1011 - Angriff der Brutzellen
Stimme. „Ich sehe nach dem Linearantrieb."
Innerlich spürte er den ersten Hoffnungsschimmer. Wenn er erst einmal aus der unmittelbaren Nähe dieses Wesens verschwinden konnte, war ein erster Schritt getan.
Wie es dann weitergehen würde, wußte er allerdings nicht. Er sagte sich aber, daß der Fünfte Bote zwar alle positronischen Systeme des Schiffes kontrollieren konnte, nicht aber die, die auf rein mechanischer Basis arbeiteten.
Quiupu mußte eine ganz einfache Lösung finden. Eine so primitive Lösung mit so einfachen Mitteln, daß das Computerwesen mit seiner hohen Spezialisierung sie gar nicht erkennen konnte.
Der Druck der Halsmanschette behinderte Quiupu sehr. An eine gewaltsame Entfernung war aber nicht zu denken, selbst wenn er geeignetes Werkzeug besessen oder gefunden hätte. Der Computermensch hätte dies bestimmt sofort bemerkt.
Er verließ die Kommandozentrale und schwebte durch den Antigravschacht in die unteren Zonen des Schiffes, wo die Antriebsaggregate sein mußten.
*
Im HQ-Hanse herrschte Alarmstimmung. Die einlaufenden Meldungen verhießen nichts Gutes. Boulmeester - so bezeichnete man hier das aus dem Kybernetiker und den Computerbrutzellen entstandene Wesen - handelte offensichtlich mit besserem Wissen und Können, als man angenommen hatte.
Ein Krisenstab tagte ununterbrochen. Das Problem war NATHAN.
Die Hyperinpotronik forderte unnachgiebig, das Raumschiff, mit dem Boulmeester in Richtung Solsystem unterwegs war, sofort zu vernichten. Auf das Leben Quiupus konnte die Mondpositronik in Anbetracht der eigenen Gefährdung keine Rücksicht nehmen.
Julian Tifflor, der den Krisenstab anführte, lehnte dieses Ansinnen NATHANS kategorisch ab.
Der TSUNAMI80, der dem Schwesterschiff im Schutz des Mini-ATG gefolgt war, meldete, daß schon kurz nach dem Zeitpunkt, zu dem Boulmeester mit Quiupu den TSUNAMI81 betreten hatte, alle Verbindungen abgerissen waren. Der verborgene Transmitter ließ sich ebenso wenig einschalten wie der offizielle. Sämtliche Funksysteme des Schiffes schwiegen und reagierten auf keinen Anruf.
Boulmeester selbst meldete sich ebenfalls nicht.
Der einzige Lichtblick war die Tatsache, daß der TSUNAMI81 nur mit Unterlichtgeschwindigkeit flog. Dadurch gewann man etwas Zeit.
Genauere Kenntnisse über die Vorfälle auf OUTPOST4271 erhielt Tifflor erst, als man Deininger auffischte.
Der Mann wurde auf dem schnellsten Weg zum HQ-Hanse gebracht. Was er Tifflor und dem Krisenstab schilderte, bewies erneut, daß man das Computerwesen unterschätzt hatte.
„Ich hatte gehofft", sagte Deininger, „daß die spezielle Luft und die Pilzsporen sich auf den Fünften Boten negativ auswirken würden. Ganz scheint das aber nicht geklappt zu haben. Möglicherweise hängt aber die letzte Umwandlung dieses Wesens damit zusammen."
„Boulmeester ist also nicht mehr zu retten", folgerte Tifflor.
„Da gibt es nichts mehr zu retten", antwortete Deininger. „Es ist zwar traurig, daß ich das sagen muß, aber ich bin davon überzeugt, daß es von dem ursprünglichen Körper Boulmeesters keine einzige Zelle im Originalzustand mehr gibt Das Ding, das sich der Fünfte Bote nennt, ist eine hochintelligente und gefährliche Maschine, ein Robotermensch, der nur aus Positronik besteht. Einen Marcel Boulmeester gibt es nicht mehr."
Ein Mitglied des Krisenstabs war Spezialist für die TSUNAMIS. Er behauptete hartnäckig, daß die internen Einrichtungen des Schiffes, insbesondere der Kontracomputer, sich gegen Boulmeester wehren können müßten. Er schrieb dem Koco auch zu, daß das Schiff nicht in den Linearraum ging.
Franzlin, der vom DELTACOM-Institut geholt worden war, war der Ansicht, daß die Schiffseinrichtungen kein Hindernis für die Computerbrutzellen darstellten.
„Nach allem, was wir wissen", sagte er, „dürfte es keine Schwierigkeit sein, Computerbrutzellen auch in den Koco einzuschleusen und ihn zu manipulieren oder zu deaktivieren."
„Ich fasse zusammen", sagte Tifflor. „Der TSUNAMI81 darf nicht zum Mond gelangen.
NATHAN würde sich mit seinen eigenen Abwehrmitteln gegen das Schiff wehren und dadurch aller Wahrscheinlichkeit die Computerbrutzellen unkontrolliert freisetzen. Wir können diese Winzlinge nicht in den Griff bekommen, wenn sie in großer Zahl auftreten.
Das Problem ist unser kosmisches Findelkind Quiupu. Wir müßten ihn von Bord holen können. Mit der Manschette an seinem Hals, von der uns Deininger berichtet hat, ist ein gewaltsamer Eingriff durch
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