102 - Jagd nach dem Dämonenherz
schaffen, und es war noch weit bis zum Brunnen der Umkehr. Der Dämon mit dem greisenhaften Aussehen versuchte jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen.
Da er bisher sehr aufmerksam gewesen war, blieb ihm der Zusammenstoß mit Feinden erspart. Vorhin erst hatte er eine Echsengruppe entdeckt, die sich gierig auf ihn gestürzt hätte, wenn er ihr nicht in großem Bogen ausgewichen wäre.
Aber solche Umwege kosteten Zeit, und Yappoo hatte davon wenig. Denn die Zeit war zu seiner unerbittlichen Feindin geworden. Was nutzte ihm die milchweiße Dämonenseele, wenn er den Zauberbrunnen nicht bald erreichte?
Seine Wunde hatte wieder angefangen zu bluten, und er spürte immer deutlicher, wie das Gift des Höllenschwerts durch seinen Körper floß. Er blieb stehen und wischte sich die grauen Schweißtropfen von der Stirn.
Sein mit Runzeln übersätes Gesicht zuckte, und er fühlte sich so schwach, daß er sich am liebsten hingelegt und geschlafen hätte, aber das wäre sein sicherer Tod gewesen.
Er wäre entweder an seiner Verletzung zugrunde gegangen, oder ein Feind hätte ihn entdeckt und getötet, deshalb zwang sich der Seelensauger, auf den Beinen zu bleiben.
Er stolperte weiter. Die erbeutete Seele erholte sich und wollte sich aus dem Staub machen, doch Yappoo merkte es rechtzeitig und schwächte sie wieder mit einem magischen Spruch.
Er hätte Haspiran schon gern wieder verlassen - stark wie früher. Er wäre auf die Erde zurückgekehrt und hätte Mr. Silver gesucht, und er hätte sich für das gerächt, was ihm dieser verdammte Silberdämon angetan hatte.
Und nach seiner Rache wäre er nach Grönland zurückgekehrt und hätte sein Treiben wiederaufgenommen. Er hätte Marya, dieses junge, schöne Mädchen, noch einmal in seinen Iglu geholt und ihr die Seele ausgesaugt.
Davon träumte Yappoo mit offenen Augen - von seiner Wiedererstarkung, von der Rache, von seiner Rückkehr, von Marya…
Ein aggressives Zischen drang an sein Ohr. So schnell es sein erschöpfter Körper zuließ, drehte er sich um - und sah fliegende Schlangen. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt, aber als er sich verstecken wollte, wurden sie auf ihn aufmerksam und änderten sogleich ihre Flugrichtung.
***
Ich jagte die Treppe hinunter und stürmte aus dem Krankenhaus. Ich rempelte einen jungen Mann an. Er stand nicht sicher genug auf den Beinen und stürzte.
»He! He!« protestierte er. »Sind Sie verrückt?«
Er wußte nicht, wieviel Glück er hatte. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich umgekehrt, und dann hätte sich Marbu seiner angenommen.
Er hatte einen großen, herrlich bunten Blumenstrauß getragen - kunstvoll arrangiert, in Cellophan verpackt. Beim Zusammenstoß waren die Blumen in hohem Bogen durch die Luft geflogen und vor meinen Füßen gelandet.
Ich hätte drüberspringen können, aber Marbu machte es Spaß, die Schönheit des Straußes zu zerstören. Trotz der Eile rammte ich den Fuß mittenhinein und drehte ihn. Erst dann rannte ich weiter.
Der junge Mann brüllte mir eine Verwünschung nach, um die ich mich nicht kümmerte. Jetzt hatte ich es eilig, den Ford Sierra zu erreichen, denn ich sah uniformierte Polizisten über den Rasen vor dem Krankenhaus laufen.
Um ihnen ein wenig von ihrem Mut zu nehmen, schoß ich, ohne zu zielen. Ich traf niemanden, aber sie warfen sich sofort alle auf den Bauch.
Sie nahm ich nicht so ernst wie Mr. Silver, denn der Ex-Dämon war die einzig wirklich große Gefahr für mich, deshalb mußte ich zusehen, die Distanz zwischen ihm und mir zu vergrößern.
Er befand sich noch im Krankenhaus, aber er war mit Sicherheit schon unterwegs, um mich einzuholen. Roxanes Blitznetz hatte mich nur gestreift, und ich war schon ziemlich ins Trudeln gekommen. Um wie vieles schlimmer würde es mir erst gehen, wenn der Ex-Dämon mich mit seiner Silbermagie attackierte.
Dazu durfte ich es nicht kommen lassen. Ich rannte, so schnell ich konnte, erreichte den Sierra, und Augenblicke später raste ich los.
***
Atax blickte sich um. Die lebenden Steinwände wölbten sich ihm entgegen und zogen sich wieder zurück. Er sah Höllenwesen, die in den weichen Steinen steckten.
Sie flehten Atax um Hilfe an, doch der geschlechtlose Dämon kümmerte sich nicht um sie. Er suchte Farrac. Niemanden sonst würde er befreien.
Allmählich stellte sich bei Atax eine gewisse Unruhe ein, weil er den Höllenschmied noch nicht entdeckt hatte. Befand sich Farrac am Ende nicht mehr hier? Hatte bereits ein anderer die Idee gehabt,
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