1033 - Die Hamiller-Tube
„Blöde terranische Namen."
„Sieh dir das an, was diese Frau mit uns macht", stöhnte der Arkonide. Er wandte seinen Kopf halb zur Seite und blickte Herth ten Var an. Der dritte Stich ging auch an Deneide.
Der schweigsame Ara war ein stiller Beobachter des Spiels. Er ließ sich fast nie zu einem Kommentar hinreißen. Auch sonst hielt sich der führende Bordarzt gern im Hintergrund.
Seine Meinung zählte jedoch bei der ganzen Besatzung von knapp über 12.000 Mann.
Die Cheffunkerin glaubte ihr Spiel schon gewonnen, als Les Zeron ihm noch eine Wende gab. Deneide war einen Moment unaufmerksam gewesen, und den nutzte der Multi-Wissenschaftler.
Zeron war ein lebhafter und humorvoller Mann von 41 Jahren. Er spielte gern, wobei er aber nur danach trachtete, sich zu unterhalten. Von materiellen Gewinnen hielt er wenig, was ihm schon oft Miztels Kopf schütteln eingebracht hatte.
Offiziell nannte sich Zeron einen Nexialisten. Er war Koordinator für alle an Bord vertretenen Richtungen und Fachsparten. Es war üblich, daß man ihn einschaltete, wenn in zwei oder mehr unterschiedlichen Bereichen Zusammenarbeit notwendig wurde.
Es bereitete Zeron sichtliches Vergnügen, Deneide den als sicher erwarteten Sieg noch zu entreißen. Sein kugelrundes, rotes Gesicht mit den auffälligen Hängebacken verfärbte sich noch um eine Nuance dunkler. Die wenigen weißblonden Haare auf seinem Schädel standen in allen Richtungen, und sein kleiner, nicht gerade schlanker Körper rutschte auf dem Hocker vor Freude hin und her.
„Kaputt", meinte er zufrieden, als er den letzten Stich gemacht hatte. Deneide zählte noch einmal ihre Karten nach, aber sie kam nur auf 58 Punkte.
„Ha!" machte Miztel, der das Spiel durch den Dreh des Nexialisten mitgewonnen hatte.
Er hieb vor Freude mit der Faust auf den Tisch, der in Wirklichkeit eine Kiste war. „Doch kein blödes terranisches Spiel. Los! Weiter! Jetzt ziehen wir Deneide die Hosen runter."
„Ich muß doch sehr bitten." Die Frau spielte die Empörte.
„Ich auch."
Im Eingang des Ersatzteillagers stand Waylon Javier, der Kommandant der BASIS.
„Mein Trümmerhaufen spielt Skat", brummte er gutmütig, „während wir uns auf einen Generaltest der Triebwerke vorbereiten."
Nur wer das Verhältnis Javiers zu seiner Mannschaft, die er liebevoll mit Trümmerhaufen titulierte, richtig kannte, konnte verstehen, daß die drei Kartenspieler und der Ara ihn kaum beachteten.
„Natürlich spielen wir." Les Zeron kratzte sich an seinen spärlichen Haaren und pustete seine Hängebacken auf, denn die Karten, die er erhalten hatte, gefielen ihm überhaupt nicht. „Zuerst müssen wir jedoch Deneide die Hosen runterziehen. Weisung von Miztel.
Danach können wir uns vielleicht auf den Test konzentrieren."
Javier war sich sicher, daß seine Leute längst alle Vorbereitungen getroffen hatten.
Andernfalls wären sie nicht so gemütlich hier gesessen.
„Ich fürchte nur", sagte der BASIS-Kommandant mit scheinbarem Ernst, „daß ihr dann überhaupt keine Konzentration mehr besitzt."
„Kontra", rief Deneide laut.
„Ich habe noch nicht gereizt", wunderte sich Miztel empört.
„Ihr habt mich genug gereizt. Jetzt ziehe ich euch das Fell über die Ohren. Grand-Hand!"
„Ich meine, du solltest...", begann Zeron. Seine roten Backen begannen zu hüpfen.
„Du hast kein Fell", fuhr ihm Deneide dazwischen. „Ich weiß, ich weiß."
Javier wartete, bis die ersten Karten ausgespielt wurden, dann räusperte er sich vernehmlich.
Les Zeron legte seine Karten verdeckt auf den Tisch. „Merkt ihr denn nicht, daß der Chef ein Anliegen hat?" fuhr er seine Mitspieler an.
„Doch, doch." Miztel blinzelte über seine Karten Deneide an. „Er hat doch einen Mund, mit dem er sprechen kann. Eine Alarmsirene habe ich nicht gehört, und die Hamiller-Tube ist immer noch nicht explodiert. Warum also so hastig?"
„Ich suche Oliver", sagte Waylon Javier sachlich. „Habt ihr ihn irgendwo gesehen?"
„Wir kennen kein Besatzungsmitglied", antwortete Les Zeron, und Miztel fuhr fort: „Mit dem Namen Oliver. Solltest du allerdings von dem Schrecken der BASIS sprechen", und Deneide beendete den Satz, „der da Olli-Bolli genannt wird?"
Javier folgte mit seinen Blicken den drei Spielern. Sein Mund blieb vor Staunen offen.
„Den haben wir auch nicht gesehen", dröhnte Herth ten Var aus dem Hintergrund.
Die bläulich Schimmernden Hände des Kommandanten fuhren in einer wirren Bewegung durch die Luft.
„Doch ein
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