103 - Die Rache des Höllenfürsten
nichts mehr wissen. Ich hatte neue Pläne, andere Ziele. Ich wollte nicht mehr gegen die schwarze Macht kämpfen.
Marbu hatte mich gründlich umgekrempelt, und ich hatte die besten Aussichten gehabt, zum Dämon zu werden. Im Zwischenstadium hatte ich den Gangsterboß Guy La Cava entmachtet und seine Organisation übernommen, und ich hatte geplant, mir als Unterweltkönig von London einen Namen zu machen.
Doch Mr. Silver und Boram hatten dazwischen gefunkt, und nun lag ich hier in meinem Haus, mit magischen Fesseln an mein Bett gefesselt und Marbu die schwarze Kraft in mir, war von Boram, dem weißen Vampir, stark geschwächt worden.
Wenn es mir möglich gewesen wäre, hätte ich nicht gezögert, Mr. Silver zu töten, aber ich war zum stilliegen verdammt, und selbst ohne magische Fesseln hätte ich dem Hünen mit den Silberhaaren nicht gefährlich werden können.
Marbu erholte sich zwar, aber um mit Mr. Silver fertigwerden zu können, hätte ich die Entwicklung zum Dämon abwarten müssen.
Ich hatte meine Freundin Vicky Bonney verlassen und mir eine andere Freundin zugelegt: die Filmschauspielerin Colette Dooley, eine echte Sexbombe.
Sie war früher mit La Cava zusammen gewesen. Ich hatte sie ihm weggenommen, und er hatte mir, genau wie sie, aus der Hand gefressen. Marbu hatte ihr viel angetan, und Mr. Silver erzählte nun, daß sich Colette davon in einem Sanatorium erholen wollte.
»La Cava wird sich wieder um sie kümmern, wenn sie rauskommt«, sagte ich.
»La Cava wird sich ihrer nicht mehr annehmen können«, erwiderte der Ex-Dämon. »Er kann überhaupt nichts mehr tun. Tucker Peckinpah hat dafür gesorgt, daß er hinter Gittern landete, und der Polizei gelang es fast gleichzeitig, die gesamte Organisation zu zerschlagen. Du siehst: Erfolg auf der ganzen Linie.«
Erfolg? Für mich waren das nur Niederlagen! Ich spuckte Gift und Galle.
»Ich gebe mich nicht geschlagen, Silver,« fauchte ich aggressiv. »Mag es im Moment auch danach aussehen, als würde ich nie wieder hochkommen, eines schwöre ich dir: Eines Tages stehen wir uns als Dämonen gegenüber, und dann werde ich dich vernichten!«
Der Ex-Dämon lachte mitleidig. »Von mir aus kannst du getrost mit dem Säbel rasseln. Das stört mich nicht. Ich weiß, daß Marbu aus dir spricht, und ich weiß, daß die schwarze Kraft in dir so schwach ist wie selten zuvor. Wir machen dich wieder zu dem Tony Ballard, der du einmal warst.«
»Das schafft Ihr nie.«
»O doch, das schaffen wir«, widersprach mir der Hüne. »Die Zeit ist auf unserer Seite.«
***
Shibba hörte die Höllenhunde hinter sich und forcierte ihr Tempo. Sie war aufgewachsen im Zentrum des Bösen, in der siebten Hölle. Sie kannte die mannigfaltigen Gefahren im Reich der Verdammnis und war lange Zeit an der Seite von Haggas, einem starken, grausamen Dämon, geritten.
Er hatte mit seiner wilden Horde sämtliche Höllengebiete unsicher gemacht, bis er eines Tages an Loxagon geriet, der ihn in einem erbitterten Zweikampf besiegte. [1]
Loxagon hatte aus Haggas' wilder Horde ein gefürchtetes Höllenheer geformt. Sein Ziel war die Machtübernahme im Reich des Grauens. Kasha, die Schakalin, hatte ihn geboren, damit er eines Tages Asmodis, seinen Vater, entmachtete und sich auf den Höllenthron setzte.
Massodo, ein buckliger Schwarzblüter mit Raubkatzenaugen, hatte Loxagon aufgezogen, beschützt und beraten. Aber dann war Massodo in Ungnade gefallen, und Loxagon hatte ihn öffentlich mit dem Höllenschwert hingerichtet - in der Meinung, einen Verräter zu töten.
Es hatte tatsächlich einen Verrat gegeben, aber nicht Massodo hatte ihn begangen. Er war Loxagon stets treu ergeben gewesen. Shibba hatte das Gerücht in Umlauf gebracht, daß Massodo der Verräter war, und Loxagon hatte in seinem Zorn sogleich gehandelt.
Aber dann war Loxagon hinter ihr falsches Spiel gekommen, und nun mußte sie um ihr Leben rennen, denn Loxagon ließ sie von den Höllenhunden hetzen.
Sie ließ die letzten Bäume des Waldes hinter sich, rannte einen sandigen Hang hinauf, rutschte aus und fiel. Sie drehte den Kopf und blickte wieder zurück. Das schwarze Haar flutete über ihr schönes Gesicht.
Sie fegte es mit einer raschen Handbewegung zur Seite und sprang auf. Ihre Füße steckten in faltigen Wildlederstiefeln, und ein breiter Metallgürtel, an dem ein Schwert hing, umschloß ihre Hüften.
Die Meute hetzte auf sie zu.
Shibba war entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Vielleicht würden
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