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101 - Schiffbrüchige des Universums

101 - Schiffbrüchige des Universums

Titel: 101 - Schiffbrüchige des Universums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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die den tonnenschweren Leib umzingelten. Ihren Fauststrahler hielt sie mit beiden Händen fest und richtete ihn auf die Augenregion des Monstrums, das da halb am Fels klebend, halb in Gras und Geröll liegend zuckte und bebte. Der kontrollierte Energieschock eines Paralysators hatte es getroffen, und ein paar Salven aus Fauststrahlern dazu.
    Es war ein Flugrochen, so ein Ding, wie Leo Onopko es nur aus dem sechs Monate alten Einsatzbericht kannte, der die Abwehr eines Angriffs dieser Kreaturen schilderte. Damals hatten sieben Riesenrochen den Flaggpanzer der Sem angegriffen. Commander Matthew Drax war an Bord gewesen.
    Nicht dass Leo Onopko diesen Bericht nicht Ernst genommen hatte. Doch wie viele andere im Großen Peter und in Perm II hielt er die Schilderungen der Gruppe Drax für übertrieben. Teilweise sogar für märchenhaft: Außerirdische, die ihren Verstand in Kristallen gespeichert haben und sich in Eiern einen neuen Körper zurecht brüten – das war schwer zu glauben. Und die beschriebenen Todesrochen hielt er konsequenterweise für eine der unzähligen Mutationen, denen man östlich des Urals nun mal auf Schritt und Tritt begegnete.
    Hatte er die Gefahr wirklich unterschätzt? Drei Rochen hatten angegriffen, zwei waren tot, der dritte war mit zwei Offizieren Onopkos in den Tentakeln geflüchtet, nachdem er drei seiner Leute getötet hatte. Die Reue trieb Leo Onopko die Tränen in die Augen. Zu spät. Er hätte schreien mögen, doch er biss lieber die Zähne zusammen. Nur niemanden auf sich aufmerksam machen!
    Natalja Sem näherte sich dem, was der Kopf der Bestie zu sein schien: Eine trapezförmige Zuspitzung des Körpers mit Ausstülpungen rechts und links von vier schwarzen Kugelaugen. Und über den Augen jener rätselhafte grüne Kristallsplitter, den der Bericht ebenfalls erwähnt hatte, ja, jetzt fiel es Leo Onopko wieder ein.
    Bis auf zwei Schritte wagte die Subkommissarin sich an das paralysierte Schreckensgeschöpf heran. Der Schütze im Gefechtsstand des Flaggpanzers hatte gute Arbeit geleistet: Volltreffer. Das Biest lebte noch, war aber schachmatt. Natalja Sem hob ihren Fauststrahler und drückte ab. Der Laserstrahl zischte zwischen die beiden mittleren Augen. Das quallenartige Gewebe begann zu kochen, die Augen platzten nacheinander, die Schädelausstülpung des Rochens sackte zusammen, dampfte und verkohlte. Bestialischer Gestank breitete sich aus.
    Erst als die Spitze des sicher zwölf Meter durchmessenden Körpers nur noch eine qualmende schwarze Masse war, nahm die kleine Frau den Finger vom Auslöser und senkte den Fauststrahler. Sie tat zwei weitere Schritt und trat zu. Der Kristallsplitter – rußig und feucht, aber ohne erkennbare Verformung – flog in hohem Bogen über den reglosen Riesenleib und landete irgendwo neben dem Flaggpanzer im Gras.
    Die Subkommissarin fauchte ihre Gardisten an. »Nehmt Gewebeproben und schafft sie ins Labor!« Jedes Wort konnte Onopko von seinem Exekutionsplatz aus verstehen. Zu ihrem Flaggpanzer gewandt, rief sie: »Bericht an Großer Peter und Perm II. Wo bleibt die Verstärkung?!« Sie steckte den Fauststrahler ein, stapfte zu Dr. Rostow, dessen Plastinat-Fratze am offenen Schott hin und her schwankte. »Was war das, bei allen leeren Voodkafässern?!«
    »Späher? Eine Vorhut? Ein Scheinangriff?« Die blecherne Stimme des Encephalorobotowitschs klang monoton, spiegelte weder Erregung noch Angst wider. »Ich weiß es nicht. Vorschlag: Alle Panzer im Halbkreis um den Passeingang gruppieren, alles verfügbare Personal in Kampfbereitschaft versetzen. Weiter Verstärkung anfordern…«
    Stunden hektischen Treibens brachen an. Sie zerlegten die Bestie, sie löschten das Feuer im Wald, wo der zweite Rochen von der Laserkanone getroffen abgestürzt war, sie brachten die Panzer rechts und links des Passeingangs in Stellung.
    Barbaren hetzten aus dem Wald, halb verhungerte, abgerissene Gestalten, die Hälfte verletzt oder so geschwächt, dass ihre Leute sie stützen mussten. Sie schienen vor irgendetwas auf der Flucht zu sein. Die Sem herrschte sie an, deutete auf den Passeingang. Dorthin hinkte und wankte die kleine Gruppe und ließ sich im Geröll nieder.
    Leo Onopkos Herz klopfte ihm in der Kehle. Die Todesangst in seiner Brust rückte ein bisschen zusammen und machte der allgemeinen Erregung Platz, die das gesamte Camp ergriffen hatte. Einerseits versuchte er sich so klein wie möglich zu machen, andererseits beobachtete er die Geschäftigkeit mit offenem

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