1024 - Bestien aus Satans Garten
einem Fluch auf den Lippen in die Höhe, faßte unwillkürlich an die getroffene Stelle und spürte die Nässe zwischen meinen Fingern, die auch klebte.
Der zweite kleine Drache schwirrte über meinem Kopf. Das gleiche Maul, die gleichen Augen, die gleiche Zunge und die gleichen Zähne, die allerdings jetzt einen rötlichen Schimmer zeigten, da mein Blut daran klebte.
Ich tauchte weg, als der Drache auf mich zuflog. Dann griff ich nach meiner Jacke, die über der Lehne eines Stuhls hing. Ich fuhr mit ihr herum und kam mir vor wie ein Stierkämpfer. Nur rammten nicht Hörner eines Stiers in das Futter, sondern die Zähne des kleinen Drachen. Das Tier biß sich für einen Moment daran fest.
Die Zeit nutzte ich aus.
Beide Hälften der Jacke preßte ich dort zusammen, wo sich die Bestie befand.
Unter dem Stoff und auch unter meinen Händen wurde etwas zusammengedrückt. Als ich die Jacke wieder auffaltete, fiel die Masse zu Boden, die einmal ein kleiner Drache gewesen war.
Sie zuckte noch.
Ich beendete die letzten Lebenszeichen mit zwei harten Tritten mit der Hacke und drehte noch den Fuß.
Aus, vorbei.
Wenigstens diese kleine Bestie. Aber die erste lebte noch. Sie hatte es geschafft und sich tatsächlich durch den Stoff meiner Tasche gefressen wie eine Ratte.
Das Loch war groß genug, um den Körper hindurchschlüpfen zu lassen. Er blieb nicht mehr in Bodenhöhe, sondern flirrte sofort der Decke entgegen, wo sich das Tier augenblicklich drehte und dem offenen Fenster entgegenhuschte.
Es verschwand durch den Spalt und tauchte in die Dunkelheit der Nacht.
Ich atmete tief durch und schüttelte dabei den Kopf. Mit derartigen Attacken hatte ich nicht gerechnet. Damit mußte ich zunächst einmal zurechtkommen und war froh, mich auf den Stuhl setzen zu können. Das Blut aus Ohr- und Nackenwunde war mir bis auf die Schulter geflossen, und es tropfte noch immer.
In meiner Kulturtasche fand ich immer Ersatzpflaster. Ich ging ins Badezimmer, schaute mich im Spiegel an und sah das Blut am rechten Ohr und am Hals. Die anderen Schrammen waren dagegen harmlos.
Ich ließ Wasser über die Wunde laufen, tupfte sie dann ab und verarztete mich selbst.
Unter dem Pflaster tuckerte es noch, aber das ließ sich recht gut ertragen.
Ich war nicht mehr müde, denn diese Überraschung hatte mich hellwach gemacht.
Im Zimmer blickte ich mich vorsichtig um. Man konnte ja nie wissen. Der Professor war von fünf dieser kleinen Bestien attackiert worden, mit hatten zwei gereicht.
Ein dritter kleiner Drache war nicht zu sehen. Da hatte ich das Zimmer schon durchsucht und auch unter dem Bett nachgeschaut. Vor dem Fenster blieb ich nachdenklich stehen. Ich konnte mir vorstellen, daß die fliegenden Echsen das Haus des Professors unter Kontrolle hielten. Aber warum war ich ihr Ziel gewesen? Wußten sie möglicherweise, daß ich erschienen war, um den Fall aufzuklären?
Unmöglich war es nicht, auch wenn ich es mir nicht so recht vorstellen konnte.
Ich wollte mich schon abwenden und das Fenster schließen, als mir unten etwas auffiel.
Eine helle Gestalt. Ähnlich wie ein Schweif, der aus dem dunklen Himmel gefallen war und nun Kontakt mit dem Erdboden bekommen hatte. Es war kein Schweif, auch kein Mondlicht, das sich verfangen hatte, da unten hielt sich ein Mensch auf.
Eine Gestalt, die ein helles Kleid oder einen Umhang trug. Sie stand neben einem dunklen Baum, und wenn mich nicht alles täuschte, blickte sie auch hoch.
Jetzt ärgerte ich mich darüber, daß ich so gut zu sehen war, denn das Licht brannte noch immer. Für einen Beobachter mußte ich mich sehr deutlich abheben.
Ich versuchte so zu tun, als hätte ich nichts bemerkt, schloß das Fenster und zog mich wieder zurück. Nur keine hektischen Bewegungen, die Verdacht erregten. Hier konnte es die Normalität und die Ruhe bringen.
Zuerst löschte ich das Deckenlicht. Danach auch das der Bodenlampe. Geduckt zog ich mich an.
Die Gestalt draußen hatte mein Interesse geweckt. Ich hoffte darauf, daß sie noch dort unten stand, wenn ich das Haus verlassen hatte.
Auf Zehenspitzen verließ ich das Zimmer und ging auch so über den Gang auf die Treppe zu. Licht brauchte ich nicht. Nur als ich die Treppe erreicht hatte, schaltete ich für einen Moment meine kleine Lampe ein und beleuchtete damit die Stufen, die leer waren.
Dann ging ich die Treppe hinab. Vor der Tür zum Arbeitszimmer des Professors wartete ich einen Moment und lächelte dann, als ich die Schnarchgeräusche hörte.
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