Sternenfaust - 033 - Operation Nachtschatten
Ramirez fluchte lautlos, während er die Sekundenanzeige nicht aus den Augen ließ. Die Zeit war einfach zu kurz! Doch auch das wenige, das er aufzeichnen konnte, war schon ein Gewinn. Er stoppte die Scans eine Sekunde vor dem Zeitlimit, codierte sie und bereitete sie für die Übertragung vor.
Ein Funkspruch von der Werft kam herein. »Frachtschiff, identifizieren Sie sich und nennen Sie uns Ihren Freigabecode.«
»Frachtschiff KANO mit Bauteilen von Epikur III für Werft 27 F«, antwortete Ramirez ohne zu zögern. »Freigabecode: Sigma 742-92853AL313.«
Gleichzeitig bereitete er die Übertragung vor, sodass er sie mit einem einzigen Knopfdruck abschicken konnte. Sein Finger schwebte über der Sendetaste, während er innerlich zu sämtlichen im Universum existierenden Göttern betete, dass der gekaufte Code korrekt und noch aktiv war. Andernfalls würden die nächsten Sekunden die letzten seines Lebens sein.
»Frachtschiff KANO«, kam die Antwort von der Oberfläche, »Sie haben Landefreigabe. Wir übermitteln Ihnen die Koordinaten Ihres Landeplatzes. Die Entladung beginnt, sobald die Fracht freigegeben ist. Guten Flug!«
Jonas Ramirez stieß hörbar die Luft aus und nahm den Finger von der Sendetaste. Sie hatten den Code akzeptiert. Das machte die überstürzte Sendung der Daten überflüssig. Er konnte in Ruhe seine Fracht abladen, danach gemütlich das System wieder verlassen und die Daten aus sicherer Entfernung zu ihrem Bestimmungsort senden. Auf diese Weise blieb er immer noch im Spiel und war in der Lage, noch weitere solcher Einsätze durchzuführen.
Trotzdem ging er kein Risiko ein. Er kopierte die Daten auf einen Mikrochip, den er in seinem Medaillon verbarg. Dieses Medaillon war das neueste Wunderwerk der Technik. Es war innen mit einem Überzug ausgegossen, der bei einem Scan vorgaukeln würde, dass der Anhänger massiv war und keinen Hohlraum besaß. Der Verschluss war so passgenau gearbeitet, dass man ihn allenfalls unter dem Mikroskop erkennen konnte und in diesem Fall wahrscheinlich für eine Gussnaht hielt.
Das Beste daran war aber der Öffnungsmechanismus. Er reagierte nur auf Stimmerkennung und auch nur auf eine bestimmte Sequenz von Tönen der einprogrammierten Stimmen. Außer Ramirez und vier hochrangigen Mitgliedern der Galaktischen Abwehr konnte niemand ihn öffnen. Dazu kam noch eine Schutzfunktion, die den Mikrochip in seinem Inneren zerstören würde, falls man versuchte, den Anhänger gewaltsam zu öffnen.
Nachdem Ramirez seine Scans zu den anderen bereits auf dem Chip befindlichen Informationen gespeichert hatte, löschte er die Daten aus den Ortungsaufzeichnungen und tat dasselbe mit dem vorbereiteten Funkspruch. Da es nicht nötig gewesen war, ihn jetzt abzusenden, war es weitaus sicherer, wenn er ihn spurlos aus dem System verschwinden ließ und erst neu eingab, wenn er ihn weit genug weg von den Ortungsgeräten und Funkempfängern der Genetics senden würde.
Er landete die KANO vorschriftsmäßig auf den angegebenen Koordinaten, nahm den Frachtdatenspeicher und ging zur Außenschleuse, um sich bei der Verwaltung zu melden, damit die Fracht freigegeben wurde. Als er die Schleuse öffnete, stand er einer Abteilung Soldaten gegenüber und starrte in die Mündungen ihrer Nadler.
»Captain Jonas Ramirez, Sie sind verhaftet wegen Spionage gegen die Genetiker-Förderation!«
Ramirez zeigte nach außen hin keine Regung. Doch innerlich schrie eine Stimme: Jemand hat mich verraten!
*
Captain Dana Frost, Kommandantin des Sondereinsatzkreuzers STERNENFAUST II, saß im Aufenthaltsraum bei einem Becher Kaffee und gab vor, die Dienstpläne der kommenden Woche durchzugehen. In Wahrheit beobachtete sie Sonderbotschafter Aorangi Mako Maunga, der seinerseits unverhohlen interessiert einem Gespräch zwischen einigen Crewmitgliedern lauschte.
Der Auftrag der STERNENFAUST lautete, den Botschafter nach Darelis II zu bringen, wo er mit den Genetics, die sich vor kurzem von den Solaren Welten abgespalten und ihre Unabhängigkeit erklärt hatten, verhandeln sollte. Die Solaren Welten wollten die Genetiker-Förderation um militärische Unterstützung ersuchen.
Seit sich das Wurmloch Alpha auf dem Territorium der Menschen wieder geöffnet hatte, das in einen 50.000 Lichtjahre entfernten Teil der Galaxis führte, befanden sich die Solaren Welten in einer Gefahr von zwei Seiten gleichzeitig. Diesseits versuchten etliche Völker, Zugang zum Wurmloch und den dahinter liegenden Verheißungen zu
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