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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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seinen Jungen dazu erzog, daß er sich Artfremden gegenüber für etwas Besseres hielt.
    Natürlich konnte der Doppel-Spoodie für die Veränderungen verantwortlich sein. So ein zweifacher Symbiont mochte Rujums Reaktionen beeinträchtigen, so daß er nicht mehr imstande war, einmal Gelerntes in die Tat umzusetzen, und er konnte den Charakter beeinflussen.
    Cylam holte das Bild hervor, das er von dem Jungen gemacht hatte, und zeigte es Nyrm.
    „Ist das Rujum?" fragte er.
    Sie sah das Bild lange an.
    „Ja", sagte sie schließlich.
    „Bist du ganz sicher?"
    „Nun", sagte sie zögernd. „Er ist ein Junge, und du weißt, wie das mit solchen Bildern ist.
    Es könnte genauso gut ein anderer Krane in seinem Alter sein, der lediglich große Ähnlichkeit mit dem Jungen hat. Aber du kannst dir leicht Gewißheit verschaffen. Er ist mal während der Jagd von einem Dodar angefallen worden. Das Tier hat ihm zwei Stiche versetzt, beide am rechten Oberschenkel. Die Narben müßten noch aufzufinden sein."
    Cylam nickte nachdenklich und stand auf.
    „Mußt du schon wieder gehen?" fragte Nyrm enttäuscht.
    „Ich komme wieder, wenn du es möchtest", versprach der Krane.
    „Was ist eigentlich los? Stimmt mit Rujum etwas nicht?"
    „Ich weiß es nicht. Aber ich werde es herausfinden. Tu mir einen Gefallen, Nyrm: Sprich nicht mit Tarnis darüber!"
    Sie war nicht sehr angetan von dieser Bitte, aber schließlich versprach sie es ihm. Sie brachte ihn zur Tür, und unwillkürlich sah er sich nach dem Tart um. Der Wächter ließ sich nicht blicken.
    „Er ist selbst schuld daran", bemerkte Nyrm, die seine Blicke richtig deutete. „Er schießt häufig über das Ziel hinaus. Außerdem sind die Tarts jetzt alle sehr nervös. Ich kann es verstehen."
    „Ich auch", murmelte Cylam. „Sage ihm, daß es mir leid tut."
    Als er wieder im Schweber saß, spürte er plötzlich eine starke Unruhe in sich aufkommen. Er hatte gelernt, solche Gefühle ernstzunehmen. Er beschleunigte und raste mit Höchstgeschwindigkeit zurück zum Haus der Kämpfer.
    Die Tür zu dem Zimmer, in dem er den Jungen zurückgelassen hatte, stand offen.
    Rujum kauerte auf dem Boden und lächelte töricht. Auf seinem Kopf klebte ein Stückchen Verbandstoff.
    Cylam brauchte nicht erst nachzusehen, um zu wissen, was geschehen war: Man hatte den Doppel-Spoodie entfernt. Natürlich konnte sich das nicht so schnell auf den Verstand des Jungen auswirken. Darum hatte man mit einer Droge nachgeholfen.
    Der Krane schluckte den Fluch hinunter, der sich ihm auf die Lippen drängte. Er befahl dem Jungen, sich aufs Bett zu legen und vorher die Oberkleidung auszuziehen. Dann untersuchte er Rujums rechten Schenkel und fand an zwei Stellen ein paar weiße Haare.
    Als er das Fell auseinander blies, sah er auch die Narben. Erst da war er sicher, daß er wirklich Tarnis' Sohn vor sich hatte.
    Er fragte sich verzweifelt, wie er dem Stadtverwalter die bittere Wahrheit beibringen sollte. Es war sehr unwahrscheinlich, daß Rujum jemals wieder zu einem normalen Kranen wurde, auch wenn man ihm einen neuen Spoodie gab.
    Cylam ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste und wünschte, er hätte die vor sich, die für Rujums Schicksal verantwortlich waren. Es konnte sich nur um Anhänger der Bruderschaft handeln. Wenn diese Leute sich derart widerwärtiger Methoden bedienten, dann hatten sie Großes im Sinn. Aber was planten sie? Und welche Rolle hatte Rujum in ihrem Plan spielen sollen? Der Krane zerbrach sich darüber den Kopf, bis Wyskynen ihn aus seinen Grübeleien aufschreckte.
     
    2.
     
    Sie führten Rujum zu einem Schweber. Der Junge ließ alles widerstandslos mit sich geschehen. Er war friedlich wie ein kleines Kind.
    Während sie zu Tarnis unterwegs waren, berichtete Wyskynen, was er in der Stadt erfahren hatte.
    „Sie sind alle restlos durcheinander", sagte der Prodheimer-Fenke. „Bei den Tarts braut sich allmählich etwas zusammen. Sie haben den Schock jetzt halbwegs überwunden und fangen an, an Rache zu denken. Sie wissen nur noch nicht recht, an wem sie ihre Wut austoben sollen. Die anderen Abordnungen reagieren unterschiedlich. Einige geben sich gelassen. Sie meinen, daß es sich um einen Streich handelte, der allein gegen die Tarts gerichtet war. Es gibt sogar ein Gerücht, wonach Doevelnyk von Leuten aus seinem eigenen Volk entführt worden ist. Man munkelt von einem Rivalen, dem Doevelnyks Martha-Martha-Demonstration nicht gefallen hat."
    „So ein Unsinn!" murmelte Cylam. „Die Tarts

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