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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Strapaze, die ganze Fahrt bis zum Verwaltungsgebäude stehend mitzumachen, nur auf sich nahm, um mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    War dieses Verhalten während der Fahrt noch für jedermann verständlich, so nahm GUS Manie während des Festessens absurde Formen an. Denn er stand auch dort. Für die Kranen, die nichts mehr liebten als ein ausgedehntes, geruhsames Mahl, mußte es geradezu eine Qual sein, den Herzog so zu sehen. Allerdings zeigte es sich, daß Gu, was das Essen anging, es mit jedem anderen Kranen aufzunehmen vermochte.
     
    *
     
    Für den Herzog selbst bot sich die Situation etwas anders dar. Er hätte liebend gerne an der Tafel Platz genommen und auch die Fahrt über gesessen - aber er konnte es nicht. In der KRANOS Iverfügte er über die garantiert weichsten Sessel und Kissen, die es im ganzen Herzogtum gab, und doch verbrachte er auch dort die meiste Zeit stehend oder liegend. Er hatte nämlich Hämorrhoiden, die ihm beim Sitzen fürchterliche Schmerzen bereiteten. Niemand wußte das, und er hatte auch nicht die Absicht, es irgend jemandem zu verraten. Im übrigen paßte sein aus dieser Krankheit resultierendes Verhalten hervorragend zu der Maske, hinter der Gu sich verbarg.
    Im Augenblick gab er sich jovial und ein wenig dümmlich. Während er wählerisch am Braten herumzupfte, der übrigens ganz vorzüglich war, plauderte er mit seinen Nachbarn über Krankheiten, Familienangelegenheiten und ähnliche, nichtige Dinge. Wer ihn in diesem Augenblick beobachtete, dem kamen unweigerlich Zweifel an der Weisheit des Orakels und der Bedeutung der Herzöge. Gu wußte das und förderte solche Fehlschlüsse bei jeder Gelegenheit.
    In Wirklichkeit aber entging seinen trüben Augen nichts, und seine scharfen Ohren fingen Bemerkungen auf, die nicht für ihn bestimmt waren.
    Da war Tarnis, der einen bedrückten Eindruck machte. Gu war überzeugt davon, daß Tarnis Probleme hatte, sehr ernsthafte Probleme sogar.
    Noch größere Probleme hatte Grofler, der Chef der Schutzgarde. Der Krane war so nervös, daß ihm fast das Fleisch aus den Fingern fiel, wenn Gu ihn nur ansah. Zwei Plätze weiter hockte Murd, ein Prodheimer-Fenke, winzig und unglücklich zwischen dem Lysker Bardys, der die Raumhafenbehörde leitete, und dem Tart Op, der Groflers Stellvertreter war. Der einzige in dieser Gruppe, der einigermaßen gelassen wirkte, war Bardys. Murd und Op waren genauso nervös wie Grofler und darüber hinaus sehr gereizt.
    Es schien, als wären sie sich am liebsten gegenseitig an die Kehle gegangen.
    Je länger Gu in dieser Runde weilte, desto deutlicher wurde für ihn spürbar, daß auch alle anderen von Nervosität und Reizbarkeit beherrscht wurden. Außer dem Herzog selbst schien niemand dieses Festessen genießen zu können. Das aber deutete darauf hin, daß es sich nicht um eine der üblichen Querelen handelte. Es mußte etwas Großes sein, etwas, das ganz Couhrs-Yot betraf, und zweifellos hing es mit der Lugosiade zusammen.
    Herzog Gu sah sich nach Fischer um. Der Roboter schwebte wie üblich hinter ihm.
    Niemand wußte, woher dieser Automat kam und wer ihn gebaut hatte.
    „Paß gut auf!" sagte Gu zu Fischer.
    Der Roboter antwortete nicht, wie üblich, und er rührte sich auch nicht von der Stelle.
    Aber die Teilnehmer an dieser Tafelrunde wurden prompt um noch einige Grade nervöser.
    Herzog Gu war sicher, daß sich bald jemand verplappern würde. Er trieb dieses Spiel nicht zum erstenmal und hatte es zu großer Meisterschaft darin gebracht.
    Er fixierte immer häufiger den Prodheimer-Fenken, und Murd wurde ganz zappelig unter diesen Blicken. Er war für alle kulturellen Ereignisse zuständig und daher auch für die Lugosiade verantwortlich.
    Gu lenkte das Gespräch auf Wettkämpfe aller Art und gab eine Geschichte zum besten, die sich tatsächlich zugetragen hatte. Es ging um einen Wettkampf, der zu einem ähnlich großen Ereignis wie die Lugosiade hatte werden sollen, dann aber wegen einer Nachlässigkeit der Veranstalter in einem Fiasko endete.
    Der Herzog verstand sich darauf, solche Geschichten zu erzählen. Normalerweise bogen sich seine Zuhörer vor Lachen - diesmal jedoch erfolgte nur eine sehr gedämpfte Reaktion, die noch dazu unecht war, wie Gu sofort erkannte.
    Er tat, als hätte er nichts bemerkt, und wandte sich nun direkt an den armen Murd.
    „So etwas kann uns natürlich nicht passieren", bemerkte er und zwinkerte dem Prodheimer-Fenken vertraulich zu.
    „Natürlich nicht!"

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