt, schon als er noch ein Halbwüchsiger war; von Mr. Black, Mr. White und ihrer Widerstandsgruppe, den Running Men. Als er vor anderthalb Jahren die Entscheidung traf, sich den Rebellen anzuschließen, offenbarte Suzanne ihm, was er längst ahnte: Sie unterstützte Blacks Truppe schon lange. Nach seiner Verhaftung hatte Vince Rhineguard Suzanne erschossen.
Dafür wirst du bezahlen, Major Asshole.. .
Suzanne war Dakoos Mutter gewesen.
Der Bug des Schwimmpanzers bäumte sich auf, als die Ketten festen Boden berührten. Der General deaktivierte den Schwimmmodus, und das schwere Gerät kroch an Land.
Hundertfünfzig Schritte von den Wartenden entfernt verebbte das Motorengebrumm. Sie stiegen aus.
Crow sah sich um. Hinter den Dünen erhob sich eine grüne Wand aus Baumriesen. Zwischen den Dünen erkannte Dakoo die stumpfe Schnauze einer dunkelgrünen Maschine. Und eine halbe Meile wieder südlich noch eine. Vermutlich die Tanks, mit denen die Britanier unterwegs waren.
»Gehen Sie voran, Major«, sagte der General endlich. Sein Gesicht sah fahl aus, seine Kiefermuskeln arbeiteten. Er und Diego nahmen Dakoo in die Mitte, Major Asshole setzte sich an die Spitze. Langsam gingen sie auf die Wartenden zu.
Auch die setzten sich jetzt in Bewegung. Die Frau trug einen Fellmantel, fast so dunkel wie sein eigener. Dakoo sah den Knauf eines Schwertes schräg über ihre linke Schulter ragen.
»Nicht zu fassen«, krähte Rhineguard. »Sie bringen es tatsächlich, uns in Gesellschaft einer Barbarin gegenüberzutreten…!«
»Halten Sie's Maul, Major«, knurrte Crow. »Und gehen Sie ein bisschen schneller. Ich hab Ihnen alles über die Bedeutung dieser Frau gesagt!«
Bedeutung? Dakoo wusste nicht, wovon die Rede war. Sein schlechtes Gefühl verstärkte sich.
»Verdammt«, zischte Crow neben ihm. »Doktor Stuart! Er wagt es…« Vermutlich meinte er den dürren Hochgewachsenen, der schon rein optisch wie ein Wissenschaftler aussah. Neben ihm, der Blonde – das musste wohl dieser sagenhafte Drax sein. Beim Kometen, was erzählten sie in den Gassen Waashtons und auf den Gängen des Pentagons für Storys über diesen Kerl! Und dann stelzte da noch ein Greis in bordeauxrotem Overall heran, kahlköpfig, mit verwittertem Gesicht, ein Britanier. Ihr Häuptling, wie es aussah.
Die Gruppen gingen sich entgegen. Als knapp fünf Schritte sie noch trennten, blieben alle stehen. Der Blonde in dem seltsam grünen Kampfanzug löste sich von seinen Leuten, und gleichzeitig drängte sich der General an seinem Adjutanten vorbei. Ziemlich genau in der Mitte zwischen den Delegationen standen sich die beiden Männer zwei tiefe Atemzüge lang gegenüber, wortlos, einer den anderen musternd.
Der General war es schließlich, der zuerst die Hand ausstreckte. »Freut mich, Sie noch unter den Lebenden begrüßen zu dürfen, Commander Drax«, sagte er. Der aufgeräumte, geradezu freundliche Ton, in dem er das – und alles folgende – sagte, ließ den jungen Rebellen aufhorchen.
Drax drückte kurz Crows Hand. Danach stellte er seine Leute mit Namen und Rang vor. Crow begrüßte alle mit Handschlag. Als Stuart an der Reihe war, wurden beide Männer plötzlich steif, und ihre Mienen gefroren. Doch beide beherrschten sich.
Der General war an der Reihe. »Mein Adjutant, Major Vince Rhineguard.« Dein zweites Arschloch, dachte Dakoo.
»Das ist Captain Diego Laramy, Sonderoffizier der WCA.«
»Und das…« Er wies auf Dakoo und wandte sich schulterzuckend an Commander Drax. »Wie schade, dass Mr. Black nicht zur Begrüßung erschienen ist! Das nämlich ist unser Friedensgeschenk an ihn: Mr. Dakota Watonga…«
***
Sie lagen am Boden und zielten auf die zuckende Masse zwischen Panzer und Fels statt auf ihn. Leonid Onopko sollte niemals erfahren, ob die Sem eine Scheinhinrichtung inszeniert hatte oder eine Ernst gemeinte. Sie kümmerten sich einfach nicht mehr um ihn.
»Feuer einstellen!«, brüllte die Zweite Subkommissarin. Sie löste sich aus dem Ring schwer bewaffneter Bunkergardisten,
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