1034 - Kitas Kettenhund
kann. Eine Mutation. Wie aus einem Film.«
»Soll ich Monster sagen?«
»Ja, Mr. Sinclair. Sagen Sie es laut und deutlich. Ich denke an ein Monster. Davon bin ich auch jetzt noch überzeugt. Es ist ein Monster gewesen. Eine Bestie, wie sie normal nicht existiert. Deshalb habe ich auch Alarm geschlagen. Ich bin froh, daß Sie hier erschienen sind und mich nicht auslachen.«
»Warum sollten wir das tun?«
»Wegen des Monsters.«
Ich winkte ab. »Nein, das ist nicht richtig, Mr. Cortney. Wir denken ebenfalls in diese Richtung. Darauf können Sie sich verlassen. Es muß einfach eine Bestie gewesen sein. Davon weiche ich auch nicht ab. Vier Schäferhunde zu töten, die nun wirklich keine Schoßhunde sind, dazu gehört schon etwas.«
»Das meine ich auch. Und deshalb ist es auch nicht normal, Mr. Sinclair.«
»Stimmt.«
Für eine Weile lastete Schweigen zwischen uns. Bis Alvin Cortney fragte: »Haben Sie als Polizisten nicht schon eine Idee? Ich bin vielleicht zu subjektiv eingestellt, und man hat Sie mir als Fachleute empfohlen…«
»Noch nicht«, sagte Suko. Er hatte da für mich mitgesprochen.
»Das wäre auch zuviel verlangt.«
Ich brachte das Thema wieder auf die Hunde. »Wir alle hier haben die Körper gesehen. Mir ist aufgefallen, daß sie nicht nur die Bißwunden zeigten, nein, aus den Kadavern sind auch regelrechte Fleischstücke herausgerissen worden. Man könnte meinen, daß sich die Bestie oder die Bestien gesättigt haben.«
»Richtig«, flüsterte er. »Daran habe ich auch schon gedacht. Wenn es stimmt, haben wir es nicht nur einfach mit einem Monster zu tun, sondern mit einem Kannibalen.«
»Es passierte in der Nacht – oder?«
»Sicher.«
»Gab es Zeugen?«
Der Trainer lachte. »Nicht einmal ich. Schauen Sie sich hier um. Das Gelände ist frei. Das nächste Haus können Sie kaum sehen. Es hat niemand etwas gehört oder gesehen. Nicht einmal ein Liebespaar, das sich in diese Einsamkeit zurückgezogen hat. Glücklicherweise nicht, sonst hätte es auch menschliche Opfer gegeben. Ich stehe vor einem Rätsel. Und ihre normalen Kollegen, wenn ich das so sagen darf, haben sich darum nicht gekümmert. Für sie ist das kein richtiger Mordfall gewesen, wie man auch verstehen kann. Deshalb freue ich mich um so mehr, daß Sie hier erschienen sind.«
»Und leider auch nicht weiterwissen«, gab ich zu.
»Aber Sie werden sich darum kümmern?«
»Das schon.«
»Dann sehe ich etwas hoffnungsvoller in die Zukunft. Allerdings gibt es keine Spuren, die man verfolgen könnte. Sie stehen gewissermaßen am Beginn. Ich rechne auch damit, daß meine Hunde nicht die letzten gewesen sind, die getötet wurden. Da gibt es sicherlich bald andere Opfer. Daran glaube ich fest.«
»Nur macht es keinen Spaß, so lange zu warten«, sagte ich.
»Das kann ich verstehen.«
»Aber Sie können sich nicht vorstellen, Mr. Cortney«, fragte Suko, »daß es jemand gibt, der Ihnen an den Kragen will? Nicht direkt, mehr indirekt.«
»Denken Sie an Rache?«
»Wie auch immer.«
Der Trainer überlegte. »Das weiß ich auch nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich wüßte nicht, daß ich irgendwelche Feinde hätte, wirklich nicht.«
Suko lächelte. »So etwas zu glauben, steht zwar jedem frei. Ich jedoch denke anders darüber und bezweifle, daß es Menschen gibt, die keine Feinde haben.«
»Wer sollte denn so etwas tun?« fragte er leise, hob den Kopf und schaute uns an. »Jetzt möchten Sie von mir wissen, ob ich den einen oder anderen meiner Feinde kenne?«
»Ein Hinweis wäre hilfreich«, stand ich Suko bei. »Möglicherweise fällt Ihnen da jemand ein.«
»Es ist niemand von meinen Kollegen dabei. Das auf keinen Fall. Ich komme mit allen gut aus.«
»Es gibt doch auch andere Menschen.«
»Das ohne Zweifel, die existieren. Nur habe ich einen ziemlich interessanten, aber auch einsamen Job. Ich kenne mehr Hunde als Menschen.«
»Hatten Sie mal mit jemand Streit?« wollte Suko wissen.
»Nicht, daß ich wüßte.«
Er hatte die Antwort zu schnell für unseren Geschmack gegeben, deshalb sagte ich: »Überlegen Sie genau, Mr. Cortney.«
»Da müßte mich schon jemand sehr hassen.«
»Kann sein.«
Der Trainer umfaßte sein Glas und hob es an die Lippen. Er trank auch die letzten Tropfen.
Wir beobachteten dabei sein Gesicht. Der Mann gab sich ehrlich Mühe. Es war zu sehen, wie er seine Gedanken und Überlegungen zurück in die Vergangenheit schraubte, um herauszufinden, ob sich dort etwas ereignet hatte.
»Es ist
Weitere Kostenlose Bücher