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1011 - Laurins Totenwelt

1011 - Laurins Totenwelt

Titel: 1011 - Laurins Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in die Höhe gestiegen war.
    Die Umgebung des Altars blieb im grauen Dämmerlicht, und auch der kniende Pfarrer wirkte wie ein starres Gespenst.
    Obwohl er die beiden Ankömmlinge gehört haben mußte, drehte er sich nicht um. Er kniete kerzengerade auf der Bank und konnte so über die schmucklose Altarplatte hinweg auf das schlichte Holzkreuz mit der Jesusfigur schauen. Unter dem Gekreuzigten brannte das ewige Licht.
    Sheila schaute ihren Mann von der Seite her an. Sie hatte nur die Augenbrauen angehoben, und Bill konnte ihr auch keine Antwort geben, was diese Szenerie hier anbetraf. Er hob nur die Schultern.
    Dann deutete er mit dem linken Zeigefinger auf den Rücken des Pfarrers, der einfach nur starr kniete.
    Er reagierte auch nicht, als Sheila und Bill stehenblieben und ihn dabei flankierten. Zwar standen sie in seiner Höhe, aber doch hinter ihm. Erst als sich der Reporter räusperte, reagierte der Geistliche.
    »Ich wußte, daß Sie beide hier erscheinen würden.« Er hatte leise gesprochen und sich dabei nicht umgedreht. »Sie sind nicht nur auf der Durchreise.«
    »Da haben Sie recht!« erklärte Bill.
    Der Geistliche seufzte. Er senkte sein altes Gesicht mit den zahlreichen braunen Flecken, drehte sich allerdings nicht um. Dafür krampften sich die auf der Betbank liegenden Hände noch stärker zusammen und wirkten wie mit Haut überzogene Glasknochen.
    Der Mann hatte Angst. Er zitterte innerlich. Und er schwitzte auch, denn auf seiner Haut zeichneten sich die Schweißtropfen ab, die wie blasse Perlen wirkten.
    »Wäre es nicht besser, wenn Sie reden würden?« schlug der Reporter vor, »das erleichtert manchmal.«
    »Worüber reden?«
    »Über alles.«
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Es gibt nichts zu reden« erklärte er.
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Was veranlaßte Sie zu dieser Annahme?«
    »Hören Sie auf, Signore. Sie sind fremd hier, sehr fremd. Ich lebe seit achtzig Jahren in Pochavio. Ich bin alt geworden, ich werde möglicherweise noch älter werden, und ich habe erlebt, wie grausam die Welt doch sein kann. Wir Menschen sind nicht geschaffen, um uns um Dinge zu kümmern, die wir mit den eigenen Augen nicht sehen. Sie liegen woanders. Sie befinden sich hinter dem Sichtbaren, verstehen Sie?«
    »Nein.«
    Der Pfarrer seufzte. »Lassen Sie es gut sein. Beten Sie, knien Sie sich nieder, und anschließend sollten Sie diesen Ort hier verlassen. Er ist nicht gut für Sie.«
    Sheila mischte sich ein. »Wollen Sie so einfach aufgeben?« fragte sie. »Sich den anderen Mächten Untertan machen?«
    »Untertan?«
    »Ja!«
    »Nein«, flüsterte der Mann. »Der Herrgott hat uns die Prüfungen auferlegt, und wir werden sie annehmen. Das ist immer so gewesen, und das wird sich auch nicht ändern.«
    »Von welchen Prüfungen sprechen Sie?«
    »Von denen des Lebens«, gab der Mann flüsternd zurück. »Das Leben ist kein Scherz. Es ist immer eine Suche nach den Dingen, die hinter dem Sichtbaren liegen. Sie sollten das wissen, denn Sie sind doch bestimmt hergekommen, um sich in Pochavio umzuschauen. Es ist doch kein Zufall gewesen. Da kann ich noch so alt geworden sein, aber mein Hirn hat nicht gelitten, das sage ich Ihnen.«
    »Das haben wir auch gehofft.«
    Der Geistliche war irritiert. »Wie meinen Sie das denn?«
    Bill stellte sich so hin, daß der Mann ihn sehen mußte. »Wir beide wollten mit Ihnen reden, aber nicht nur aus Neugierde, sondern weil wir Ihnen helfen wollen. Ich will Ihnen dabei keine Vorschriften machen, Signore, und meine, daß wir vielleicht diesen Ort verlassen sollten. Sie haben doch bestimmt ein Wohnhaus, oder?«
    Der Pfarrer löste seine Hände voneinander. »Setzen wir uns in die erste Bank, bitte.«
    »Ja, das ist gut.«
    Der alte Mann stand mit unsicheren Bewegungen auf. Bill sah es, er hielt ihn fest, was der Geistliche mit dem Totenkopfgesicht dankbar nickend quittierte.
    Bill hakte den Pfarrer unter, als sie die wenigen Schritte zur ersten Bank gingen und sich setzten.
    »Sie heißen Guido Strassel, nicht?«
    »Ja.«
    »Kein unbedingt italienischer Name.«
    »Das weiß ich. Aber gehen Sie davon aus, daß ich noch aus der alten Zeit übriggeblieben bin. Ich bin eigentlich Südtiroler, aber das ist lange her. Wenn Sie wollen, können Sie mit mir auch in der deutschen Sprache reden.«
    »Das wäre uns lieb.«
    »Gut.« Der alte Mann senkte den Blick und schaute auf seine Hände, die auf dem Oberschenkel lagen. »Ich weiß, was Sie fragen werden, und ich kann Ihnen die Antwort schon

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