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1012 - Der programmierte Mann

Titel: 1012 - Der programmierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihn zu einem Arbeitseinsatz zu überreden.
    „Na schön", seufzte der Beamte. „Dann eben nicht."
    Er legte die Atemmaske an, die ihn vor schädlichen Stoffen in der Atmosphäre von Jarvith-Jarv schützte, und ging in den Regen hinaus. Fluchend blickte er zu den Trümmern des Daches hinauf, das beim letzten Sturm hinweggeflogen war. Da die Mühlen der Bürokratie auf Jarvith-Jarv allzu langsam arbeiteten, war es nicht möglich gewesen, das Dach innerhalb einer Woche zu reparieren. Und so mußte er es sich gefallen lassen, daß der Regen auf ihn herabprasselte, während er zu seinem Spezialgleiter ging.
    Die Vorstellung, daß Xingar und seine Leute an den Bildschirmen ihres Schiffes saßen und ihn beobachteten, verursachte ihm Magenschmerzen. Er meinte, sie schadenfroh lachen zu hören.
    „Na wartet", sagte er, als sich die Gleitertür neben ihm schloß. „Ich werde eure Freude ein wenig dämpfen."
    Er startete die Maschine und steuerte sie auf den Walzenraumer zu. Der Gleiter war mit modernsten Spür- und Untersuchungsgeräten ausgestattet, die die Fabriken der Erde zu liefern vermochten. Sie versetzten ihn in die Lage, den Walzenraumer weitgehend zu durchsuchen und dabei alles aufzuspüren, was auf der Verbotsliste stand.
    Bruke Tosen war Einfuhrkontrolleur. Er überwachte den Importhandel im Namen des Hansekontors auf Jarvith-Jarv, und er war stolz darauf, daß er bei den Händlern gefürchtet war. Ihm haftete der Ruf an, daß es sinnlos war, verbotenes Handelsgut nach Jarvith-Jarv schmuggeln zu wollen, solange er Dienst hatte. Und er wußte, daß mancher Händler bemüht war, die Zollkontrollen auf einen Zeitpunkt hinauszuzögern, an dem seine Dienstzeit vorbei war. Das war häufig gar nicht so schwierig, da Bruke Tosen nur drei Stunden pro Tag arbeiten mußte. Er teilte sich die anfallenden Aufgaben mit drei Kollegen, auf die er mit einer gewissen Herablassung hinabblickte, weil er überzeugt davon war, daß sie ihren Dienst nur nachlässig versahen.
    Glücklicherweise landete nicht alle paar Minuten ein Handelsraumschiff auf dem Raumhafen Jarvon. So groß waren der wirtschaftliche Bedarf und der Exportwille der Bevölkerung nicht, deren Zahl alles in allem nur wenig über zweihunderttausend lag.
    Davon lebten allein achtundvierzigtausend in der Hauptstadt. Tatsächlich kamen täglich nicht mehr als zwei bis drei Raumschiffe, und auch sie wurden nicht vollständig entladen und wieder beladen. Jeweils nur ein Teil der Ladung wurde ausgetauscht und auf Jarvith-Jarv umgeschlagen.
    Dennoch galt der Planet, der nahe dem Zentrum der Großen Magellanschen Wolke lag, als bedeutende Handelswelt, denn es kam nicht nur auf die Menge der umgeschlagenen Waren, sondern vor allem auch auf die Qualität an.
    Wichtigstes Exportgut war die Schwemmasche, die von den zahllosen Vulkanen des Planeten ausgeworfen wurde. Sie war wegen ihrer kristallinen Struktur außerordentlich begehrt und fand vor allem in der Mikrotechnik Anwendung.
    Bruke Tosen hielt den Gleiter etwa hundert Meter von dem Walzenraumer entfernt an, der wie ein Berg vor ihm aufwuchs, und dessen obere Rundung im Dunst der tiefhängenden Wolken verschwand.
    Der Importkontrolleur tippte eine Kodezahl in den Bordvideo, und augenblicklich erschien das bärtige Gesicht eines Springers im Projektionsfeld des Geräts.
    „Importkontrolle", erklärte Bruke Tosen. „Bitte, öffne die Hauptschleuse für mich."
    „Du, Tosen?" fragte der Springer erstaunt. Seine Augenbrauen wölbten sich. „Wieso hast du Dienst? Wir haben Formier erwartet."
    „Das geht dich überhaupt nichts an und sollte dich nicht überraschen. Wenn du unsere gesetzlichen Bestimmungen beachtet hast, kann es dir egal sein, wer zu dir an Bord kommt."
    „Das ist doch immer das gleiche mit euch verfluchten Zöllnern", schimpfte der Springer.
    „Anstatt dem freien Handel die Tore zu öffnen, kommt ihr kleinkarierten Geister daher und werft uns Knüppel in den Weg, wo immer ihr könnt."
    Bruke Tosen glaubte, sich verhört zu haben. Bisher hatte noch niemand gewagt, so mit ihm zu reden.
    „Öffne die Hauptschleuse", forderte er.
    „Ist schon offen." Der Springer schaltete ab.
    Bruke Tosen wollte den Gleiter steigen lassen und blickte nach oben. Da sah er ein armlanges Stahlstück aus dem Dunst der Wolken auftauchen und auf ihn herabfallen.
    Bevor er reagieren konnte, war es auch schon an ihm vorbei und prallte laut klirrend auf den Kunststoffbeton. Es prallte davon zurück und hüpfte fast drei Meter in die

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